Heirat nicht ausgeschlossen
lassen. Wen wollte er damit überhaupt beeindrucken? Sie bestimmt nicht. Er machte ihr damit lediglich auf subtile Weise bewusst, dass sie nicht zur Familie gehörte.
Ja, sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie der Empfang ablaufen würde: Es war laut und heiß, die Kinder quengelten, und die Erwachsenen waren müde und gereizt. Das Essen auf dem Büfett sah nicht mehr ganz so frisch aus. Hätte man im Hotel eine Klimaanlage installiert, wäre alles ganz anders verlaufen …
Star stellte sich eine andere Szene vor, und zwar eine Party anlässlich eines einundzwanzigsten Geburtstags in einem Hotel: Das Licht war gedämpft, und die Körper zuckten im Takt der ohrenbetäubenden Musik. Da es sehr heiß war, versuchten die jungen Männer, sich und ihren kreischenden Freundinnen Abkühlung zu verschaffen, indem sie eisgekühlte Champagnerflaschen öffneten und sich mit dem Wasser aus dem Brunnen im Foyer bespritzten. Auch hier hätte es ganz anders aussehen können …
Vier Stunden später legte Star den Bleistift aus der Hand, streckte sich und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Obwohl ihr neuer Entwurf nicht so witzig und provokativ war wie der erste, vermittelte er die Werbebotschaft genauso gut. Außerdem machte er deutlich, dass die Klimaanlagen das ganze Jahr über eingesetzt werden konnten und nicht nur bei Hitze.
Ihr war es sogar gelungen, die Tatsache hervorzuheben, dass die Klimaanlagen fachgemäß installiert und gewartet wurden. Dies hatte sie durch eine Gameshow veranschaulicht, in der Kyles Techniker mit großem Vorsprung vor denen eines Konkurrenzunternehmens als Gewinner hervorgingen. Und die Entwürfe sind weder schmuddelig noch sexistisch, sagte Star sich zufrieden.
Nun musste sie nur noch Kyles Einverständnis bekommen. Müde strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. Sie wünschte, sie könnte ihre Vorschläge gleich Alex unterbreiten, aber das war natürlich nicht möglich.
Erst jetzt merkte sie, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Sie ging in die Küche und bereitete sich etwas zu essen. Dann rief sie noch einmal in Kyles Büro an. Da es bereits nach sieben war, überraschte es sie allerdings nicht, dass sich niemand meldete.
Sie beschloss zu warten, bis er nach Hause kam, und ihn dann zur Rede zu stellen. Und sie würde ihn zur Rede stellen, denn das ließ sie sich nicht von ihm gefallen.
Es war nach zehn, als Kyle endlich nach Hause kam. Star sah, dass er neben ihrem Wagen parkte, doch bevor sie ihn vor seiner Wohnungstür abfangen konnte, klingelte das Telefon. Diesmal war ihre Mutter am Apparat. Sie hatte von Emilys Hochzeit gehört und wollte sich offenbar bei ihr ausweinen. Star beendete das Gespräch so schnell wie möglich, denn sie war wirklich nicht in der Stimmung, sich das Gejammer ihrer Mutter anzuhören.
Kaum hatte sie aufgelegt, da hörte sie, wie nebenan die Wohnungstür geöffnet wurde. Da sie vermutete, dass Kyle weggehen wollte, eilte sie nach draußen, um ihn abzufangen.
Er schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln, von dem sie sich allerdings nicht täuschen ließ. Sicher war ihm klar, dass sie mittlerweile von seinem Telefonat mit ihrem Vater erfahren hatte.
“Ich möchte mit dir reden”, erklärte sie wütend.
“Reden … das ist ja etwas ganz Neues”, erwiderte er leise.
Star musste sich beherrschen, um darauf nichts zu entgegnen. Dass er nicht mit ihr geschlafen hatte, stellte er nun so hin, als wäre sie ganz versessen darauf, mit ihm zu schlafen, und das brachte sie auf die Palme. Schließlich hatte sie ihn nur deswegen verführt, um ihn als Lügner zu entlarven.
“Falls es um die PR-Kampagne geht”, fuhr er fort, während er einen Blick auf seine Armbanduhr warf, “fürchte ich …”
“Nein, darum geht es nicht”, unterbrach sie ihn wütend. “Es geht um …”
In diesem Moment öffnete jemand unten die Eingangstür, sodass es plötzlich Durchzug gab und ihre Wohnungstür zuknallte.
Star runzelte die Stirn, denn das Geräusch brachte sie ganz aus dem Konzept. Erst dann wurde ihr klar, was passiert war. Sie hatte es so eilig gehabt, dass sie ihre Schlüssel vergessen hatte. Jetzt hatte sie sich ausgesperrt. Nachdem sie die Tür einen Augenblick lang ungläubig betrachtet hatte, wandte sie sich vorwurfsvoll an Kyle.
“Das ist deine Schuld! Deinetwegen habe ich mich ausgesperrt.”
“Meinetwegen?”
“Allerdings!”, tobte sie. “Wenn du dich nicht in meine Angelegenheiten eingemischt und nicht meinen Vater angerufen
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