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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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auf. »Aus politischen Gründen möchtest du vielleicht Diktatoren umbringen, Könige oder Päpste, aber doch nicht einen Großrat und einen biederen Hinterbänkler. Was soll das bringen? Weder ergeben sich daraus irgendwelche Sympathien, noch stellt es eine Schwächung der Partei dar. Im Gegenteil: Man verhilft ihr bei der Bevölkerung zu einem Image als Partei von Law and Order. Gesetz und Recht befinden sich in ihren Händen. Jeder Andersdenkende hat automatisch unrecht. Nein … Da sind ganz andere Interessen im Spiel. Ich wette mit dir, es geht eher um Rivalenkämpfe innerhalb der Partei als um einen Meuchelmörder von außerhalb.«
    Pascale zweifelte: »In dieser Art werden Machtkämpfe aber eher selten ausgetragen. Ich meine: Wolfsfalle! Schon eher würde ich mir vorstellen, dass einer der Bergbauern die Bremsen des SUV seines Widersachers manipuliert oder dass er den Traktor verkehrt rum vom Berg rollen lässt. Ich glaube, wir sind auf der falschen Spur. Die sind so ratlos wie wir selber.«
    »Gut. Dann heben wir den Personenschutz für den Parteichef wieder auf. Mal sehen, was passiert.«
    »Das ist eine Provokation«, sagte Pascale. »Sie werden uns frontal angreifen.«
    »Dann sollen sie ihre Gefährdung beweisen!«
    »Du weißt, dass Politik so nicht funktioniert«, argumentierte Pascale.

Dienstag, 3.8.2010
    »Schönheit im eigentl. Sinn glaube ich kaum, daß man dem weibl. Geschlecht im Bernergebiet allgem. zuschreiben kann. Die Weiber hier sind vielleicht nicht hübscher als andernorts, aber sie sind fast durchgehends mächtige Körper, rüstig, derb, oft von frischer Farbe. Hiernächst sind sie immer ungemein reinlich angezogen, nicht nur am Sonntage, sondern auch an Wochentagen, ja selbst am Sonnabend sahe ich durchgängig an ihnen weiße und geplättete Hemdermel. Vielleicht mag im Bernergebiet die alte oeconomische Sitte noch herschen, ohne Hemd zu schlaffen.« {14}
    Bernhard Spring las den Zettel, den ihm Heinrich Müller als Kontrastprogramm zu Richard Lesclide auf den Schreibtisch gelegt hatte. Nun gut, über das weibliche Geschlecht im Ganzen sich auszulassen, war heikel, aber was er im nächsten Augenblick wahrnahm, schien Meyer zu bestätigen. Spring schmerzte das durch die plötzlich geöffnete Tür flutende Licht in den Augen. Ein Schattenriss durchbrach die gleißende Morgensonne. Eine Frau, vermutete er, eine übernächtigte Frau mit ungelenken Bewegungen. Sie grüßte nicht, stakste unbeholfen ins Büro, und der Störfahnder beobachtete, wie sie auf einem Schuh auf ihn zu humpelte.
    Als sie ins sanftere Hell trat, das aus dem seitlichen Fenster ins Zimmer geworfen wurde, erkannte Spring die Nationalrätin Barbara Born, eine der auffälligsten Personen aus der SEBP.
    »Nicht schon wieder«, dachte der Polizist und betrachtete die immer noch stumme Person genauer. Ihre blondierten Haare, üblicherweise zu einem Dutt gebunden, waren zerzaust und hingen in schmutzigen Strähnen herunter. Die kurzärmlige weiße Bluse war beidseits aufgerissen, das Décolleté hing herab, und vom rechten Busen grüßte die flächige braune Brustwarze aus dem aufgeschnittenen Push-up.
    So genau wollte es der Störfahnder gar nicht wissen, aber als er den verschmutzten und ebenfalls zerstörten blauen Rock und darunter den schwarzen String-Tanga sah, lenkte er den Blick sofort wieder zum Gesicht, in das man einen gut gezielten Schlag aufs linke Auge gesetzt hatte.
    Insgesamt sah die Nationalrätin aus, als hätte man sie an den Beinen durch einen Schweinekoben gezerrt.
    Bernhard Spring erhob sich: »Frau Nationalrätin Born. Sind Sie gestürzt? Hat Sie jemand überfallen?«
    »Das ist Ihre Schuld!«, keifte die Angesprochene. »Das kommt davon, wenn Sie den Personenschutz aufheben. Jeder Trottel glaubt nun, mit uns verfahren zu können, wie er will.« Sie suchte einen Stuhl, den ihr Spring bereitwillig aus der Ecke des Büros unter den lädierten Hintern schob, wobei er ihre zerkratzten Beine musterte.
    »Man hat mich in einen Unfall getrieben«, sagte die Politikerin, deren Stimme zitterte.
    So ist noch keiner nach einem Unfall zum Polizeihauptquartier gewankt, dachte Spring, fragte aber: »Eine Polizeistreife hat Sie hergefahren?«
    »Nein«, stammelte Frau Born, »mit letzter Kraft habe ich es selber zu Fuß geschafft. Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig.«
    Bloß nicht, hoffte der Störfahnder und überlegte fieberhaft, was er aus dem Büro räumen müsste, das ihm zum Verhängnis werden konnte, wenn

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