Heiratsantrag auf Portugiesisch
schüttelte den Kopf. „Nein, aber ihm muss doch klar sein, dass ich alles weiß. Sofia kam am Tag unserer Hochzeit in die quinta , nachdem Jaime weggegangen war. Er war gerade bei ihrem Vater, um ihn darüber zu informieren, dass die Baupläne nun durchgeführt werden könnten. So hat sie es mir zumindest geschildert. Dann meinte sie, Jaime habe mich nie geliebt. Danach konnte ich nicht mit ihm darüber reden. Es war zu schmerzhaft. Ich bin sicher, dass sie recht hat. Ich habe Jaime abgewiesen, und er hat seitdem nicht den geringsten Versuch gemacht, sich mir zu nähern.“
Die Condessa warf ihr einen schockierten Blick zu.
„Hast du ihm denn gar keinen Grund für deine Weigerung genannt? Irgendeine Erklärung dafür, dass du nicht …“
„Dass ich nicht mit ihm geschlafen habe?“ Shelley seufzte. „Ich habe ihm vorgeworfen, mich zur Ehe gedrängt zu haben. Jetzt muss ich so schnell wie möglich mit dem Anwalt reden und mich über meine rechtliche Situation informieren. Dann lasse ich unsere Ehe für ungültig erklären. Ich lasse nicht zu, dass Jaime den Landbesitz meines Vaters verkauft“, sagte sie heftig. „Das darf nicht geschehen, egal wie …“
„Egal wie sehr du ihn liebst“, beendete die Condessa den Satz. „Shelley, ich kenne meinen Sohn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass an der ganzen Geschichte etwas dran ist. Quälst du dich nicht unnötig, nur weil du einer intriganten Frau Glauben schenkst? Warum vertraust du Jaime nicht? Rede mit ihm.“
„Nein!“ Sie schrie es fast heraus. „Nein, ich kann nicht! Von Anfang an habe ich geglaubt, dass er mich nicht wirklich lieben kann. Ich hätte auf meinen Verstand und nicht auf mein Herz hören sollen.“
„Ach, Shelley.“ Die Condessa nahm ihre Hand. „Ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig an deinem Kummer. Wären mir die Moralvorstellungen unserer Verwandten nicht so wichtig gewesen, hätte ich euch nicht gedrängt, so schnell zu heiraten. Ich wusste, dass du warten wolltest. Wovor fürchtest du dich eigentlich? Glaubst du wirklich, Jaime liebt dich nicht? Ich kann dir versichern, er tut es. Doch was ist mit dir? Seit du Jaime zum ersten Mal begegnet bist, suchst du nach einer Entschuldigung, um vor ihm und dir selbst davonzulaufen. Warum? Gerade hast du gesagt, du glaubst nicht, dass er dich wirklich liebt. Woher kommt dieser Gedanke? Du bist eine schöne Frau mit einer wunderbaren Persönlichkeit. Und mein Sohn ist intelligent genug, das zu erkennen. Hältst du es nicht für möglich, dass dein geringes Selbstbewusstsein der Grund für deinen ganzen Kummer ist? Mir ist bewusst, was du als Kind durchmachen musstest. Ich weiß, wie deine Großmutter dich behandelt hat. Das alles hat aber nichts mit Jaime zu tun. Er liebt dich.“
Die Condessa hatte eine wunde Stelle getroffen, und ihre Worte waren mehr, als Shelley ertragen konnte. Ihr wurde plötzlich klar, dass sie im Geheimen gehofft hatte, von Jaime im Stich gelassen zu werden. Sie wollte bestätigt sehen, dass ihre Großmutter recht gehabt hatte mit ihrer Behauptung, alle Männer wollten nur das Eine und sie, Shelley, sei es nicht wert, geliebt zu werden.
„Er liebt mich nicht“, wiederholte sie. „Er liebt Sofia.“
„Du musst etwas Abstand gewinnen. Ja, ich weiß, du willst den Anwalt aufsuchen. Doch zuvor machen wir einen kleinen Ausflug. Ich finde, es gibt nichts Beruhigenderes.“
Die Condessa schien recht zu behalten. Die Fahrt in dem gediegenen, von einem Chauffeur gesteuerten Mercedes war Balsam für Shelleys überspannte Nerven. Zumindest, bis sie auf der Straße einen Mann erblickte, der von hinten genau wie Jaime aussah. Sie hatte vergessen, dass er an diesem Tag einen dunklen Anzug trug, und setzte sich kerzengerade auf, als sie an dem in hellem Grau gekleideten Mann vorbeifuhren. Sehnsüchtig sah sie aus dem Rückfenster und musste feststellen, dass der Passant nichts mit Jaime gemein hatte, gar nichts.
Zu ihrer Überraschung hielt der Wagen kurz darauf vor einem beeindruckenden modernen Hotel. „Lass uns eine Tasse Tee trinken“, meinte die Condessa. „Danach fahren wir wieder nach Hause und ruhen uns ein wenig aus. Wenn du es dann immer noch möchtest, vereinbare ich heute Nachmittag einen Termin mit dem Anwalt. Aber ich würde dir raten, zuerst mit Jaime zu reden.“
Shelley wollte sich ihren Plan nicht ausreden lassen. Dennoch folgte sie ihrer Schwiegermutter in das noble Hotelfoyer.
„Hier entlang.“
Die Condessa hakte sich bei Shelley unter
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