Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
Vom Netzwerk:
perfekt!
    Ich schlage das Heft wieder zu, um nachzusehen, was ich da eigentlich gerade in der Hand halte, und lese: Martha Stewart Weddings . O Gott. Ich schlage das Heft wieder auf. Sehe mir die Einladung, die da ganz rechts unten am Rand als winziger Bestandteil einer Collage zu sehen ist, genauer an.
    Das ist perfekt!
    Schlicht. Minimalistisch. Reduziert. Keine Schnörkel, sondern Schreibmaschinenschrift.
    Und warum traue ich mich dann nicht, Georg anzurufen?
    Okay, zugegeben, die beiden winzigen Vöglein, die um die Typo herumflattern, sind ein kleines bisschen … ziemlich … total … wahnsinnig niedlich!

    Von: »Larissa Weber«
    An: »Charlotte Michalski«
    Betreff: Die Einladung!
    Datum: 07. März
    Liebe Lotte,
    anbei ein Entwurf für eure Save-the-Date-Karten. Deine Idee mit den beiden Vöglein, die um diese total schlichte Typo herumfliegen, ist wirklich genial. Und so herzig! Ich finde zwar immer noch, dass die Vöglein in Pink besser aussehen würden, und glaube auch, dass Georg das durchaus verkraften würde, aber wenn du meinst, Blau würde ihn eher mit dem Motiv versöhnen, dann kriegt ihr eben Blau!
    Bitte schaut doch beide noch mal über den Text, dannschicke ich die Karten gleich weiter in die Druckerei. Sie müssten dann bis zum Wochenende fertig sein.
    Ach, ich freu mich!
    Deine Lala
    PS: Jetzt brauchen wir nur noch ein Kleid für dich! Bitte schau doch noch mal die Brautmagazine durch, damit wir im Laden schon eine Vorstellung haben. Das ist jetzt wirklich allerhöchste Zeit, denn die meisten Kleider gibt es nicht in allen Größen vorrätig, wir können froh sein, wenn wir überhaupt noch etwas kriegen. Und dass du dich zu dem Thema so beharrlich nicht äußerst, verwirrt mich ein wenig. Das muss es doch nicht, oder? Lotte? Ich darf doch mit?

[Menü]
    Noch zwei Monate …
    Okay. Wer es noch nicht mitgekriegt hat: Ja, ich habe ein klitzekleines Figurproblem. Ich bin vielleicht nicht so dick, dass ich bei H&M in die »Big is Beautiful«-Abteilung müsste, aber … na ja, wenn’s so weitergeht, bald. »Obenrum« sehe ich ganz gut aus, aber ich habe einen zu dicken Hintern, einen zu dicken Bauch, zu dicke Schenkel, noch dazu bin ich gerade mal eins siebenundfünfzig, da liegen die Problemzonen schon ziemlich dicht beieinander. Außerdem habe ich auf Fotos, auf denen ich versuche, mit gesenktem Kopf einen verführerischen Katzenblick in die Kamera zu werfen, ein Doppelkinn. Da kann mich Georg hinreißend finden, solange er will, ich bin mopsig. Ich stehe einfach zu sehr auf Essen, sei es salzig, sauer, bitter oder süß. Und am meisten stehe ich auf Umami, das ist die fünfte Dimension des Geschmackssinns. Umami kommt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie: wohlschmeckend, fleischig, herzhaft. Es ist die Geschmacksqualität, nach der man sich sehnt, während man in gemischtem Rohkostsalat ohne Dressing stochert.
    Und wenn wir schon bei der großen Lebensbeichte sind: Ich habe Angst davor, ein Brautkleid zu kaufen.
    Natürlich habe ich Lalas Brautmagazine längst durchgesehen. Ich bin doch nicht blöd, schließlich haben wir nur noch acht Wochen bis zur Hochzeit. Ich habe noch mal die Robbie-Williams-CD eingelegt und geblättert und geblättert. Ich habe zusätzlich eine Rosenduftkerzeangezündet und weitergeblättert. Am Ende habe ich mir sogar eine Tasse Romantic-Moments-Früchtetee gemacht – nichts hat funktioniert. Der Punkt ist: Es besteht keinerlei Unterschied darin, ob man die Vogue oder die Vogue Sposa, äh … liest. Na gut, ein kleiner: In der Vogue sieht man, wie dürr die Models sind, in der Vogue Sposa erahnt man nur die Knochen unterm Tüll. Die ganze Zeit habe ich nur eines gedacht: Wie, bitte, soll jemand wie ich so etwas tragen? Giraffenartige Hälse ranken aus perfekten Dekolletés. Geraffte Satinstoffbahnen umspannen Taillen, deren Umfang unter dreißig Zentimetern liegt. Ein Meter sechzig lange Beine werden von glänzender Seide umhüllt. Bräutigame, die wie kalifornische Pornostars aussehen, streicheln über perfekt geformte Hüften. Jedes Mal, wenn ich ein Mieder sehe, stelle ich mir vor, wie ich darin aussähe – wie eine Schildkröte, die zu dick für ihren Panzer geworden ist.
    Okay. Ein Geständnis habe ich noch. Ich will gar kein Brautkleid! Ich will nicht aussehen wie Schwarzwälderkirsch mit Toupet! Wer mich einmal gesehen hat, weiß, dass schon die Vorstellung von mir in schulterfreier Robe vollkommen lächerlich ist. Ich bin eine von denen, die sogar zum

Weitere Kostenlose Bücher