Heinz Strunk in Afrika
Ende des Projekts an. Der Ringer ist seltsam berührt. Plötzlich trifft es ihn wie der Blitz, er merkt, dass er sich unsterblich verliebt hat. Bei der allerletzten Sitzung nimmt er all seinen Mut zusammen und gesteht ihr seine Gefühle. Die Studentin reagiert hilflos, geschockt, niemals hätte sie damit gerechnet, und niemals wird sie seine Gefühle erwidern. Er weint bittere Tränen, sie tröstet ihn, schließlich verabschieden sie sich freundschaftlich voneinander. Die gemeinsame Arbeit wird prämiert, danach hört sie nichts mehr von ihm. Ein Jahr später, sie hat ihn schon fast vergessen, klingelt es an ihrer Tür. Als sie öffnet, steht vor ihr ein sehr dünner Mann, ein Männlein. Nach einer Schrecksekunde erkennt sie, dass es der Sumoringer ist, der sich auf exakt sechsundvierzig Kilo heruntergehungert hat. Aus Liebe.»
Pause.
«Und weiter?»
«Nichts weiter. Die Studentin, ich kannte sie flüchtig, ist kurze Zeit später weggezogen. Seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Ich weiß also nicht, wie die Geschichte ausgegangen ist. Sie zu Ende zu schreiben ist jetzt deine Aufgabe.»
«Aujeh.»
Warum halten Wolfs nicht mal dagegen? Mit den Hängenden Gärten von Babylon. Architektur in Vergangenheit und Moderne. Technischen Rekorden. Analysen berühmter Schlachten. Undundundoderoderoder. Das ist es eben: Erfahrungen ohne Einsichten. Wolfs sind durch und durch sinnlose Erscheinungen, fällt mir ein, und ich finde, dass das eine gute Formulierung ist.
«Nächste Frage: Würdest du für 350 000 Euro ein Jahr in einer stark frequentierten Fußgängerunterführung leben? Alles zum Leben Notwendige würde dir gebracht. Nachts, wenn der Tunnel verwaist ist, dürftest du dich in einem Trog warmen Wassers waschen. Eine einstündige Besuchszeit zweimal die Woche stünde dir ebenfalls zu. Es gibt allerdings Ratten und Mäuse. Und Ungeziefer. Im Sommer kann es sehr heiß werden und im Winter bitterkalt.»
«Ich würde es zumindest versuchen. Was wäre, wenn ich nach einem Dreivierteljahr aufgebe?»
«Dann gehst du komplett leer aus. Nächste Frage: Würdest du für eine Million Euro ein Jahr Bürgermeister von Mombasa werden, wissend, dass die Bevölkerung dich abgrundtief hasst? Du könntest die Wohnung nur in Begleitung Dutzender Leibwächter verlassen, da man dir überall und zu jeder Zeit nach dem Leben trachtet.»
«Nein, auch nicht. Viel zu gefährlich.»
Wolfs geben auf. 4:0 für uns, uneinholbarer Vorsprung.
Wir verbringen einen unspektakulären Abend vor der Open-Air-Bühne. Boneman gibt wieder den Conférencier:
«Welcome, Ladies an Gentlemen, Bonsoir, Mesdames et Messieurs, Buenas Noches, guten Abend, Dame und Herre, NOW IS MINIDISCO FOR ALL DA KIDS ! Please put your hands in the air!»
Hands up, baby, hands up, gimme your heart, gimme your heart, gimme, gimme.
Usw., das Gleiche wie immer.
Dann: Ewig Musik führte durch Rudi auf seinem Klavier mit einer Note von Frische durch, begleitet von Petr auf der Guitarre und sensationell Vocalist Karin welches deine Körper mit dem Rhythmus ihre Liede umziehen.
Wir bleiben bis zum Schluss.
Jetzt heißt es beten, dass noch irgendwas passiert, was den Ausflug nach Mombasa verhindert. Ach, ach, ach.
Casino Mombasa
C. hat recht behalten: Der Himmel ist von schweren, dunklen Wolken bedeckt. Also ab nach Mombasa. Allerdings nur, wenn es trocken bleibt, denn ich habe keine Lust, mich in eine brandgefährliche Stadt zu begeben, um dort am Ende von melonengroßen Regentropfen erschlagen zu werden. Wenn das Land in Matsch und Chaos versinkt, bevorzuge ich, auf dem Balkon sitzend dem Swimmingpool dabei zuzusehen, wie er vollläuft.
«Was gibt es Neues, Bursche?»
«Nichts.»
«Und wie geht es dir?»
«Geht so. Ich hab gestern extra nicht so viel getrunken.»
«Brav. Siehst du, wirkt Wunder. Dann lass uns fahren. Freust du dich schon auf die Kugeln?»
«Wollen wir nicht den Tag am Pool verbringen und erst gegen Abend los?»
«Meine Güte. Wie kann man nur so ängstlich sein! Ich möchte wenigstens einmal was erleben. Einen
einzigen
Ausflug in die Stadt, diesen Wunsch wirst du mir ja wohl nicht abschlagen.»
Gerade jetzt, wo wir uns mühsam eingewöhnt haben, will er sich ohne Not unkalkulierbaren Risiken aussetzen. Was wird mit dem Muskelaufbautraining? Wer soll den Koffer in Empfang nehmen? Sich mit den Wolfs duellieren? Und überhaupt. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Gründe sprechen gegen das Himmelfahrtskommando.
«Aber der
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