Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Jahren, in der ihr Leben eine so abrupte Wendung erfahren hatte. Nach dem Streit mit ihrem Stiefvater und ihrer Mutter war sie regelrecht aus ihrem Elternhaus geflüchtet, und zwar zu dem Mann, den sie damals noch über alles geliebt und den sie eben erst, ohne Ludvig und ihrer Mutter zuvor etwas davon zu erzählen, geheiratet hatte: Kristian.
Doch was sie dann in der ehemaligen Mühle erwartete, hatte ihr Leben endgültig aus den Fugen geraten lassen. Kristian in den Armen von …
Sie schüttelte den Kopf. Nein, es machte keinen Sinn, diese alte Geschichte immer wieder aufzuwärmen. Sie war zurück nach Schweden gekommen, um endgültig mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.
Doch stattdessen hatte sie sich Miles gegenüber ebenso schäbig verhalten wie Kristian sich damals ihr gegenüber.
Lieber Himmel, ich habe Miles betrogen! Und das gleich am ersten Tag, den ich mit Kristian verbringe!
Erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst, in welchem Dilemma sie steckte. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie liebte Miles, wollte ihn heiraten. Und sie war doch nur nach Schweden gekommen, um endlich die Scheidung von Kristian zu erwirken!
Doch jetzt …
Sie straffte die Schultern. “Mach dir lieber keine falschen Hoffnungen”, entgegnete sie kühl, und nur der leicht heisere Klang ihrer Stimme verriet, wie aufgewühlt sie in Wahrheit war. “Ich laufe ganz sicher nicht davon. Du wirst mich erst wieder los, wenn wir rechtmäßig geschieden sind!”
Mit diesen Worten nahm sie ihre Wanderstiefel und stapfte auf Socken davon. Nicht eine Sekunde länger würde sie es in Kristians Gesellschaft aushalten. Sie ärgerte sich jetzt schon darüber, dass sie sich überhaupt auf seinen dreisten Vorschlag eingelassen hatte.
Zwei Wochen sollte sie Tag und Nacht mit ihm zusammenleben wie Mann und Frau. Aber wie sollte das gehen, wenn sie schon heute, am ersten Tag, die Kontrolle über sich verloren hatte?
Als sie außer Sichtweite war, setzte sie sich auf den Stamm einer umgestürzten Birke, barg das Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf. Plötzlich war alles noch viel komplizierter geworden. Sie dachte an Miles. Natürlich musste sie ihm beichten, was vorgefallen war – oder? Sie schluckte und merkte, dass ihr bei dem Gedanken daran schwindelig wurde. Wie würde er wohl reagieren? Würde er ihr das vergeben können? War das überhaupt möglich, einen derartigen Vertrauensbruch zu entschuldigen? Sie selbst hätte sich nicht vorstellen können, Kristian jemals zu verzeihen, dass er mit …
Abermals wanderten ihre Gedanken zurück zu jenem Tag, an dem sie nach dem Streit mit ihrem Schwiegervater zu ihm geeilt war. Sie hatte gehofft, Trost bei Kristian zu finden, bei dem Mann, den sie erst kurz zuvor heimlich geheiratet hatte.
Doch was sie dann hatte sehen müssen, würde sie niemals im Leben vergessen können. Kristian in den Armen seiner Ex.
Ina Norling, die Tochter des Apothekers.
Plötzlich war ihr alles klar geworden. Nun wunderte es sie nicht mehr, dass Kristian einfach zugestimmt hatte, die Heirat geheim zu halten. Warum er sich einverstanden erklärt hatte, dass sie beide, obwohl Mann und Frau, fürs Erste weiterhin nicht zusammenleben, keinen gemeinsamen Hausstand haben würden.
Es war ganz einfach ungemein praktisch für ihn. So konnte er sich auch als verheirateter Mann relativ problemlos um andere Frauen kümmern.
Im Grunde hatte sich sein bevorzugter Typ Frau niemals verändert: blond, hübsch und stolz – genau wie seine Ex Ina. Oder auch wie Audrey. Offenbar war es ihm nie gelungen, seine erste große Liebe zu vergessen. Mit ihr, der etwas naiven, unkomplizierten Linnea, hatte er nur gespielt. Und Linnea hatte gedacht, er hätte sie wirklich aus Liebe geheiratet! Und wegen eines solchen Mannes hatte sie Audrey damals zum Teufel gewünscht …
Sie schluckte. Das war der schlimmste Moment ihres Lebens gewesen, und die Tatsache, dass sie Miles nun etwas ähnlich Schlimmes antun müsste, raubte ihr fast den Verstand.
Den Mann, den sie liebte und der immer gut zu ihr gewesen war, derart zu enttäuschen, machte ihr das Herz schwer.
Aber musste sie es ihm überhaupt sagen? Irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass es sogar verwerflich war, seinem Partner einen einmaligen Fehltritt zu beichten. Weil man damit nichts weiter erreichen wollte, als sein eigenes Gewissen zu erleichtern, und damit das Leben des anderen gleichzeitig völlig aus dem Gleichgewicht brachte.
Schwieg man aber, litt man nur selbst, und das
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