Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
er Jack auf einer seiner nächtlichen Vergnügungstouren begleiten. Sein Cousin hatte das Talent, eine bestimmte Sorte Frauen anzuziehen, eine sehr unbekümmerte, charmante Art, die Frauen unwiderstehlich fanden und Männer zu imitieren versuchten.
Auch Aidan hatte einmal dieses Selbstvertrauen und diese charmante Unbekümmertheit besessen.
Aber das schien ein ganzes Leben her zu sein.
Mit einem Mal wie ausgelaugt, frustriert und mutlos, fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht.
»Sie brauchen nichts anderes zu tun, als dieses eine Buch zu übersetzen. Vom Anfang bis zum Ende.«
»Und wenn ich das tue«, erwiderte sie langsam, als ließe sie sich den Vorschlag durch den Kopf gehen, »werden Sie mich nicht wegen Diebstahls anzeigen?«
»Sie haben es erfasst.«
Versonnen strich sie mit der Fingerspitze das verblasste Muster auf dem Ledereinband des Buches nach. Dann blickte sie plötzlich wieder auf und kam ganz ohne Umschweife zur Sache. »Und was soll mich daran hindern, jederzeit zu verschwinden, wenn ich will? Oder wollen Sie mich in meinem Zimmer an einen Schreibtisch ketten?«
»Nein, natürlich nicht. Sie werden sich innerhalb des Hauses und des Gartens frei bewegen können. Ich werde mich darauf verlassen, dass Ihr Ehrgefühl Sie daran hindert, fortzugehen.«
Sie schnaubte verächtlich, als hätte er ihr gerade die Bestätigung für seine Naivität gegeben. Aber was konnte er schon anderes tun? Er war schließlich kein Kerkermeister. Er hatte ihr das Angebot gemacht und es versüßt, so gut er konnte. Entweder würde sie ihn beim Wort nehmen oder nicht.
»Nun?« Aidan versuchte, die gespannte Erwartung aus seiner Stimme fernzuhalten, denn es war besser, wenn Cat nichts von seiner Verzweiflung ahnte. Seit ihm die Idee gekommen war, hatte sie sich so tief in ihm verwurzelt, dass ein Nein ihm den Boden unter den Füßen wegziehen würde.
Noch einmal senkte sie den Blick auf das geschlossene Buch auf ihrem Schoß und überlegte, bevor sie langsam wieder aufschaute.
Diesmal brauchte Aidan nicht zu Magie zu greifen. Cats Blick war von Entschlossenheit geprägt, und ihre jadegrünen Augen glitzerten. »Ich muss verrückt sein, aber wir haben eine Abmachung, Kilronan.«
Cat lag auf dem Bett und beobachtete den Tanz der Flammen im Kamin, kämpfte gegen den Schlaf an und wartete, bis die letzten Geräusche, die sie noch hörte, wie das Knacken einer Bodendiele und der Ruf des Nachtwächters, der die Stunde ausrief, nach und nach verstummten.
Wenn dieser Kilronan sich einbildete, er könnte sie mit ein paar armseligen Klamotten und einem warmen Feuer kaufen, hatte er sich schwer getäuscht. Sie war keine Bettlerin, die auf der Straße saß und dankbar jeden Bissen annahm, der ihr zugeworfen wurde. Sie und Geordie verdienten gar nicht schlecht. Und wenn es auch nicht mit dem Luxus zu vergleichen war, den sie verloren hatte, war es doch weder das Elend des Arbeitshauses noch das beengte Leben in einem winzigen Zimmerchen wie während der ersten Monate, in denen sie allein gelebt hatte.
Und was Geordie anging, so war er bestimmt schon sehr beunruhigt über ihr langes Ausbleiben. Sie musste zu ihm zurück und ihm gestehen, dass sie den Auftrag vermasselt hatte. Als endlich alles still wurde im Haus, stand sie auf, zog ihre Jacke und Hose glatt und schlüpfte in ihre Stiefel. Einen Moment lang rieb sie sich nervös die Hände, bevor sie einen tiefen, beruhigenden Atemzug tat.
Und das verräterische Klicken eines Schlüssels im Schloss hörte.
Sie erstarrte, weil sie begriff, dass weder Schreien noch Klopfen Kilronan dazu bewegen würden, sie herauszulassen.
Verdammt!
Jetzt saß sie wirklich und wahrhaftig in der Falle.
Ein Lichtschein und von gedämpftem Lachen unterbrochenes Flüstern weckten Aidan. War Jack schon wieder zurück? Oder hatte er länger geschlafen, als er glaubte? Es kam ihm so vor, als wären erst Minuten vergangen, seit sein Kopf das Kissen berührt hatte.
»Bist du wach, alter Junge?« Bei der von säuerlichem Alkoholgeruch begleiteten Frage drehte sich Aidan der leere Magen um.
Sekundenlang überlegte er, ob er sich schlafend stellen sollte, weil sein Peiniger dann vielleicht aufgeben und sich ins Bett verziehen würde. Aber dann erschien ein glühendes Rot hinter seinen Augenlidern, gefolgt von einer Hitze, die genügte, um ihm die Nasenhaare zu verbrennen, als sein Cousin nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt eine Kerze schwenkte. Wenn er nicht reagierte, brachte dieser
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