Heirat nicht ausgeschlossen
gefahren, dass sie so viel von sich preisgab?
Kyle sah, wie die unterschiedlichsten Gefühle sich in ihrer Miene widerspiegelten – Wut, Verwirrung, Bestürzung und Schmerz. Am liebsten hätte er Star an sich gezogen, um sie zu trösten und ihr zu zeigen, dass sie perfekt und es wert war, um ihrer selbst willen geliebt zu werden. Doch damit würde er ihr zeigen, dass er wusste, wie verletzlich sie unter ihrer harten Schale war. Und er wusste genau, wie sie darauf reagieren würde.
Er konnte sich genau vorstellen, wie sie als Kind gewesen war – eine Außenseiterin, sensibel und viel zu intelligent, um nicht zu merken, welche Fehler die Erwachsenen in ihrem Umfeld hatten.
“Ich könnte Sie zu der Hochzeit begleiten, wenn Sie wollen”, sagte Kyle ruhig.
Da Star ohnehin wütend auf sich selbst war und verwirrt wegen ihres untypischen Verhaltens, brachte sein Angebot sie vollends aus der Fassung. “Warum?”, brachte sie hervor.
Kyle hatte nicht vor, es ihr zu sagen. Daher zuckte er lediglich die Schultern und konterte: “Warum nicht?”
“Ich gehe nicht hin. Es hat keinen Sinn”, erklärte sie heftig.
“Oh doch, das hat es. Er ist Ihr Vater. Es ist Ihre Familie.”
“Ich habe weder einen Vater noch eine Familie”, erwiderte sie ausdruckslos. “Und ich will beides nicht. Ich gehe nicht zu der Hochzeit.”
“Genauso wie Sie heute Abend nicht zu Sallys Barbecue gegangen sind. Komisch”, meinte er trügerisch sanft. “Ich hätte nicht gedacht, dass Sie vor unangenehmen Situationen weglaufen, weil Sie Angst davor haben, verletzt zu werden. Es beweist nur …”
“Ich bin nicht weggelaufen”, unterbrach sie ihn wütend. “Und ich habe keine Angst davor, verletzt zu werden.”
Kyle ignorierte das herausfordernde Funkeln in ihren Augen. “Wenn Sie das wirklich glauben, dann machen Sie sich selbst etwas vor. Sie tun so, als ob …”
Jetzt hatte sie endgültig genug. “Ich bin nicht diejenige, die so tut, als ob. Sie …”
Zu ihrem Leidwesen stellte sie fest, dass sie nicht weitersprechen konnte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr traten Tränen in die Augen.
Als er ihr Mienenspiel beobachtete, entschloss er sich, ausnahmsweise einmal nicht auf seinen Verstand zu hören, sondern seinem Instinkt zu folgen.
Durch den Tränenschleier sah Star, wie er aufstand und auf sie zukam. Was er vorhatte, merkte sie allerdings erst, als er sie in die Arme nahm und an sich zog. Mit einer Hand hielt er sie fest, mit der anderen strich er ihr über den Rücken, als würde er ein Kind trösten.
Aus irgendeinem Grund erreichte er damit jedoch genau das Gegenteil. Statt sich wieder zu fangen, begann sie nun zu schluchzen, sodass sie schließlich einen Schluckauf bekam. Die ganze Zeit flüsterte Kyle ihr tröstende Worte ins Ohr.
Normalerweise behandelten Männer sie nicht so, als wäre sie ein kleines Kind. Und normalerweise verhielt sie sich auch nicht wie ein Kind, das getröstet und verstanden werden wollte.
Beim Gedanken daran hörte sie auf zu schluchzen und versuchte sich von Kyle zu lösen.
Kyle war es bis dahin gelungen, sich einzureden, sie wäre ein unglückliches Kind. Nun jedoch wurde er daran erinnert, dass sie eine begehrenswerte, sinnliche Frau war. Er wehrte sich gegen die Gefühle, die er dabei verspürte, verdrängte aber alle Zweifel, sobald Star zu ihm hochschaute und den Mund öffnete. Vermutlich würde sie ihn für sein Verhalten in Grund und Boden verdammen.
Hilflos fragte er sich, woran es lag, dass ihr Anblick diese ureigenen männlichen Instinkte in ihm weckte. Lag es daran, dass sie stark und verletzlich zugleich wirkte? Sobald Kyle von ihren wütend funkelnden Augen zu ihren einladend geöffneten Lippen blickte, erlag er der Versuchung.
Als er sie zu küssen begann, versteifte sie sich unwillkürlich und sah ihn entsetzt an.
Star schmeckte wunderbar, wie eine köstliche Frucht. Sofort sehnte er sich nach mehr. Schließlich löste er sich von ihr, um ihre Lippen mit der Zungenspitze zu berühren. Nachdem sie einen Moment lang seinen Mund betrachtet hatte, schaute sie ihm in die Augen und erschauerte heftig. Dann senkte sie wieder den Blick.
Kyle wusste, dass der verwirrte Ausdruck in ihren Augen echt war. Vermutlich ahnte sie nicht einmal, was für eine Wirkung sie auf ihn ausübte. Obwohl sie ihn heiser bat, sie zu küssen, wusste er, wonach sie sich sehnte. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hatte er wieder die Lippen auf ihre gepresst, um sie endlich so zu küssen,
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