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Heinermaedsche

Heinermaedsche

Titel: Heinermaedsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Sophie Aigner
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einen fürchterlichen Unfall auf der A 5, auf Höhe von Gräfenhausen. Die Autobahn war für Stunden gesperrt. Polizei und Feuerwehr schickten alle verfügbaren Kräfte zur Unfallstelle, um die Verletzten zu bergen. Es gab wohl keine Toten, aber einen Schwerverletzten, der im Koma liegt.«
    »Vielleicht hat ein lebensmüder Trottel die falsche Auffahrt genommen. Solls ja immer wieder geben«, mutmaßte Ursula.
    Eva wurde plötzlich blass. Lag Hermann etwa im Koma? »Kommt doch bitte näher und nehmt Platz, ich hol erst mal den Tee«, hörte sie sich sagen.
    »Ich habe deinen Mann schon länger nicht gesehen«, sagte Gerlinde an Ursula gewandt, um das Thema zu wechseln.
    »Das, liebe Gerlinde, liegt daran, dass mein Fritz nicht mehr unter den Lebenden weilt. Er wird nächste Woche am Dienstag auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Er hatte einen kleinen Unfall.«
    »Was?«, war die einstimmige Reaktion.
    »So plötzlich? Was ist denn nur passiert?«, fragte Marianne
    »Ach, ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte. Also, mein Fritz schnarchte doch immer schrecklich laut. Am Anfang unserer Ehe konnte ich keine Nacht durchschlafen, bis ich mich irgendwann daran gewöhnt hatte. In der letzten Woche bin ich nachts aufgewacht, weil es plötzlich so unheimlich ruhig im Schlafzimmer war. Da wurde mir ganz anders. Mein Fritz lag neben mir im Bett und atmete nicht mehr. Ich bin nervös geworden und habe ihn angeschubst. Er reagierte nicht. Da hab ich den Defibrillator geholt, den mir unser Sohn gegeben hatte. Ihr wisst doch, er ist Chefarzt im Klinikum und hat ihn uns besorgt, damit wir uns gegenseitig helfen können, sollte mal was passieren, mit dem Herzen und so. Ich habe den Drehknopf auf Maximum gestellt und den roten Knopf gedrückt. Alles ging so schnell. Fritz hüpfte wie ein Flummi in die Luft. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich erschrocken habe. Er hatte zwei verbrannte Stellen auf der Brust. Es hat schrecklich gerochen. Die Fenster habe ich aufgerissen, und das mitten in der Nacht. Hoffentlich habe ich mich nicht erkältet. Ich will nach der Beerdigung nach Barbados fliegen; erst einmal ein wenig Abspannen nach der ganzen Aufregung.« Ursula trank einen Schluck von dem Tee, den Eva mittlerweile auf dem Glastisch abgestellt hatte. »Der Notarzt kam schnell und sprach mir gut zu. Woher sollte ich auch wissen, dass der Defi niemals auf Maximum gestellt werden darf?« Sie hob fragend die Schulter.
    Die drei Freundinnen nickten verhalten.
    Marianne rutschte nervös hin und her. Sie nahm sich einen Keks und sprach leise: »Mein Hubertus wird nächste Woche am Donnerstag ebenfalls beigesetzt. Auch er hatte einen bedauerlichen Unfall.«
    Schlagartig war es so ruhig, dass das Fallen einer Stecknadel laut wie ein Paukenschlag gewesen wäre.
    Marianne wedelte mit den Armen durch die Luft. »Ach, das war unglaublich. Wir waren bei den Larsens zum Essen eingeladen; ihr wisst schon, denen gehört der Juwelier in der Frankfurter Goethestraße. Anfangs war es einfach ein herrlicher Grillabend.« Ihre Augen leuchten bei dem Gedanken an das Essen. Sie hatte immer Appetit, was man an ihrer korpulenten Figur sah. »Das Fleisch war köstlich, mit einer fabelhaften Honig-Senf-Marinade. Und erst das Hähnchen in Erdnusssoße!« Sie rollte genüsslich mit den Augen. »Unglaublich lecker. Ihre Tochter mixte zudem fantastische Cocktails. Eigentlich machte sich Hubertus nicht viel aus Cocktails, aber Carolins großen blauen Augen konnte er wohl nicht widerstehen, also trank er einen Mai Tai. Zu seinem Pech mischte ihn Carolin nach einem besonderen Rezept und gab etwas Orangensaft hinzu. Hubertus verträgt keine Orangen. Er reagiert auf die hohe Vitamin-C-Konzentration allergisch. Seine Luftröhre schwoll an und er bekam kaum noch Luft. Das konnte Carolin nun wirklich nicht wissen. Als es ihm schlecht ging, ohne zu wissen, warum, suchte er das WC auf. Nach einiger Zeit kam die Hausangestellte völlig aufgeregt zu uns und sagte, dass das WC von innen verschlossen sei und komische Geräusche zu hören wären. Die Arme hielt sich verzweifelt an ihrem Rosenkranz fest, aus Angst, dem Leibhaftigen gleich zu begegnen. Sie sprach etwas von einer Heimsuchung im Badezimmer. Wir ließen also alles stehen und liegen und rannten ins Haus. Unbedingt wollten wir erfahren, was der aufgelösten Frau solche Angst einjagte.« Marianne holte tief Luft. »Ihr ahnt vermutlich, was dann geschah: Wir standen vor der WC-Tür und Claus Larsen trat die

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