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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Gefährliches ist?« - »Herr Doktor, mein Kopf tut mir gräßlich weh, ob das wohl so ein Tumor sein kann?« - »Herr Doktor, ich zittere wie ein Wackelpudding« oder »ich schwitze schweinemäßig« oder »ich heule wie ein Säugling«, und jedesmal: »Was soll ich bloß tun, Herr Doktor? Sagen Sie mir, was ich tun soll!«
    »Was ist denn schon wieder, Arthur?« fragte ich voll Ärger, weil er mich eine Stunde, ehe ich aufzustehen brauchte, aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Ich bin die ganze Nacht über auf den Beinen gewesen, Ehrenwort, Herr Doktor. Die ganze scheußliche Nacht durch hab’ ich auf einem gewissen Ort verbracht. Ich glaube, ich habe so etwas wie ’ne Darmgrippe erwischt.«
    »Ich komme später vorbei und seh’ nach Ihnen, Arthur.«
    »Nein, machen Sie sich nicht die Mühe, Herr Doktor. Ich hab’ bloß angerufen, weil ich wissen wollte, wieviel Sulphatiazol ich nehmen soll. Wir geben das den Hunden, wenn sie Durchfall kriegen, aber ich weiß ja nicht, wieviel ein Mensch davon nehmen muß.«
    »Nehmen Sie gar nichts, Arthur, ehe ich Sie gesehen habe.«
    »Na gut, Herr Doktor. Ich dachte nur, ich wollte Ihnen die Mühe ersparen, wissen Sie.«
    »Keine Mühe, Arthur. Ich komme nachher vorbei. Wiedersehn.«
    »Wiedersehn, Herr Doktor.«
    Weg war mein Schlaf. Ich überlegte mir, jetzt könnte ich ebensogut aufstehen und ausnahmsweise einmal zeitig mit der Sprechstunde anfangen.
     
    Bei Mrs. Collins hatte der Verfall eingesetzt. Sie war jetzt bettlägerig, und obgleich ich bei ihr hereinsah, sooft ich konnte, vermochte ich doch recht wenig für sie zu tun.
    »Halten Sie es für möglich, daß ich es bis zum Frühling mache, Doktor?« fragte sie mich. »Ich wünsche mir so sehr, noch einmal zu erleben, wie die Mandelbäume vor dem Fenster blühen.«
    »Kann sein«, antwortete ich ohne rechte Überzeugung.
    Längst hatte ich es aufgegeben, Mrs. Collins die bittere Tatsache verzuckern zu wollen. Sie war mit ihrem Sterben ausgesöhnt und sprach gern mit mir über den Tod. »Da ich weiß, daß ich sterben muß«, hatte sie einmal gesagt, »seien Sie offen zu mir. Mit Ihnen wenigstens kann ich reden. Wenn ich Besuch von Freunden bekomme, weichen sie meinem Blick aus und schauen anderswohin. Sie sagen mir: >Wenn es dir besser geht, dann wollen wir das und das tun. Nächstes Jahr bist du wieder auf und läufst herum.< ->Pfui!< würde ich dann am liebsten sagen, nächstes Jahr bin ich nicht mehr da, und ihr alle wißt es so gut wie ich.< Aber es ist ihnen lieber, wenn ich mich an diese Spielregeln halte. Darum pflege ich zu antworten: >Ja, heute fühle ich mich ein bißchen besser.< ->Ja, gewiß, Mrs. Lucas, ich werde nächstes Jahr zur Hochzeit Ihrer Tochter kommen.< - >Mrs. Erlon, sicher komme ich in Ihr Haus an der See zur Erholung, sobald ich mich etwas kräftiger fühle.< Offen gestanden, Doktor, wäre es mir lieber, sie kämen gar nicht zu mir, aber was kann ich dagegen tun?«
    Nach diesen Eröffnungen hatte ich ganz ehrlich mit ihr gesprochen und sie sagen lassen, was sie auf dem Herzen hatte.
    »Tief im Innersten glaube ich, daß es um die Weihnachtszeit sein wird«, sagte sie jetzt. »Keine so schlechte Zeit zum Sterben.«
    Trudi, die es nicht ertrug, sie so reden zu hören, wischte sich die Augen am Schürzenzipfel ab und ging aus dem Zimmer. In Mrs. Collins’ schmalem Gesicht brannten die Augen. Ich erzählte ihr, daß Mutter dagewesen war und daß ich eine neue Sekretärin bekäme, und brachte sie zum Lachen über die zahllosen Bewerbungen, die ich erhalten hatte. »Und immer noch keine Braut?« fragte sie.
    »Immer noch nicht.«
    »Wissen Sie, Doktor, und gerade das wäre im Grunde die Nachricht, die ich von Ihnen hören will. Warum können Sie einer alten Frau nicht den Gefallen tun und sich ein nettes Mädchen suchen?«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    »Schieben Sie’s nicht zu lange hinaus.«
    »Ich verspreche Ihnen, mein möglichstes zu tun, Mrs. Collins. Und jetzt möchte ich Sie einmal anschauen.«
    Nachdem ich -mich von meiner Patientin und an der Haustür von -der wie immer freundlich lächelnden Trudi verabschiedet hatte,
    fuhr ich mit Zweifeln im Herzen davon. Würde Mrs. Collins das Weihnachtsfest noch erleben? Ich konnte nicht anders, als es ihr nicht zu wünschen. Je länger sie aushielt, desto mehr würde sie zu leiden haben.
    Mein Weg führte mich nach der »Städtischen Siedlung«, wo ich jetzt ein oft gesehener Gast war. Während der ersten Wochen, als ich dort Besuche machte, hatte

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