Heinermaedsche
ich meine es nur gut mit dir.«
»Lass mich, das verstehst du nicht.« Eva hatte feuchte Augen.
»Hör zu, eine Scheidung kommt für dich nicht infrage, das überstehst du nicht. Du musst Hermann loswerden.«
»Hör auf, das geht doch nicht.« Eva winkte entschieden ab.
»Hör mir erst mal zu. Was denkst du, wie es dir gehen wird, wenn er die Schlösser austauscht und dir vielleicht nur einen kleinen Koffer vor die Tür stellt. Denk nur mal dran, wie es Brigitte ergangen ist, bevor sie sich gewehrt hat.«
»Warte mal, Brigitte geht es doch hervorragend. Sie lebt in der Villa in Eberstadt und verfügt über das gesamte Vermögen, seit ihr Mann von einer Geschäftsreise nicht zurückgekommen ist.«
»Nicht ganz.« Ursula machte eine Kunstpause. »Vor nicht allzu langer Zeit ging es ihr ähnlich wie dir. Sie hat sich fürchterlich mit ihrem Mann gestritten und er hat sie einfach rausgeschmissen. Aber sie hat sich an ihm gerächt.«
»Nein, wie denn?« Evas Neugierde war geweckt.
»Pass auf, die Arme war ganz unten. Sie war in unseren Gästebungalow gezogen. Da sich ihr Leben aber von jeher nur um ihren Mann gedreht hat, schlich sie jeden Tag zu ihrer Villa. Dort versteckte sie sich und beobachtete das Haus stundenlang. Junge Mädchen gingen ein und aus, die täglich jünger zu werden schienen. Einige waren sicher noch nicht volljährig. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls, einmal hat sie eine Frau mittleren Alters dort hineingehen sehen. Die hat sie abgepasst und gefragt, was sie denn will. Da antwortete diese allen Ernstes, dass im Haus eine Botoxparty stattfinde. Brigitte dachte, sie höre nicht recht, hat die Situation aber geschickt für sich genutzt.«
Ursula trank einen Schluck ihres leicht gekühlten Chardonnays. Eva tat es ihr gleich und nippte an ihrem Champagner mit einem Spritzer Aperol.
»Ich verstehe nicht, wie Brigitte diese Situation für sich nutzen konnte.«
»Das war so«, Ursula bekam diesen unvergleichlichen Glanz in den Augen, »Brigitte erklärte der Frau kurzerhand ihre Situation. Die zwei waren sofort auf einer Wellenlänge Die Frau erzählte, selbst einmal eine unglückliche Beziehung gehabt zu haben und seitdem überzeugter Single zu sein.« Ursula rollte mit den Augen. »Da sie aufgrund ihrer schlechten Erfahrung einen unglaublichen Hass auf betrügerische Männer hat, wollte sie Brigitte helfen. Also schmiedeten die beiden einen Plan. Brigitte setzte sich eine Haube, eine Hornbrille sowie einen Mundschutz auf und begleitete die Frau ins Haus, wo sie als Assistentin vorgestellt wurde. Ihr Mann hatte überhaupt keinen Blick für sie übrig. Er legte sich entspannt auf das Sofa und hielt den Kopf still. Als freute er sich auf die Behandlung, dieser eitle Gockel.« Ursula nippte erneut an ihrem gut gekühlten Wein.
Eva konnte vor Spannung kaum noch atmen. »Und?«
»Brigitte hielt ihren Mann fest, während die Frau ihm in den Hals stach und eine großzügige Dosis Botox injizierte. Einmal in die rechte Seite und dann noch mal in die linke Seite des Halses.«
»Ja, und? Da hatte er doch genau das, was er wollte, wo ist denn da der Sinn?«
»Liebchen, eine Überdosis Botox in den Hals lähmt die Atmung. Er ist erstickt. An seiner eigenen Eitelkeit. Ist das herrlich? Was sie mit der Leiche gemacht haben, weiß ich nicht, ist mir auch egal. Brigitte zog noch in derselben Nacht aus unserem Bungalow aus und zurück in ihre Villa. Die offizielle Version über den Verbleib ihres Mannes kennst du ja.«
Eva erwiderte erst einmal nichts. Sie machte sich vielmehr Gedanken darüber, wie sie überhaupt in diese unmögliche Situation geraten war. Sie hatte alles in diese Ehe und in Hermann investiert. Ihr Leben hatte sie völlig aufgegeben. Von manchen Freundinnen hatte sie sich losgesagt. Hermann war der Mittelpunkt ihres Lebens. Es galt, immer auf die Etikette zu achten, sich mit den richtigen Leuten anzufreunden. Wer entschied, ob sie die richtigen waren? Hermann. Niemals hatte sie an seinen Entscheidungen gezweifelt. Bei Urlauben hatte er stets das Ziel festgelegt. Sie suchte daraufhin ein paar Hotels vor Ort heraus und er wählte eins davon aus oder aber er gab sich mit ihrer Auswahl nicht zufrieden und sah sich selbst nach einem Hotel um. Nicht ohne den Kommentar, dass sie sogar unfähig sei, diese einfache Aufgabe zu erledigen.
Ihre Bemühungen, eine Stellung anzunehmen, hatte sie im Laufe der Jahre aufgegeben. Hermann sah es einfach lieber, wenn seine Frau zu Hause war und
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