Heinermaedsche
sämtliche Kontakte aus Hermanns Telefonspeicher auf ihr Handy kopiert.
Chantalle. Herrje, schon wieder so ein grässlicher Name. Hoffentlich würde alles gut gehen. Aber in der Liebe und im Krieg waren bekanntlich alle Mittel erlaubt, und dies war von beidem ein bisschen.
›Ich möchte dich morgen unbedingt sehen. Komm um vier zu mir nach Hause.‹
›Zu dir nach Hause? Und deine Alte?‹
Frechheit!
›Keine Sorge, die wird wieder mal beim Shoppen sein. Ich erwarte dich.‹
Eva war erstaunt, wie einfach es war, von ihrem Handy aus eine SMS mit Hermanns Nummer als Absender zu schreiben. Chantalle war tatsächlich darauf reingefallen und hatte geantwortet. Na ja, bei deren vermutlich kaum vorhandenem IQ. Nun hatte Eva genügend Zeit, ein todsicher wirkendes Gift zu besorgen. Aber für heute reichte es ihr und sie ließ den Abend ausklingen.
Am darauffolgenden Tag besorgte sich Eva unter der Hand ein wunderbar teuflisches Gift. Ein Gift, das seine Wirkung erst in Verbindung mit Alkohol entfaltete. Der Vorteil daran war, dass es hier im Haus keine unschöne Leiche geben würde. Sollte doch Hermann mit der toten Chantalle klarkommen.
Pünktlich um 16 Uhr am folgenden Nachmittag läutete die Türglocke. So was, die kleine Mistkröte konnte es wohl gar nicht erwarten, mit Hermann allein zu sein. Mit weichen Knien öffnete Eva die Tür. Chantalle stand in einem Outfit vor ihr, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Ein Rock, nicht breiter als ein Gürtel, ein bauchfreies Top, Kniestrümpfe und High Heels. Ihre auftoupierten Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Das Make-up wirkte grell und billig. Irgendwie sah sie aus wie ein Schulmädchen, jedoch mit unverschämt freizügiger Uniform, wenn man das Outfit überhaupt so nennen konnte.
»Hi, ich bin mit Hermann Fröhlich verabredet.«
»Oh ja, ich habe Sie schon erwartet. Treten sie ein, mein M…, ich meine, Herr Fröhlich wurde aufgehalten. Er kommt aber sicher gleich.« Evas Herz schlug bis zum Hals. Auf keinen Fall durfte sie sich verplappern. Ihr ganzer Plan hing davon ab, dass Chantalle eine Tasse ihres speziellen Tees trank. Obschon sie leichte moralische Bedenken hatte, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
»Sie sind bestimmt die Hausangestellte? Hermann hat mir gar nicht erzählt, dass er eine hat. Seine Frau soll ja eine richtige Schreckschraube sein.«
Spätestens jetzt verlor Eva sämtliche Skrupel und spielte das Spiel mit. »Ja, die gnädige Frau weilt gerade beim Einkaufen. Sie wird so schnell nicht zurückerwartet.«
»Das ist ein schönes Haus, aber dermaßen altmodisch eingerichtet. Kein bisschen Stil. Das wird sich ändern, sobald ich hier eingezogen bin. Sie können beruhigt sein; Ihre Stelle werden Sie behalten, Sie sind keine Konkurrenz für mich.«
Chantalle ging aufgeplustert wie ein Pfau durch die Halle und sah sich um. Eva hatte viel Zeit und Geld investiert, damit die Einrichtung perfekt abgestimmt war. Sie musste sich zusammennehmen, um nicht mit dem nächstbesten Gegenstand, ihrem metallenen Schuhanzieher, auf Chantalle einzuprügeln.
Eva fragte, um sich abzulenken und nicht länger an den schweren Knüppel zu denken, was Chantalle denn alles ändern würde. Automatisch schweifte ihr Blick dabei über andere Gegenstände, die sich vorzüglich zum Kopfeinschlagen eigneten.
»Als Erstes kommt eine Stange ins Schlafzimmer. Hermann mag es, wenn ich mich zu Musik bewege. Da geht er so richtig ab. Eine Discokugel und ein großer Spiegel müssen an der Decke angebracht werden. Das Licht bricht sich dann so aufregend und Hermann kann sich auf dem Bett sehen. Das Tanzen an der Stange ist ein richtig hartes Work-out. Aber die Hollywoodstars machen das ja auch alle. Und unter uns«, sprach Chantalle weiter, »ein bisschen Bewegung würde Ihnen auch guttun. Dann hebt sich ihr Hintern wieder ein bisschen. Aber nicht, dass Sie dann ein Auge auf Hermann werfen!« Chantalle hob den rechten Zeigefinger und lachte sich über ihren platten Witz kaputt.
Eva schluckte schwer. »Möchten Sie in der Zwischenzeit einen Tee trinken?«
»Ah, Sie machen es sich wohl gerade gemütlich. Haben Sie nichts zu putzen?«
»Mir steht auch mal eine Pause zu. Hier, bitte«, sagte Eva zuckersüß und lotste Chantalle in den Salon.
Wie selbstverständlich setzte Chantalle sich in einen Sessel und legte die Füße auf den Tisch. Eva zog scharf Luft ein und lief in die Küche, um den Tee zu holen. Schnell träufelte sie in Chantalles Teetasse noch
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