Heirat nicht ausgeschlossen
dafür zu bestrafen, dass ich ein Mann bin, dann …”
“Sprechen Sie weiter”, forderte sie ihn scharf auf. Hielt er sie wirklich für so dumm und glaubte, dass sie ihm das abnahm?
Jede Frau, die meinte, wirkliche Nähe mit einem Mann erleben zu können, musste verrückt sein. Genauso gut konnte sie einem Dieb die Tür öffnen und ihm sagen, er solle sich bedienen.
Kaum hatte Kyle die Tür hinter sich geschlossen, begann das Telefon zu klingeln. Als Star hinging und den Hörer abnahm und die Stimme ihrer Mutter hörte, runzelte sie die Stirn. Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr, als Star erfuhr, dass sie ihre Mutter am darauffolgenden Wochenende nicht besuchen konnte, weil diese mit einem “Freund” wegfuhr.
Star erkundigte sich grimmig, wer denn dieser “Freund” sei, doch ihre Mutter antwortete nicht darauf, was typisch für sie war.
Ein neuer Liebhaber, dachte Star, behielt es aber für sich.
Nachdem sie aufgelegt hatte, beschloss sie, trotzdem nicht zu Sallys Barbecue zu gehen. Sie würde einfach so tun, als würde sie zu ihrer Mutter fahren. Schließlich habe ich genug zu erledigen, überlegte sie mit einem Blick auf die Zeichnungen.
Allerdings waren ihr Arbeitseifer und ihre gute Laune längst verflogen. Star war wütend auf sich selbst und fühlte sich wie ausgelaugt. Plötzlich sah sie die Entwürfe mit ganz anderen Augen. Ohne lange zu überlegen, nahm sie sie vom Tisch und zerriss sie. Es war kindisch gewesen, und sie hatte damit nicht Kyle erniedrigt, sondern sich selbst, wie ihr nun klar war.
Dennoch waren ihr dadurch einige neue Ideen für ihre Kampagne gekommen. Schnell hob sie den Karton mit den Lebensmitteln hoch, um ihn in die Küche zu bringen. Erst werde ich etwas essen und dann arbeiten, nahm sie sich vor.
Das war ein weiterer Vorteil, den die Arbeit zu Hause mit sich brachte. Sie konnte bis spät in die Nacht etwas tun und brauchte am nächsten Tag nicht so früh aufzustehen, um ins Büro zu fahren. Wenn sie wollte, konnte sie bis zum Morgengrauen aufbleiben. Und genau das hatte sie schon oft gemacht.
Während sie die Lebensmittel auspackte und einräumte, versuchte sie, nicht daran zu denken, dass Kyle nun ihr Nachbar und sein Schlafzimmer lediglich durch eine Wand von ihrem getrennt war.
Sein Schlafzimmer … Verdammt, warum musste sie jetzt ausgerechnet daran denken? Wütend knallte sie die Kühlschranktür zu. Es gab überhaupt keinen Grund dazu. Sie begehrte Kyle nicht. Sie wollte sich bloß selbst beweisen, dass sie recht hatte. Und daran zweifelte sie nicht, wie sie sich schnell einredete. Wie hätte sie auch daran zweifeln können? Es war nur …
Star fluchte, als sie merkte, dass sie versuchte, die Milchtüte an der falschen Seite zu öffnen und dabei etwas Milch auf ihre Hand und die Arbeitsplatte verschüttete.
6. KAPITEL
Die Sonne schien durchs Küchenfenster, und Star blickte wütend hinaus. Obwohl es erst kurz nach acht war, merkte man, dass es ein warmer Tag werden würde – wie geschaffen für ein Barbecue. Allerdings würde sie nicht hingehen. Dank Kyle und natürlich ihrer Mutter würde sie nirgends hingehen.
Der Briefträger kam gerade auf das Haus zu, und auch die Gärtner, die das kleine Grundstück in Schuss hielten, hatten bereits mit der Arbeit angefangen. Als Star beobachtete, wie sie Pflanzen von ihrem Transporter luden, fiel ihr ein, dass auch sie sich um ihre Pflanzen auf den Fensterbänken und auf dem Balkon kümmern musste. So hatte sie außer ihrer Arbeit noch etwas, womit sie sich an diesem Tag beschäftigen konnte.
Zuerst ging sie nach unten, um nach Post zu sehen. Als sie die Handschrift ihres Vaters auf einem großen Umschlag erkannte, der verdächtig nach einer offiziellen Einladung aussah, verspannte sie sich. Nicht schon wieder eine Hochzeit!, dachte sie spöttisch. Mittlerweile musste sogar ihr Vater es satthaben, ständig seine Partnerinnen zu wechseln.
Als sie den Brief in der Küche öffnete, stellte sie fest, dass es sich tatsächlich um eine Einladung zu einer Hochzeit handelte – allerdings zu der ihrer Stiefschwester Emily.
Emily war die älteste Tochter seiner zweiten Frau und hatte ein viel engeres Verhältnis zu ihm als Star, obwohl er inzwischen mehrmals wieder geheiratet hatte und sie nicht sein leibliches Kind war.
Noch immer erinnerte Star sich genau daran, wie eifersüchtig und verbittert sie damals gewesen war, wenn sie ihren Vater besucht und gemerkt hatte, wie offensichtlich er Emily vorzog. Sie hatte sich
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