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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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irgendeinen schicken Hosenanzug und hör auf, deine Zeit mit so einem Quatsch zu verplempern.«
    Ich sehe sie erschrocken an, aber Kristin steht auf, streicht sich die Tabakkrümel von der Hose und sagt: »So, ich muss weiter. Danke für den Kaffee!«
    Und raus ist sie aus der Tür.
    Wie benommen lasse ich mich auf Kristins Platz sinken. Eigentlich bin ich ganz und gar ihrer Meinung: Brautkleider sind einfach nicht mein Ding. Trotzdem bin ich beleidigt. Bin ich vielleicht keine Braut? Findet sie etwa, dass ich nicht anmutig, elfenhaft und schön sein kann? Insgeheim habe ich mir ja ausgemalt, wie unsere Gäste eine08/15-Braut erwarten, in einer Robe aus Tüll und Taft und mit ordentlich Bling-Bling – und ich dann in einem ultracoolen Fummel gen Standesbeamtin schwebe. Aber wenn alle Gäste dann tuscheln: Wie gut, dass sie kein klassisches Brautkleid anhat, das hätte wirklich hammerpeinlich ausgesehen – dann ist doch der ganze Effekt dahin!
    Ich wünschte, Georg wäre da. Er würde mich in den Arm nehmen und alles wäre nur noch halb so schlimm. Aber Georg ist wieder mal auf irgendeinem ökonomischen Kongress oder einer politologischen Konferenz oder sonst einem idiotischen Meeting. Missmutig ziehe ich ein Sonderheft mit dem Titel Der Bräutigam aus dem Stapel und fange an, darin einen Artikel mit der Überschrift »Der Formel-1-Countdown – Tipps für eine rasend schnelle Planung« zu lesen, der mit Ferraris bebildert ist und unter anderem davon handelt, warum er die Braut bei der Planung so gut unterstützen soll, wie es geht, und wie mann am besten agiert, wenn am Hochzeitstag ein wichtiges Fußballspiel ansteht. (Antwort: Fragen Sie bei Ihrer Location nach, ob Sie einen Nebenraum mit Leinwand zur Fußi-Zone erklären dürfen, grrrr.) Da klingelt es schon wieder an der Tür.
    »Hallo?«
    »Lalalalaaalaaaa!«, singt es durch die Gegensprechanlage.
    »Lala! Komm rauf.«
    Als Lala endlich vor mir steht, ist sie völlig verschwitzt, aber sie strahlt, als hätte sie eben den Weltrekord im 400-Meter-Lauf geknackt.
    »Bist du gerannt?«, frage ich grinsend.
    »Ab … hä … Katn!«, antwortet sie.
    »Hä Katn?«
    »Ich …«, sie schnauft noch einmal. Dann hält sie mir einen kleinen Pappkarton entgegen, atmet tief durch und stößt hervor: »Die Karten hab ich!«
    »Hey!«, sage ich, als ich das Päckchen geöffnet habe und eine unserer Save-the-Date-Karten rausziehe. »Die sehen ja super aus!«
    »Nicht wahr?«, fragt sie und schafft es nur mit mäßigem Erfolg, den Stolz in ihrem Gesicht zu verbergen. »Ich bin ja so froh, dass Georg mit den Vöglein einverstanden war – ich hatte schon Angst, er würde auf seiner Idee, die Karten wie Flyer für irgendeine Techno-Party aussehen zu lassen, bestehen.«
    »Ja, Georg, äh …«, stottere ich, »magst du einen Kaffee?«
    »Was ist mit Georg?«, fragt Lotte.
    »Georg, äh, also … Den Kaffee mit Milch?«
    »Was ist mit Georg? Lotte!«
    »Na ja«, sage ich, zucke mit den Schultern und grinse dämlich.
    »Sie gefallen ihm nicht?«, fragt Lotte entsetzt. »Aber jetzt sind sie doch schon fertig.«
    »Georg, er … Er hat sie noch nicht gesehen«, gebe ich kleinlaut zu.
    »Aber warum?«
    »Ich hatte Angst, dass er die Vöglein zu niedlich findet.«
    »Aber Lotte! Wenn er sie jetzt zu niedlich findet, dann sind 200 Euro Druckkosten futsch!«
    »Nein, wenn er sie jetzt zu niedlich findet, dann ist es zu spät!«, erwidere ich.
    Lala grinst. »Du Luder«, sagt sie mit einer Stimme, in der durchaus Anerkennung liegt.

    »Fast hätte ich’s vergessen! Ich hab noch was für dich!«, ruft Lala, nachdem wir eine halbe Stunde lang Kaffee getrunken und das weitere Vorgehen in Sachen Einladungskarten durchgesprochen haben. Genauer gesagt, sie hat es durchgesprochen – ich habe nur zustimmend genickt und mich über den Streuselkuchen hergemacht, der eigentlich fürs Wochenende bestimmt war. Vielleicht ist es ein Fehler gewesen, mich nicht einzumischen, denn wie es aussieht, werden unsere Karten jetzt sechsseitig. Mit Vögelchen vorne drauf. Und einem Schleifchen, das sie zusammenhält. Ich versuche, mir nicht allzu bunt auszumalen, was für ein Gesicht Georg machen wird, wenn er Lalas kleine Meisterwerke sieht.
    »Ui, was denn?«, frage ich erfreut. Ich liebe Mitbringsel, vor allem, wenn sie so überraschend kommen wie dieses hier.
    Lala zieht ein Hochglanzblättchen aus der Tasche und schlägt es auf einer Seite auf, die mit einem kleinen Post-it-Zettel gekennzeichnet ist.
    »Das

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