Heirat nicht ausgeschlossen
…”
“Warum sprichst du nicht mit Kyle darüber?”, schlug Sally vor. “Vielleicht könnte er …”
“Nein”, fiel Star ihr ins Wort und wechselte dann das Thema. “Da du gerade von Kindern gesprochen hast … Hast du Chris inzwischen umgestimmt?”
Sallys Freundinnen wussten alle, dass sie sich sehnlichst ein Baby wünschte.
“Ich arbeite noch daran”, gestand Sally. “Ende September fahren wir nach Italien, weil Poppy und James uns für einen Monat die Villa zur Verfügung stellen. Ich hoffe, dass ich Chris in der Zeit umstimmen kann.”
“Vielleicht hat er das Gefühl, dass der Wunsch nach einem Kind dir wichtiger ist als er”, bemerkte Star.
Sally blickte sie entsetzt an. “Auf die Idee würde er nie kommen … oder doch?”
“Du bist mittlerweile ziemlich besessen von der Vorstellung.”
“Du meinst, ähnlich wie du, was Männer im Allgemeinen und Kyle im Besonderen angeht?”, konterte Sally.
“Ich muss jetzt los.” Star trank ihren Kaffee aus. “Schließlich muss ich den Abgabetermin einhalten.”
“Ich habe mir auch eine Frist gesetzt”, erwiderte Sally lächelnd. “Bis Weihnachten will ich schwanger sein.”
Obwohl Star tatsächlich viel zu tun hatte, fuhr sie von Sally nicht direkt nach Hause. Stattdessen fuhr sie ziellos über Land, um erst einmal einen klaren Gedanken fassen zu können.
Ihre Hände zitterten, als sie das Lenkrad umfasste. Ihr war klar, dass Sally die Wahrheit gesagt hatte. Star war der Panik nahe, und eine dunkle Vorahnung beschlich sie.
Sie konnte sich unmöglich in Kyle getäuscht haben. Diesen ganzen Unsinn, dass es für ihn keinen Sex ohne Liebe gebe, erzählte er doch nur, um die Frauen herumzubekommen. In dem Punkt konnte sie sich einfach nicht geirrt haben. Vor lauter Angst zitterte sie nun am ganzen Leib. Aber wovor hatte sie Angst?
Star erinnerte sich noch daran, wie ihr Körper vor Verlangen geschmerzt hatte, nachdem Kyle gegangen war. Als sie im Morgengrauen aufgewacht war, hatte sie es immer noch gespürt. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch Albträume gehabt, in denen sie das Trauma ihrer Kindheit erneut durchlebt hatte – die Angst davor, verlassen und bestraft zu werden, weil sie es niemandem recht machen konnte.
Natürlich hatte sie versucht, eine logische Erklärung für die Gefühle zu finden, die sie empfand. Ihr Körper hatte geschmerzt, weil Kyle ihr Verlangen nicht gestillt hatte. Schließlich war es lange her, seit sie zum letzten Mal Erfüllung gefunden hatte, und außerdem hatte sie sich ihrer sexuellen Bedürfnisse noch nie geschämt, wie sie sich ärgerlich ins Gedächtnis gerufen hatte. Und die Albträume hatte vermutlich der Brief ihres Vaters ausgelöst.
Den Brief hatte Star immer noch nicht beantwortet. Da sie ihn nicht mehr finden konnte, nahm sie an, dass sie ihn ganz in Gedanken weggeworfen hatte. Natürlich würde sie Emily eine Glückwunschkarte schicken und einen Scheck beifügen, über den Emily sich bestimmt mehr freuen würde als über ihren Besuch. Nur gut, dass ich in letzter Zeit so viele Provisionen bekommen habe, dachte Star, während sie den Wagen wendete, um nach Hause zu fahren.
Im Gegensatz zu mir wird Sally einmal eine gute Mutter sein, überlegte sie. Allerdings hatte Sally sich Claire zum Vorbild nehmen können. Sie dagegen …
Genauso wie sie immer gewusst hatte, dass sie sich nie an einen Mann binden würde, hatte Star auch immer gewusst, dass sie nie Kinder bekommen würde. Kyle wünschte sich bestimmt einen Haufen Kinder.
Kyle! Star fluchte leise, weil sie schon wieder an ihn denken musste. Sie wünschte ihm jedenfalls viel Spaß mit ihnen und der Frau, die er einmal heiraten würde. Natürlich konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie diese Frau sein würde: das genaue Gegenteil von ihr – klein und zierlich, nett und bei allen beliebt, die perfekte Ehefrau und Mutter. Sie würde Kyle alle Entscheidungen überlassen und pflichtbewusst ein Auge zudrücken, wenn er einmal vom Pfad der Tugend abwich. Und das würde er ganz sicher tun. Allerdings nicht mit mir, sagte Star sich wütend, während sie ihren Wagen auf dem Parkplatz vor dem Haus stoppte.
Als sie die Wohnungstür öffnete, klingelte das Telefon. Doch gerade als sie den Hörer abnehmen wollte, hörte es auf zu klingeln. Der Anrufer würde sich schon wieder melden. Sie hatte jedenfalls viel zu tun, oder vielmehr wünschte sie sich verzweifelt, es wäre der Fall. Trotz intensiver Bemühungen war ihr bisher nämlich noch keine
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