Heinermaedsche
ihr Gefahr laufen, ausgetauscht zu werden?« Ursula lehnte sich zurück und nippte an ihrem Tee.
Das saß. Wie recht Ursula doch hatte. Sie brachte stets alles auf den Punkt.
»Aber das geht doch nicht. Wenn die Polizei davon Wind bekommt, verlieren wir alles«, sagte Gerlinde.
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder durch so eine blöde Schranze ersetzt zu werden oder uns zu wehren und es wie einen Unfall aussehen zu lassen, sodass die Polizei niemals eine von uns verdächtigt.«
Keine erwiderte etwas. Die Anspannung war förmlich zu spüren. Der Nachmittag entwickelte sich in eine Richtung, die Eva nie erahnt hätte. Sie hatte sich mit ihren Freundinnen über ihr ›haariges Problem‹ austauschen wollen und nicht geahnt, dass Marianne und die anderen auch von ihren Männern betrogen wurden. Und nun sprachen sie ernsthaft darüber, ihre Männer umzubringen. Erst war es ein heiteres Geplänkel gewesen, nach dem Motto, was wäre wenn, und plötzlich schien jede der Freundinnen abzuwägen, ob sie fähig wäre, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Keine schwierige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Die Wahl zwischen Luxus und der Aufgabe ihres gewohnten Lebensstils schien schnell getroffen.
»Oh, aber das können wir doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Wir sind doch keine Mörderinnen«, brach Marianne das Schweigen.
»Meine Liebe«, entgegnete Ursula, »es muss natürlich wie ein Unfall aussehen.«
»Aha, das ist gut, ein Unfall, das muss es sein. Aber wie mache ich das?« Mittlerweile saß sie nur noch auf der Kante des Sessels und hatte ein noch nie dagewesenes Leuchten in den Augen.
»Du musst etwas auswählen, das in den typischen Tagesablauf deines Mannes passt, und dann verwandelst du es in eine tödliche Waffe!«, dachte Gerlinde laut.
»Oh, das ist gut, so gut! Zum Glück habe ich eine Freundin wie dich.«
Jede der vier war in Gedanken versunken. Sie alle malten sich aus, wie ihre Männer bedauerlicherweise das Zeitliche segnen würden. Ab und zu hörte man ein Glucksen. Ein peinlicher Seitenblick war bei der einen oder anderen zu erkennen. Eine solch drastische Maßnahme wollte gut überlegt sein. Wirkliche Gewissensbisse hatte keine von ihnen, die Angst, ihren gewohnten Lebensstil nicht weiterführen zu können, war zu groß. Sie nickten sich gegenseitig aufmunternd zu, ganz so, als wollten sie sich Mut zusprechen.
Ihr Treffen beendeten sie an diesem Tag früher als sonst. Sie mussten schließlich viel organisieren.
Natürlich jede für sich. Die Einzige, die Skrupel hatte, ihren Mann umzubringen, war Eva. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, ihren eigenen Mann zu töten. Viel angenehmer war ihr der Gedanke, die Geliebten zu richten. Bei Audrey hatte es ohne Konsequenzen geklappt, also würde es wieder gut gehen. So hoffte sie jedenfalls. Eva war überzeugt, dass es so viele nicht sein könnten. Dann hätte sie ihren Mann wieder für sich. Der Gedanke gefiel ihr um einiges besser.
Gerade als sich die Freundinnen zum Gehen bereit machten, kam Mark arglos zur Tür herein.
Er begrüßte die Damen sehr charmant. »Guten Tag, meine Lieben, heute sehen Sie alle wieder fantastisch aus. Ich bedaure meine Jugend, sonst könnte ich vermutlich nicht an mich halten.« Keck zwinkerte er mit dem rechten Auge.
Normalerweise würden die Angesprochenen jetzt giggeln wie junge Teenager – nicht so heute. Es gab im Moment viel Wichtigeres als die Schmeichelei von Evas Sohn.
Eva geleitete ihre Freundinnen zur Tür.
»MUTTER! Was ist in meinem Zimmer passiert? Wo sind meine Sachen?«, schrie Mark plötzlich aus dem Obergeschoss, gerade als die Freundinnen hinausgegangen waren.
»Was brüllst du denn so?«
»Hör mir zu, ich glaube, hier waren Einbrecher.« Wie von Sinnen rannte er die Treppe hinunter, zwei Stufen auf einmal nehmend.
»Oh Gott, meinst du?« Eva klang ängstlich. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um. »Wie, um Himmels willen, kommst du denn darauf? Es fehlt doch nichts.«
»Bist du heute mal weg gewesen?«
Ihr wurde bewusst, dass sie in Gefahr schweben könnten. »Nein, war ich nicht.« Sie schlug sich die Hände vor den Mund. »Glaubst du, jemand war im Haus, während ich hier war? Das ist ein wirklich schrecklicher Gedanke.« Entsetzt starrte sie ihren Sohn an.
»Geht es dir gut?« Mark legte beide Hände auf die Schultern seiner verletzlich wirkenden Mutter.
»Ja, mein Junge, mach dir um mich keine Sorgen. Lass uns lieber mal nachschauen, ob etwas
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