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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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endlich mal die Brautmagazine an, da kommst du bestimmt auf eine Idee.«
    »Na gut«, sage ich zerknirscht.
    »Nicht verzagen, Lotte. Alles wird super!«
    Missmutig gehe ich ins Wohnzimmer und ziehe wahllos ein Magazin aus dem Stapel auf dem Couchtisch. Wedding Style, die amerikanische Ausgabe, ziemlich zerlesen.
    Ziemlich zerlesen?
    Lala hatte doch behauptet, sie hätte die Magazine extra für mich besorgt!
    Ich sehe nach, die Zeitschrift ist vom Februar 2004, laut Preisschild gekauft bei einem Hudson News Store auf dem JFK Airport in New York. Grinsend schaue ich den ganzen Stapel durch, dann greife ich zum Hörer.
    »Lala?«
    »Lotte! Hast du endlich eine Idee?«
    »Nein, aber eine Frage. Sag mal, im Februar 2004, da kannte ich Georg noch nicht mal.«
    »Und?«
    »Wieso hast du mir denn vor sechs Jahren in New York eine Brautzeitschrift gekauft?«
    »Ääääh …«
    »Du kaufst heimlich Brautmagazine!«, ziehe ich sie auf.
    »Nein!«
    »Do-hoch!«
    »Ach Mann, Lotte, ich dachte … ich hab nicht daran gedacht, die alten Dinger auszusortieren. Ich hab dir doch extra neue gekauft! Und die Zeitschrift aus New York, weißt du, damals war ich gerade mit Simon zusammen.«
    »Du wolltest Simon heiraten? Simon? «
    Ich habe Simon nur allzu deutlich in Erinnerung. Er war der Chef einer kleinen Werbeagentur, in der Lala damals gearbeitet hat. Er hatte einen Alfa Romeo Spider, trug Turnschuhe zum Anzug, war 14 Jahre älter als sie und einsolches Arschloch, dass er diesen Begriff in völlig neue Dimensionen führte.
    »Natürlich nicht! Das heißt … Weißt du, damals lief es schon so ein bisschen komisch zwischen uns. Er hat kaum mit mir geredet, und ich wusste nicht, was los war, und dann hab ich ihn irgendwann aus einer Wempe-Filiale kommen sehen, mit einer kleinen, lackierten Tüte …«
    »Und du hast gedacht, er hätte dir einen Ring gekauft?«
    »Nein!«
    »Lala«, sage ich drohend.
    »Na gut, ja. Ich musste am nächsten Tag nach New York, und dort habe ich eine SMS bekommen, die so komisch klang, und da dachte ich … Aber als er mich ein paar Tage später vom Flughafen abgeholt hat, hat er mir als Erstes seine neue TAG-Heuer-Uhr gezeigt, zweitausend Euro. Und eine Woche später hat er mich verlassen.«
    »Ich erinnere mich«, sage ich. Der Scheißkerl hat per SMS mit ihr Schluss gemacht, just in dem Augenblick, in dem sie einen Briefumschlag mit ihrer Kündigung auf dem Schreibtisch fand. Trotz dieser Aktion konnte ich Lala damals nicht davon überzeugen, dass er die Tränen, die sie in den Wochen danach vergoss, nicht wert war.
    Ich hole Luft, aber Lara seufzt so tieftraurig, dass ich nicht wieder mit der Geschichte anfangen mag. Eine Frage kann ich mir allerdings nicht verkneifen:
    »Und was ist mit den anderen Magazinen? Vogue Sposa? Der Hochzeitsplaner? Mai 2005? April und Mai 2006? Dezember 2007? Januar 2008?«
    »Ach, lass mich in Ruhe.«
    Ich muss heute wirklich extrem großzügig drauf sein, denn ich verkneife es mir, sie noch weiter aufzuziehen.
    »Na gut, Lala, dann guck ich mir die Dinger mal an.«
    »Ja, mach das. Und melde dich!«
    »Klar. Bis später!«
    »Und denk dran, auch nach einem Kleid zu schauen!«
    Ich kann es kaum glauben. Ich, Charlotte Michalski, sitze bei einer Tasse Tee auf der Couch und sehe mir Brautmagazine an. Ich, die ich normalerweise schon rot anlaufe, wenn mich jemand mit einer Glamour in der U-Bahn erwischt, blättere mich durch Sahnetortenkleider, Brautdiademe, Brautmieder. Es ist schrecklich. Es ist weibisch. Aber irgendwie …
    Nein, es ist schrecklich. Es muss schrecklich bleiben! Ich springe auf, um während der uncoolsten aller Aktivitäten wenigstens ordentliche Musik zu hören, fahre mit dem Finger das CD-Regal entlang, Feist, Ricardo Villalobos, Console, Tocotronic, White Stripes, Robbie Williams …
    Robbie Williams.
    Nein.
    Nein, Lotte!
    Ach, was soll’s, ich meine, ich blättere in Brautgazetten, aus der Situation käme ich nicht einmal mit Zwölftonmusik würdevoll heraus, da ist es doch grad egal. Ich lege die CD ein. Dann denke ich, dass es eigentlich wirklich scheiß egal ist, und skippe direkt vor zu Track vier.
    I sit and wait
    Does an aaaaangel …
    Robbie säuselt, die Seiten rascheln leise, und das Papier fühlt sich wunderbar glatt an. Ich blättere …
    And through it aaaall she offers me protection
    … und blättere …
    A lot of love and affection
    … und blättere …
    Whether I’m right or wrong
    … als es mich wie ein Schlag trifft.
    Das ist

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