Heinermaedsche
Tür ein. Wir sahen Hubertus in embryonaler Haltung auf dem Fußboden liegen. Er wirkte ganz friedlich. Erst dachten wir, er sei betrunken und würde schlafen, aber dann drehte Knut Larsen meinen Hubertus um und … Ach, diese Augen, dieser Ausdruck, den werde ich wohl nicht mehr vergessen. Damit beendete Marianne ihre Erzählung und nippte an ihrem Tee.
»Von Gerlinde weiß ich«, begann sie, um von sich selbst abzulenken, »Uwe hatte ebenfalls einen Unfall. Mir hast du doch erzählt, dass der Arme kopfüber in einem Straßenablauf ertrunken ist.«
»Nein, unglaublich. Das ist ja ein Zufall!«, sprach Eva und kaute wieder auf ihrer Unterlippe herum. Das muss sie sich wirklich abgewöhnen.
»Wie passiert denn so etwas?«, wollte sie wissen.
Gerlinde berichtete: »Als es die letzten Tage über so heiß war, habe ich meinen Ehering abgenommen. Bei Hitze schwellen meine Finger schrecklich an und sehen aus wie kleine Cocktailwürstchen. Der Ring ist mir jedoch runtergefallen und in einen Gulli gerollt. Uwe fackelte nicht lange und hob den Deckel hoch, legte sich auf den Boden, rutschte bäuchlings an die Öffnung und lehnte sich kopfüber hinein. Irgendwann rutschte er ab und ich sah nur noch seine Füße wild zappeln. Ich wollte ihn rausziehen, aber er steckte fest. Hätte er nur mal eine Diät gemacht, wie ich es ihm schon lange geraten habe. Ich habe die Polizei gerufen, die ihn endlich befreit hat. Was ich nicht wusste: In dem Schacht stand etwa 30 Zentimeter hoch Wasser. Uwe ist ertrunken. Aber zuvor hat er noch meinen Ehering gefunden, der Gute.« Gerlinde betrachtete liebevoll ihre rechte Hand. Ihr Ehering funkelte wunderschön.
Ihre Freundinnen starrten Gerlinde fassungslos an.
»Meine Lieben, machen wir uns nichts vor. Wir haben unsere Männer umgebracht«, durchbrach Ursula das Schweigen.
Tassen klapperten, ein Keks fiel auf den Boden. Die Krümel würde Eva nachher wegsaugen.
»So kann man das nicht sagen«, meldete sich Gerlinde zu Wort.
»Ach nein, wie würdest du es denn nennen?«
»Nun, jeder unserer Männer hatte einen bedauerlichen Unfall mit tödlichem Ausgang«, stellte Marianne zaghaft fest.
»Wenn du dich mit dieser Formulierung besser fühlst, nenn es so. Aber mal ehrlich, mir geht es ohne meinen Mann blendend. Und ich weiß, ihr empfindet genauso. Oder etwa nicht?«
»Eigentlich schon, aber ist das nicht unethisch?«, fragte Marianne.
»Na und, haben unsere Männer nach Ethik gefragt, als sie fremdgingen? Wohl eher nicht.«
»Ja, das stimmt.« Eva nickte. »Möchte jemand ein Stück Eierlikörtorte? Ich habe sie heute gebacken.«
»Ja, gerne.«
»Moment, ich hole sie.« Eva eilte in die Küche und kam wenig später mit einer zauberhaft dekorierten Torte wieder.
»Hmm, die sieht lecker aus.« Marianne hatte als Einzige ein Auge für die viele Arbeit, die in der Torte steckte. »Trotzdem für mich bitte nur ein halbes Stück, ich bin auf Diät. Hubertus findet, ich sollte etwas abnehmen«, sagte sie.
»Wer?«, lachte Ursula erstaunt.
»Du hast recht«, erwiderte Marianne. »Gib mir bitte ein ganzes Stück, ein richtig großes. Jetzt bin ich frei.«
»Und, Hermann geht es gut, Eva?«, wollte Ursula wissen.
»Wie? Äh, nein.« Scheinbar voll konzentriert schnitt Eva die Torte auf.
»Nun lass mal die Torte, du hast dich schon den ganzen Nachmittag über so ruhig verhalten. Und da wir alle unsere Geheimnisse miteinander geteilt haben, finde ich es nur richtig, wenn du uns mitteilst, was du auf dem Herzen hast«, befahl Ursula.
Marianne und Gerlinde nickten Eva aufmunternd zu und rutschten ein wenig näher. Als ob sie etwas verpassen könnten.
»Ach, die Ereignisse des gestrigen Tages haben sich völlig überschlagen. Erst habe ich Mark gebeten, Hermanns Handy zu manipulieren, sodass ich seither alle ein- und ausgehenden SMS auf mein eigenes Handy geschickt bekomme. Ich muss euch sagen, da waren mehr als delikate Nachrichten dabei. Direkt obszön waren sie.« Die Frauen zogen zischend die Luft ein. »Ich weiß, eigentlich hatten wir besprochen, unsere Männer aus dem Weg zu räumen, aber ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn umzubringen.«
»Und weiter, jetzt spann uns nicht so auf die Folter, was hast du getan?« Gerlinde hielt es kaum noch aus. »Ich dachte, wenn ich seine Geliebte zur Rede stelle und mit ihr spreche, wäre alles wieder in Ordnung. Aber das war unglaublich naiv.« Eva schüttelte den Kopf. »Stattdessen hat mich diese Audrey so wütend gemacht,
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