Heinermaedsche
Notfall.«
»Danke, bis nachher.«
Nach Einkaufen war es Eva nicht, sie sagte Gerlinde spontan ab, die Verständnis zeigte, aber auf ein baldiges Treffen bestand.
Während der kurzen Autofahrt von der Innenstadt zurück zur Villa, rief Eva ihre Schwester nach langer Zeit mal wieder an. Es tutete.
»Pronto?«
»Gott sei Dank, hier ist Eva. Adele, ich bin so froh, dass deine Nummer noch aktuell ist . Können wir kurz sprechen?«
»Eva? Wie schön. Natürlich habe ich Zeit für dich. Wie geht es dir denn?«
»Nicht so gut. Ich hatte einen schrecklichen Streit mit Hermann. Er betrügt mich.«
»Oh.«
»Ich möchte mich mit ihm in Ruhe aussprechen und hatte gehofft, wir könnten zu dir fahren. Auf neutralem Boden redet es sich besser.«
»Ja, klar. Ich freue mich. Ihr braucht auch gar nicht bis nach Sizilien fahren, ich besitze mittlerweile ein schnuckeliges Weingut im Ahrtal. Das sind knappe zwei Stunden Autofahrt von Darmstadt aus. Wann wollt ihr denn kommen?«
»Vielleicht am Wochenende?«
»Dieses passt es mir nicht so gut, aber wie wär’s mit nächstem Wochenende?«
»Prima, dann kommen wir nächsten Freitag.«
»Ich freue mich. Bis dann. Bussi.«
»Danke, ich drücke dich.«
Erleichtert parkte Eva ihren Wagen in der Garage und lief in die Eingangshalle.
Ursula stand kurze Zeit später vor Evas Tür. »Hör zu, ich hoffe, du weißt diesen Freundschaftsdienst wirklich zu schätzen.«
»Das tue ich. Du warst aber schnell hier.«
»Ja«, ihre Augen blitzten auf, »ich hatte in der Nähe einen privaten Massagetermin, aber den kann ich jetzt vergessen. Also, was ist passiert?«
Die beiden Freundinnen machten es sich auf dem Sofa gemütlich und Eva erzählte von dem Gespräch mit Hermann. Plötzlich hörten sie den Haustürschlüssel im Schloss. Hermann hatte sich nach dem Unfall sofort wieder in seine Arbeit gestürzt. Das war wohl seine Art, das Geschehene zu verarbeiten. Nun kam er von einer Verabredung zurück.
Aus Reflex schaute Eva auf ihre kleine goldene Armbanduhr. So früh? Was war passiert? Hatte seine Kleine nicht mehr aus dem Haus gedurft? Hatte ihr Papi keine Erlaubnis gegeben? Ein kleines bisschen Schadenfreude regte sich in ihr, als Hermann im Salon erschien. Augenblicklich erkannte sie an seinem Gesichtsausdruck, dass irgendetwas nicht stimmte.
Hermann musterte die Frauen auf dem Sofa und war außer sich vor Wut. »Ihr zwei seid wohl immer nur untätig zu Hause, was?« Er strafte die Freundinnen mit einem vernichtenden Blick.
»Was ist denn mit dir los, ist etwas im Büro passiert?« Eva stand auf und ging einen Schritt auf ihn zu, um ihn zu beschwichtigen, während Ursula auf dem Sofa sitzen blieb, um ihrer Freundin bei Gefahr zur Seite zu stehen .
Hermann versteifte sich merklich und erwiderte kühl: »Du bist den ganzen Tag hier in einem sicheren Umfeld, woher willst du denn wissen, was in dieser Welt so passiert? Dein einziges Interesse besteht darin, einen neuen Lippenstift zu kaufen.« Er wandte sich angewidert ab und wollte den Salon verlassen.
»Moment mal, du bist doch nur schlecht gelaunt, weil du dein Ziel nicht erreicht hast.« Eva funkelte Hermann an.
»Wie meinst du das?« Er verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust.
»Du willst abnehmen, um noch attraktiver für die ganzen jungen Mädels zu sein, aber du schaffst es nicht.«
»Mein Bauch«, Hermann strich über seinen kleinen Bauchansatz, »zeugt von Wohlstand, ich kann es mir leisten, ein paar Kilo zu viel zu haben. Aber ihr zwei seid einfach nur alt. Sieh dich um, Eva.« Hermann macht eine ausladende Geste.
»Das alles habe ich aus eigener Kraft geschaffen. Aber was ist der ganze Tinnef wert, wenn ich niemanden habe, der es mir wert ist, dies alles mit ihm zu teilen. Nichts hast du mit in die Ehe gebracht. Gar nichts. Du und dein Kind seid stets ein Kostenfaktor für mich. Ständig habt ihr neue Forderungen. Weißt du eigentlich, woher das Geld kommt? Für dich wächst Geld doch einfach bei der Bank. Das Einzige, was dich interessiert, ist deine Freizeit. Das nervt mich seit Langem.«
Eva funkelte ihn wütend an. Das erste Mal, seit sie Hermann kannte, war sie nicht nur traurig oder verzweifelt, nein, sie fühlte regelrechten Hass. »Hör mir mal gut zu.« Eva stand stocksteif da und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mein ganzes Leben habe ich für dich aufgegeben; meine eigenen Interessen habe ich völlig zurückgestellt und unseren Sohn groß gezogen. Ich habe mich um diese Villa gekümmert
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