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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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nicht«, entgegnete ich. »Aber es war sehr nett von Ihnen, mich darum zu bitten.«
    »Immer gern zu Diensten. Immer gern zu Diensten. Eine rasch-verdiente halbe Guinee ist ja nicht zu verachten. Aber wenn Sie durchaus nicht wollen...«
    Er trank den angebotenen Tee, zog ein Taschentuch aus dem Ärmel, wischte sich den Mund und rieb an einem Tropfen herum, der ihm auf die Hose gespritzt war. »Also wegen unseres Golfspiels«, fing er wieder an. »Wie wäre es mit heute nachmittag?«
    »Heute nachmittag?« sagte ich. »Das ist mir leider unmöglich.«
    »Um diese Jahreszeit haben Sie doch nicht so viele Besuche zu machen«, widersprach er. »Sind ja auch noch nicht so lange hier.«
    »Ich muß aber auf Abruf daheimbleiben«, erklärte ich. »Sonst macht es einen schlechten Eindruck. Ich kann doch nicht so einfach herumspazieren und Golf spielen.«
    »Stehen Sie denn noch nicht auf der Liste?«
    »Auf was für einer Liste?«
    »Mein Gott, was ist denn das nur mit dem Mädchen!« stöhnte er und erhob sich. »Los, kommen Sie, ich nehme Sie mit.«
    »Mädchen? Was für Mädchen?«
    »Die von der Liste. Kommen Sie bloß. Wir fahren in meinem Wagen. Geht rascher.«
    Ich wollte einwenden, daß ich Patienten erwarte, aber man konnte den Mann nicht unterbrechen, und so schwieg ich. Mutters Bauchweh und Ethels kleine Würmer konnten wohl auch noch eine halbe Stunde warten!
    Während unserer kurzen Fahrt in seinem prachtvollen Bentley pries mir Mr. Loveday die Vorzüge des hiesigen Golfplatzes. Ich sah das Gelände vor mir — »herrlich«, sagte er, »nur vielleicht etwas zu klein« -, die geraden, schmalen Spielflächen mit den in Blüte stehenden Rhododendronbüschen und dem wundervollen Blick vom zehnten Loch aus.
    Wir hielten vor einem winzigen Häuschen in einer engen Straße mit lauter ebensolchen Häuschen. Das Messingschild am Gartenzaun trug die Aufschrift »Dr. med. Phoebe Miller«.
    »Dr. med.!« bemerkte ich beeindruckt.
    Lovedays Posaunenengelgesicht runzelte sich unter einem breiten Lächeln. »Sie kennen unsere Phoebe noch nicht«, gab er zurück. »Ein tüchtiges Mädchen. Ein tüchtiges Mädchen.«
    Wir läuteten, und als die Tür aufging, schlüpften behende zwei Pudel heraus und wirbelten uns um die Beine.
    »Platz, ihr Biester! Platz, hört ihr?« befahl ihre Herrin und erschien nach ihnen im Rahmen der Haustür.
    Phoebe Miller war ein kleines Persönchen mit ungeschminktem, ungepudertem Gesicht und unordentlichem Grauhaar, das sie am Hinterkopf in einen Knoten aufzustecken versucht hatte. Mr. Loveday stellte mich vor, worauf wir alle drei nebst den beiden Hunden uns über die schmale Diele ins Wohnzimmer begaben. Dort standen drei Lehnsessel; zwei davon waren von fest im Schlaf zusammengeringelten rotbraunen Katzen besetzt, auf dem dritten lag ein Stoß alter Zeitungen. Mr. Loveday hob ohne viel Federlesens die eine der schlafenden Katzen auf und nahm sie, nachdem er sich hingesetzt, auf den Schoß, was sie nicht im geringsten zu stören schien.
    Dr. Miller hockte sich auf die Lehne des zweiten Sessels, und ich ließ mich nach einigem Zögern auf dem Zeitungsstoß nieder.
    Mr. Loveday kam sofort zur Sache.
    »Warum haben Sie den Burschen da nicht in die Liste aufgenommen, Phoebe?« wollte er wissen. »Wir haben doch keinen Gewerkschaftszwang, oder?«
    »Seien Sie doch nicht albern, Mortimer - ich bin bloß noch nicht dazugekommen, weiter gar nichts.« Sie sah mich an. »Ich bin im Gegenteil sehr froh, Herr Kollege. Mit Ihnen sind wir dann zu fünft auf der Liste. Wir vier Frauen und Sie. Macht einmal alle fünf Wochen Sonntagsdienst und einmal Vertretung jeden fünften Montagnachmittag, Weihnachten, Neujahr und sonstige Feiertage im Turnus. Gladys tippt Ihnen eine Liste davon. Über die Ferien einigen wir uns jeweils. Ich gehe im August weg, Carter im Juli, Halliday im Juni, Greer im Mai. Hoffentlich sind Sie Wintersportler, Kollege.« Sie lachte hell auf und erhob sich dann, als das Telefon läutete.
    Sie meldete sich, hörte ein Weilchen zu und gab dabei in Abständen grunzende Zwischenlaute von sich. Zum Schluß sagte sie: »Ich kann nichts dafür, wenn Ihr Mann Ihnen nicht gefällt, Mrs. Granger. Kann’s Ihnen nicht übelnehmen. Viel scheint ihm nicht zu fehlen, und heut’ nachmittag kann ich nicht kommen. Geben Sie ihm ein Aspirin, dann komm’ ich morgen früh mal vorbei.«
    Sie hörte wieder zu, und man konnte vernehmen, wie die Stimme am anderen Ende weiterschnatterte.
    Endlich sagte Dr. Miller:

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