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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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heiraten wollte. Ich glaubte, alles ginge so glatt.«
    »So war es auch. Das heißt, alles bis auf den Umstand, daß Sylvia keinen Arzt heiraten will.«
    »Prügel verdient sie. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie an diesem Pankrest findet. Ich hab’ sein Bild in der Zeitung gesehen -er kann dir nicht das Wasser reichen.«
    »Danke, Ma«, sagte ich. »Und was deine erste Bemerkung betrifft, so könnte ich dir nicht überzeugter beistimmen.«
    Das Telefon läutete, und Mutter sprang vom Stuhl auf.
    »Setz du dich nur«, rief sie. »Du hast für heute genug geschafft. Ich werde den Leuten sagen, du seist zu Bett gegangen.«
    Ich legte den Arm um Mutters Schultern. »Wie würde dir so ein Bescheid gefallen, wenn du in statu asthmatico oder hochfebril wärst?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, entgegnete Mutter, »aber ich hoffe stark, daß ich nie das eine oder andere sein werde. Beides klingt ganz scheußlich.«
     

NEUNZEHNTES KAPITEL
     
    Ich hatte mir angewöhnt, bei Mrs. Hume hereinzuschauen. Wir waren zu einer Verständigung gekommen. Sie hatte den Versuch aufgegeben, mich zu umgarnen, und ich hatte meine stachlige Abwehr fallenlassen und eingewilligt, sie Betty zu nennen. In gewisser Hinsicht war sie eine der gutherzigsten Frauen, die mir je begegnet waren. Nachdem sie erst einmal aufgehört hatte, sich lockend in den Hüften zu wiegen und sich selbst »ich Armes« zu nennen, war sie ganz Frau, die das Bedürfnis des Mannes nach Ruhe, einem warmen Feuer und Entspannung nach des Tages Arbeit verstand. Wenn wir uns unterhielten, war gewöhnlich sie es, die mir von den verschiedenen Etappen ihres nicht unbewegten Lebens berichtete. Schwiegen wir - und es war ein freundschaftliches Schweigen -, dann sah ich ihr zu, wie sie, auf ihrem niedrigen Stuhl sitzend, Pullovers für Philipp strickte. Alles das war mir nicht zuwider, und das mindeste, was ich tun konnte, war, ihr für den friedlichen Abend zu danken. So wie wir augenblicklich standen, war mir unsere Freundschaft recht, und ich begann, mich nach der Abendsprechstunde auf einen gemütlichen Abend an Bettys Kaminfeuer zu freuen. Um Klatschereien vorzubeugen, ließ ich das Auto vor meinem Hause stehen und ging zu Fuß die Straße hinunter. Mrs. Little indessen konnte ich nichts Vortäuschen.
     
    Zusammen hatten Mutter und ich eine Sekretärin aus den über hundert Bewerbungen ausgewählt, die sie mit großer Belustigung gelesen hatte, und die junge Dame aufgefordert, sich' zu einer Unterredung und möglicherweise zur Aufnahme ihrer Pflichten an einem meiner ruhigeren Nachmittage bei mir einzufinden. Die Antworten auf mein Inserat, jetzt in leeren Lebensmittelschachteln verwahrt, versperrten mir jedesmal den Weg, wenn ich die Tür zum Apothekerkämmerchen öffnete, und die Korrespondenz auf den Kartothekschränken hatte einen beängstigenden Umfang angenommen. Ich hoffte, daß sich an dem vorgesehenen Mittwochnachmittag nicht allzu viele Patienten einfinden würden, so daß mir Zeit bliebe, Miss Hornby in ihre Pflichten einzuführen. Aus einem nicht allzu undurchsichtigen Grunde hatte Mutter sich für eine der »über Sechzigjährigen« eingesetzt - d. h. eine der pensionierten Beamtinnen -, während ich sehr gern eine der weniger brauchbar scheinenden Zwanzigjährigen genommen hätte. Schließlich hatten wir uns auf Miss Hornby geeinigt, die die medizinische Terminologie kannte, ausgezeichnete Zeugnisse und eine leserliche Handschrift hatte und zugab, achtundzwanzig Jahre alt zu sein. Mutter sagte, wenn sie achtundzwanzig zugebe, wäre sie bestimmt mindestens dreißig, und wenn sie unverheiratet geblieben sei, könne sie wohl kaum eine Schönheit sein. Ich suchte Mutter beizubringen, daß ich eine Sekretärin suche, aber davon ließ sie sich offensichtlich nicht überzeugen. So blieben wir bei Miss Hornby, und ich sah nicht ohne Erwartung dem Erscheinen meiner neuen Sekretärin am Mittwochnachmittag um drei Uhr entgegen.
    Um sieben Uhr am Morgen des genannten Tages wurde ich von meinem treuen Freund, dem Telefon, geweckt. Ich griff nach dem Hörer.
    »Herr Doktor?«
    Ich kannte die Stimme. Es war die Arthur Rainbows, der Windhunde hielt und sich überall im Lande auf den Hunderennplätzen herumtrieb. Er war ein riesiger Bursche, der aussah wie ein Preisboxer, und im übrigen wohl der größte Kindskopf in meiner Praxis, der mich zu den irrsinnigsten Stunden anzurufen pflegte.
    »Herr Doktor, ich habe Schmerzen auf der Brust. Glauben Sie, daß es etwas

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