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Heinermaedsche

Heinermaedsche

Titel: Heinermaedsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Sophie Aigner
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Aber wie immer, wenn etwas vollkommen unbemerkt ablaufen sollte, passierte das genaue Gegenteil. Das war wohl Murphys Gesetz. Eva hatte den verwöhnten Hund eines Gastes übersehen, der vor dem Restaurant in einer Hundelounge auf einer extra weichen Decke vor sich hin döste, und trat ihm auf den Schwanz. Im gleichen Moment jaulte er wie eine Sirene los. Schnell weg hier, dachte Eva, und rannte, was das Zeug hielt. Als sie an ihrem Wagen angekommen war, schaute sie sich nach allen Seiten um, ob ihr jemand gefolgt war. Dermaßen aufgewühlt konnte sie kaum Auto fahren. Fieberhaft wühlte sie in ihrer Hosentasche nach dem Autoschlüssel, doch er war nicht zu finden. Verdammt! Er musste herausgefallen sein, als sie durch die Rabatten gekrochen war. Was nun? Eva blieb nur eine Möglichkeit: Wohl oder übel musste sie zurück zum Restaurant und nach ihrem Schlüssel suchen. Sie senkte den Kopf und legte schnellen Schrittes die wenigen Meter zurück. Sie hatte Glück: Sofort entdeckte sie den vermissten Autoschlüssel in der Erde zwischen den Blumen. Eilig steckte sie ihn ein und wollte zurück zum Auto hetzen, als sie bemerkte, dass das Restaurantfenster einen Spalt offen stand. Nun konnte sie verstehen, was im Innern gesprochen wurde. Ihr war bewusst, wie riskant ihr Verhalten war, doch ihre Neugier war stärker: Sie blieb stehen und lauschte. Die beiden Polizisten waren offensichtlich in ihrem Element.
    »Chef, ich glaub, hier ist eine Leiche«, stellte gerade der große, hagere Polizist fest und zeigte auf Chantalle, die noch immer auf dem Boden lag. Wo sollte sie auch hin?
    »Das sehe ich selbst, aber ist die Frau auch wirklich tot?«
    »Ich denke schon, sie bewegt sich jedenfalls nicht mehr.«
    »Gut, das ist ein Argument. War sie in Begleitung?« Fragend schaute er zu dem Kellner.
    Der Kellner zeigte auf Hermann, dem die Situation mittlerweile sehr unangenehm zu sein schien.
    »Sie sind der Begleiter der Toten?«
    »Ähm, ja.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Hermann Fröhlich.«
    »So, so. Sind Sie der Ehemann von Frau … , äh, Müller, wie hieß die Tote eigentlich?«
    »Als ob sie in ihrem engen Kleid einen Ausweis dabeihätte, Chef, keine Ahnung.« Der hagere Polizist namens Werner Müller zuckte mit den Schultern.
    »Dann schau eben nach, ob sie eine Handtasche bei sich hat. Meine Frau verlässt niemals das Haus ohne Handtasche. Aber, unter uns, so oft gehe ich nicht mehr mit ihr aus.«
    »Nein, Chef, ich kann keine Handtasche finden.«
    Der dicke Polizist drückte seinem Begleiter eine angeknabberte Mohnschnecke in die Hand und wandte sich mit Notizblock und Stift wieder Hermann zu. »Also, fangen wir noch mal an. Was haben Sie hier mit der Toten gemacht?«
    »Wie, was habe ich mit der Toten gemacht? Was denken Sie denn? Wir waren gemütlich Essen, bevor das … , ich meine, bevor sie … , ich meine, ach, sehen Sie doch selbst. Zu Ihrer Information, sie heißt Chantalle und ich möchte diese Situation bitte so schnell wie möglich hinter mich bringen und nach Hause zu meiner Frau fahren. Können Sie die Angelegenheit bitte diskret behandeln?«, versuchte Hermann die Situation zu lenken.
    »Oh, aha. Ich verstehe. Das war also so etwas wie ein außereheliches Tête-à-tête. Sie sind mir ja einer.« Der hagere Polizist Müller, mit einer gewaltigen Hakennase im Gesicht, zwinkerte Hermann zu.
    Oh Gott, in was war er nur hineingeraten? Eva konnte Hermanns Gedanken förmlich lesen. Sie freute sich diebisch über diese für ihn mehr als ungemütliche Situation. So hatte er sich den Abend sicher nicht vorgestellt.
    »Chantalle, wer? Hatte sie vielleicht noch einen Nachnamen?«, fragte der Dicke leicht ungehalten.
    »Hören Sie, das ist mir alles äußerst unangenehm. Ich habe einen Ruf zu verlieren und möchte nun wirklich gerne nach Hause. Chantalles Nachnamen kenne ich nicht.«
    »Und wo sie wohnt, wissen Sie vermutlich auch nicht, oder?«
    Der Unterton gefiel Hermann überhaupt nicht. Er wurde ungehalten. Immerhin war er ein erfolgreicher Geschäftsmann und gehörte dem Vorstand einer Bank an. Es durfte nicht sein, dass so ein Missgeschick ihm seine Karriere zerstörte. Unvermittelt musste er an einen bestimmten Politiker denken. Wieso nur fiel ihm der ausgerechnet jetzt ein? »Nein, das weiß ich nicht. Hören Sie, wir haben uns heute zum ersten Mal getroffen, ich weiß nichts über sie«, log Hermann und hoffte, dass sie seine SMS gelöscht hatte.
    »Und Sie haben die junge Frau nicht zu Hause

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