Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
dieser neuen Bedrohung ist. Dass er daran arbeitet, das Netzwerk der Neun wieder aufleben zu lassen. Dass er einen Soldaten aus Domnu befehligt. Und dass er plant, eine Wiederauferstehung von Artus herbeizuführen.« Wie ruhig und gelassen dieser Kerl darüber sprach. Als ließe ihn das alles kalt. »Aber das ist unmöglich, Lord Kilronan.«
»Sie würden erstaunt sein, was alles möglich ist.« Aidan legte die gleiche, ja, sogar noch größere Arroganz in seine Stimme als der Amhas-draoi.
Und der zog die Brauen hoch, als schiene er Aidan zum ersten Mal zu sehen. Als nähme er einen Hauch der Macht des Unsichtbaren wahr, die immer noch aus Aidans Poren drang. Ein Andenken ans Überleben und eine warnende Erinnerung an alles, was er gewonnen und verloren hatte in jener Nacht im Mai.
Während Garrick mit dem Bild dieses neuen, viel eindrucksvolleren Lords Kilronan rang, unterbrach einer seiner Begleiter das Schweigen. Er hatte das finstere Gesicht des Kelten. Dichtes schwarzes Haar. Dunkle gewölbte Augenbrauen. Lippen wie ein Strich, mit einem abfälligen Zug darum.
»Máelodor ist tot.«
Aidan fuhr hoch und verschluckte sich fast an einem gemurmelten »Verdammt«, bevor er wieder auf seinen Platz hinuntersank. »Seit wann?«
»Der Mann wurde in Paris aufgespürt und hingerichtet. Vor drei Jahren.«
Aidan schüttelte den Kopf und trommelte nervös auf die Armlehnen seines Sessels, während er sich auf all das einen Reim zu machen versuchte. »Sie irren sich«, sagte er dann.
Garrick fand die Sprache wieder und deutete, um seine Autorität zu untermauern, auf den dritten Herrn im Bunde. »St. John war einer des Exekutionskommandos, das nach Paris entsandt wurde. Er kann bestätigen, dass Máelodor nicht mehr lebt.«
Der Mann trat vor. Er war blond, schlank und viel zu jung. Wie alt mochte er sein? Einundzwanzig? Zweiundzwanzig? Gott, fühlte sich Aidan alt. »Es ist wahr, Mylord.« St. Johns Stimme war von einem leichten ausländischen Akzent geprägt. »Máelodor starb in einer Pariser Fremdenpension. Sein Körper verbrannte.«
Garrick lehnte sich mit einer Lässigkeit an den Kaminsims, als sei er der Gastgeber und Aidan der unwillkommene Besucher, und blickte unter halb geschlossenen Lidern zu Aidan herab. »Es ist bewundernswert, etwas Gutes in einem Bruder zu suchen, der nichts als Schande über eine ohnehin schon mit Tragödie befrachtete Familie bringt.«
Nicht gewillt, auch nur eine Sekunde länger den einer Täuschung unterlegenen Invaliden zu spielen, biss Aidan die Zähne zusammen und erhob sich steif. »Mein Bruder hat nichts mit diesem teuflischen Plan zu tun! Fragen Sie Ahern oder Miss O’Connell. Beide können bestätigen, was ich in diesem Brief geschrieben habe.«
»Wir haben bereits mit Mr. Ahern gesprochen, und leider muss ich sagen, dass wir seinem Gebrabbel kaum etwas Verständliches entnehmen konnten. Miss O’Connell konnte uns nur von auf ihrer Übersetzung des Tagebuchs beruhenden Vermutungen berichten. Eines Tagebuchs, das sich nicht mehr in Ihrem Besitz befindet.«
»Ein Tagebuch, dessentwegen ich fast gestorben wäre, um es zu beschützen.« Wut stieg in ihm hoch. Ein bisschen von dem, was er fast geworden wäre in der glühenden Hitze. Die Wut, die diese hohle Stelle, die er noch immer in sich trug, in Brand setzte.
Langsam erhob er den Blick wieder zu Garrick. Sah den Anflug von Erkennen im Blick des Mannes aufflackern und dann wieder erlöschen, obwohl er immer noch lautstark protestierte, um seine überlegene Position zu festigen.
»Ein Tagebuch, das sich heute in Sicherheit befände, wenn Sie es übergeben hätten, als man Ihnen die Möglichkeit anbot. Ihre Verletzungen waren ebenso wie der Tod Ihres Cousins ganz allein nur Ihre Schuld.«
»Der Tod meines Cousins?«, brauste Aidan auf. »Soll ich Ihnen mal was sagen über den Tod meines Cousins? Ich sandte Männer aus, um nach seiner Leiche zu suchen, und sie kamen mit leeren Händen wieder. Ohne auch nur einen Knochen, den wir hier begraben konnten!«
»Eine unglückliche Fügung, zweifellos.«
Was für ein selbstfälliger, aufgeblasener Mistkerl! Von einem jähen Schwindelgefühl erfasst, presste Aidan die Knie zusammen und zeigte auf die zur Tür. »Raus! Dieses Gespräch ist beendet. Gehen Sie mir aus den Augen – und machen Sie, dass Sie von meinem Land herunterkommen!«
Garrick antwortete mit einem schmallippigen, kalten Lächeln. »Sollte Ihr Bruder sich mit Ihnen in Verbindung setzen, informieren Sie uns
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