Heirate mich, Prinzessin!
ich bestimme, was geschieht“, antwortete er. „Zuerst wirst du dich dorthin begeben, wo dein Platz ist. Nämlich auf den Thron. Danach bin ich dran.“
Er sprach leise und bestimmt, und ihr war klar, dass jeder der Anwesenden hören konnte, was er sagte. Sofort erhob sich Gemurmel im Saal. Luci kicherte unterdrückt und fächelte sich hektisch Luft zu.
Ferruccio schien das alles nicht zu bemerken. Er schaute Clarissa in die Augen, und sie erhob sich willenlos, folgte ihm zu der Empore, ließ sich die fünf Stufen hochführen, die von einem roten Teppich bedeckt waren, der das castaldinische Wappen trug, und blieb erst vor dem Thron abrupt stehen.
Lächelnd sagte Ferruccio: „Dies ist dein Thron, Clarissa. Und dies ist deine Krone. Sie gehört niemandem sonst.“
Erst nach einem Moment verstand sie, was er damit meinte. Aber es war fast zu schön, um es zu glauben. Konnte es sein, dass er … „Meinst du damit …?“
Er drückte ihre Hände. „Ich habe sie für dich anfertigen lassen. Es gehört alles dir, Clarissa, nur dir allein.“
Es war also nicht der Thron, auf dem ihre Mutter gesessen hatte. Es war auch nicht die Krone, die sie getragen hatte. Ferruccio hatte verstanden, welch schwere Bürde das Erbe ihrer Mutter für Clarissa gewesen wäre, und hatte ihr etwas Neues geschenkt, das nicht mit Erinnerungen belastet war.
Verblüfft ließ sich Clarissa auf den Thron sinken. Auf das Geschenk des Königs. Hier begann die Zukunft, und diese Zukunft gehörte ihr und Ferruccio.
Was aber bedeutete das? Waren seine Geschenke der Beweis, dass er mehr für sie empfand, als sie bisher angenommen hatte?
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Augenlider, wie sie es bei ihm getan hatte, als er von seinem Albtraum heimgesucht worden war. Vielleicht wollte er damit nun ihre Angst verscheuchen?
Dann lächelte er und flüsterte: „Je eher wir das hier hinter uns bringen, desto eher kannst du mir zeigen, wie kreativ du warst.“
Ihr zitterten die Lippen, als sie ihn anlächelte, bevor er davonging, um zum neuen König von Castaldinien gekrönt zu werden. Während sie die Zeremonie beobachtete, rannen ihr Tränen des Glücks über die Wangen. Der beste Mann hatte gewonnen. Die Krone. Und ihr Herz. Am Ende des Tages würde sie seine Frau sein.
„ Dio , wer sind all diese Leute?“ Clarissa ließ ihren Blick über das weite Halbrund des antiken Theaters schweifen. Es war von den Römern in den Hügel oberhalb des Palastes gebaut worden und seit Jahrhunderten eine Ruine gewesen. Nun erstrahlte es in neuer Pracht, und auf den stufenartig angeordneten Sitzreihen fanden alle viertausend Hochzeitsgäste Platz, ganz zu schweigen von den Kamerateams der großen Fernsehanstalten, die die königliche Hochzeit weltweit live übertragen würden, und den zahllosen Fotografen, die ihre Bilder exklusiv an die großen Magazine und Nachrichtenagenturen verkaufen wollten.
Das alles hatte Ferruccio in den sechs Tagen, die zur Vorbereitung blieben, organisiert.
Jetzt wandte er sich mit einem strahlenden Lächeln an seine Braut. „Das sind deine Verwandten und deine Untertanen, re gina mia .“
„Deine von nun an auch“, erwiderte sie. „Vor allen Dingen deine“, korrigierte sie sich. „Sie sind gekommen, weil du sie eingeladen hast. Siehst du diese sechs Damen dort oben?“, fragte sie und winkte ihren Freundinnen zu, die aufsprangen und jubelten. „Die sind meinetwegen gekommen.“
„Ich weiß. Es sind deine Freundinnen, die du an der Uni kennengelernt hast.“ Verblüfft sah sie zu ihm auf. Wusste er denn einfach alles?
„Du hast etwas angestellt“, sagte sie gekränkt. „Nicht wahr?“
Er winkte den jungen Frauen zu, die ihre Begeisterung darüber, dass der König sie bemerkt hatte, nicht verhehlen konnten. „Ich habe nur die Flugtickets, die du für sie bestellt hattest, zurückgegeben und die Damen mit meinem Privatflugzeug abholen lassen“, antwortete er.
„ Dio , Ferruccio, an was du alles denkst!“, rief sie. „Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder fürchten soll.“
„Freu dich einfach. Ich werde dich nie bevormunden oder Dinge tun, die dir das Gefühl geben, dass du keine Luft mehr zum Atmen hast.“
„Seltsam“, gab sie zurück. „Ich kann mich gut daran erinnern, dass du so etwas vor nicht allzu langer Zeit getan hast.“
Als sie sah, wie sein Lächeln gefror, hätte sie sich am liebsten für ihre Dummheit geohrfeigt. Warum hatte sie sich bloß zu dieser Bemerkung hinreißen lassen? Es
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