Heirate mich, Prinzessin!
sich an die Umstehenden. „Ich danke euch allen für eure Hilfe. Aber ich möchte jetzt noch ein paar Minuten allein sein.“
„Unsere Königin hat gesprochen. Folgt mir, Leute“, rief Luci und zwinkerte Clarissa zu, während sie Phoebe mit Gabrielles Unterstützung vom Sofa aufzustehen half. „Aber lauf nicht weg, hörst du?“, mahnte sie im Gehen.
Clarissa streckte ihr die Zunge heraus, doch sobald sich die Tür hinter den Frauen geschlossen hatte, wurde sie nachdenklich. Luci hatte recht, obwohl sie keine Ahnung davon haben konnte, wie es in Clarissa tatsächlich aussah. Sie liebte Ferruccio so sehr, dass es ihr Angst machte. Die Vorstellung, ihn vielleicht wieder zu verlieren, jagte ihr eiskalte Schauer über den Rücken.
Sie atmete tief durch und trat dicht vor den Spiegel.
Aufmerksam betrachtete sie sich. Ja, nun sah sie die Veränderung, die Luci an ihr bemerkt hatte. Ihre Naivität und mädchenhafte Scheu waren verschwunden. Stattdessen blickte ihr eine Frau entgegen, die plötzlich wusste, was Leidenschaft war. Das Leben schien plötzlich unendlich viele Möglichkeiten zu bieten. Und Teil dieses Lebens war jener Mann, der ihr Verlangen geweckt, der sie zur Frau gemacht hatte. Sie liebte diesen Mann, gleichzeitig fürchtete sie, niemals wiedergeliebt zu werden.
Ihr Blick fiel auf das wunderschöne Collier, das sie trug. Es handelte sich um das Hauptstück eines Ensembles, das Ferruccio ihr – unter anderem – zur Hochzeit geschenkt hatte.
Die beiliegende Karte verriet, dass er es beim besten Goldschmied Castaldiniens hatte anfertigen lassen. Die Künstler hatten vermutlich Tag und Nacht gearbeitet, um das Set in so kurzer Zeit fertigzustellen.
Es war ein Triumph des Goldschmiedehandwerks geworden, eine Arbeit in reinem vierundzwanzigkarätigen Gold, wie es in Castaldinien Tradition besaß. Und was noch erstaunlicher war: Das Collier passte zur Tiara, die sie trug, ohne das Design komplett zu übernehmen. Es war ein völlig eigenständiges Schmuckstück, und außerdem passte es perfekt zur Farbe ihrer Augen.
Die filigrane Girlande war mit fünf sechseckigen Amethysten besetzt, deren Fassung aus je einem gewundenen Kranz bestand. Allein das Collier zierten darüber hinaus dreizehn Diamanten von zusammen fünfundsiebzig Karat, neunundsechzig kleinere Diamanten von zusammen fünfzig Karat und eine Vielzahl von winzigen Diamanten im Rosenschliff, die zusammen zwanzig Karat besaßen. Zum Collier gehörten passende Ohrringe, ein Armreif und ein Ring.
Wie viel das Ensemble gekostet hatte, konnte Clarissa nicht ermessen. Eine Verwandte hatte einmal mit ihrem Verlobungsring geprahlt, dessen Fünfkaräter zweihunderttausend Dollar gekostet hatte. Also hätte man mit dem Betrag für das Set, das Clarissa nun trug, vermutlich das gesamte Finanzdefizit von Castaldinien ausgleichen können.
Doch Geld spielte für Ferruccio keine Rolle. Was Clarissa rührte, war, dass er so viel Sorgfalt darauf verwandt hatte, Schmuck auszuwählen, der zu ihren Augen, ihrer Haut und ihrer Haarfarbe passte.
Durfte sie deshalb nicht auch daran glauben, dass ein Mann, der ihr auf so vielfältige Weise Freude bereitete, kein Interesse daran hatte, sie am Ende zu zerstören?
Außerdem war sie ja kein hilfloses Wesen, das von anderen Menschen manipuliert werden konnte. Ferruccio war der Meinung, dass die Erwartungen und Misshandlungen ihrer Mutter ausschlaggebend für ihre Probleme gewesen waren. Als sich kein Erfolg einstellte, hatte sie andere Menschen dafür verantwortlich gemacht. Aber Clarissa war nicht wie ihre Mutter, und sie nahm sich vor, Ferruccio die Liebe zu geben, die er verdiente. Er begehrte sie über alle Maßen, und vielleicht würde er irgendwann auch lernen, sie zu lieben.
Dieser Gedanke machte ihr Mut, und so ging sie zur Tür und öffnete sie. Ihre Brautjungfern stürmten ins Zimmer.
Clarissa musste lachen. „Dachtest du wirklich, dass ich mir das Kleid vom Leib reiße, Jeans und T-Shirt anziehe und mich am Bettlaken vom Balkon abseile?“, fragte sie Luci.
„Die neue Clarissa, die ich kennengelernt habe, ist zu allem fähig“, gab Luci zurück, während sie schnell noch einmal Clarissas Schleier richtete.
„Wie wäre es, wenn wir uns mal in Bewegung setzen?“, fragte Phoebe ungeduldig. „Wenn ich noch länger warten muss, darf ich die Krönung und die Hochzeit wahrscheinlich in der Entbindungsklinik am Fernseher verfolgen.“
„Es wird zu anstrengend für dich“, schalt Clarissa die Freundin.
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