Heinermaedsche
erinnerte sich Eva beim besten Willen nicht mehr. Sie hatte sie einfach stehen lassen und wortlos das Geschäft verlassen.
Wochen später hatte sie vom Geschäftsführer der Filiale, den sie vom Golfen kannte, erfahren, dass diese Person nicht länger dort beschäftigt war.
Damals hatte Evas einziger Zeitvertreib darin bestanden, die neuesten Trends und stilvollsten Events ausfindig zu machen. Jetzt hatte sie die unglückselige Aufgabe, eine Leiche aus ihrem Garten zu entfernen. Bei dem Gedanken an die Tote fielen Eva ihre Sorgen wegen der Körpersäfte ein: Sie näherte sich der Leiche – Gott sei Dank, sie war noch an Ort und Stelle.
Ihr Handy vibrierte, sicher trudelte schon wieder eine SMS ein. Darum würde sie sich später kümmern. Erst musste ein Plan her, und zwar schnell. Wie entsorgte man allein eine Leiche, ohne gesehen zu werden? Während ihres Aufenthaltes im Jugendstilbad war ihr nichts Sinnvolles eingefallen. Also hatte sie sich auf einen spontanen Einfall verlassen – der jedoch nicht kam. Beim besten Willen hatte Eva keine Idee, wie sie es anstellen sollte, die Tote aus ihrem Garten zu schaffen. Im Keller zersägen und die Einzelteile entsorgen? Nein. Einfach so liegen lassen und darauf warten, dass irgendetwas passiert? Quatsch. Aber was dann? Tief in Gedanken versunken schweifte ihr Blick durch den Garten. Dort hinten könnte ich die Leiche zumindest zwischenlagern, dachte Eva und ging auf die nicht einsehbare Ecke zu. Hier, unter ihren Füßen, befand sich ihr halb fertiger Swimmingpool.
Vor zwei Jahren hatten Hermann und sie die Idee, einen Pool bauen zu lassen. Also wurde eine Grube ausgehoben, um genügend Platz für eine Poollandschaft mit Wasserfall und Grotte zu schaffen. Das war für Eva ein beinahe unmögliches Unterfangen. Der Dreck und der Lärm brachten sie schließlich dazu, die Bauarbeiten zu stoppen. Der Dauerlärm war einfach unerträglich. Hinter den Lorbeerbüschen lag nun noch eine kleine Grube frei, die an dieses Vorhaben erinnerte.
Das Loch war gerade groß genug, damit die Tote hineinpasste.
Sie zerrte die zierliche Janine durch den Garten, über den Rand der Böschung und ließ sie hineinplumpsen. Danach schaufelte sie etwas Erde und Sand in das Loch und überzeugte sich anschließend davon, gute Arbeit geleistet zu haben. Hier hinten würde das frische Grab niemandem so schnell auffallen. Es war ihr herzlich egal, ob Janine von jemandem vermisst werden würde. Es durfte einfach nicht sein, dass Hermann junge Frauen sammelte wie andere Männer Bierdeckel.
Sie ging zurück zum Haus und betrat vorsichtig den Salon. Erst als sie sich sicher war, allein zu sein, traute sie sich wieder, zu atmen. An der Hausbar schenkte sie sich ein Glas Erdbeer-Rhabarberlikör ein. Ein wunderbarer Likör, den sie von einem Besuch bei einer Reinheimer Privatdestillerie mitgebracht hatte. Sie füllte sich gleich noch eines ihrer Kristallgläschen. Das erste leerte sie in einem Zug. »Das tut gut«, sagte sie zu sich. Das zweite folgte sofort.
Sie setzte sich lässig in ihren Lieblingssessel. Ein bisschen beschlich sie ein schlechtes Gewissen, Janine einfach so den Schädel eingeschlagen zu haben, aber unter Berücksichtigung der unglaublichen Kopfschmerzen, die Janine durch ihr lautes Geschrei verursacht hatte, fand sie das eigentlich nur gerecht. Sie war selbst schuld, warum hatte sie sich auch in ihre Ehe gedrängt?
Und wer entfernte nun diesen Teefleck? Er war schon völlig eingetrocknet. Ach, war das alles kompliziert.
Etwas drückte in ihrer Hosentasche. Eva griff hinein und zog das Handy heraus. Die SMS hatte sie beinahe vergessen.
Sie setzte sich etwas aufrechter hin und fragte still in sich hinein, ob sie die SMS wirklich lesen wollte. Doch der ›Point of no return‹ war längst überschritten. Ihre Ehe stand auf dem Spiel und keine dahergelaufene Göre durfte sie zerstören. Völlig egal, wie sie heißen mochte, Audrey, Chantalle, Janine oder sonst wie. Es war ihr auch egal, wie moralisch verwerflich ihre Taten waren, das Sichern ihres Lebensstandards war ihr höchstes Gut, und das galt es mit allen verfügbaren Mitteln zu verteidigen.
Sie öffnete die Nachricht.
›Hallo, Ariane. Heute Abend Treffen bei Tiziano’s.
Du weißt, was ich mag.
Gruß H.‹
Unglaublich! Na, der traut sich was. Eva musste sich langsam etwas Effektiveres einfallen lassen, als jede Einzelne seiner Geliebten aus dem Weg zu räumen. Der Plan, den sie mit ihren Freundinnen geschmiedet hatte, sah
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