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Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung

Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung

Titel: Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Das Sicherheitsgeschirr schürfte seine Beine auf und belastete Muskeln, die noch geschwächt waren von Monaten der Tatenlosigkeit.
    Mit schmalen Augen blickte er zum wolkenverhangenen Himmel auf und versuchte die Entfernung bis zum oberen Rand der Klippen abzuschätzen. Fünfzig Meter etwa noch, die ebenso gut auch fünfhundert sein könnten. Das würde er niemals schaffen. Er schloss die Augen, aber das Brennen der hinter den Wolken verborgenen Sonne auf seinen Lidern blieb, und das ferne Rauschen der einsetzenden Ebbe und das Kreischen aufgeregter Seevögel dröhnten in seinen Ohren.
    Nach einer kurzen Atempause öffnete er wieder die Augen und wappnete sich für den nächsten Abschnitt, überprüfte seinen Halt und suchte den nächsten, schätzte die Entfernung ab und setzte den Aufstieg fort.
    Sehnen schrien, Knochen rieben gegeneinander bei Bewegungen, die schon in gesundem Zustand schwierig waren, und geschwächt, wie er es war, geradezu unmöglich. Aber er brauchte diese Herausforderung. Brauchte sie als Ventil für den Zorn, der an ihm fraß, und um das Wüten des Unsichtbaren zu einem halbwegs erträglichen Flüstern abzumildern. Schon jetzt spürte er, wie der Angriff nachließ und mit dem Schweiß von seiner Haut abperlte.
    Zentimeter um Zentimeter, dann Fuß um Fuß legte er den Weg am Fels hinauf zurück. Die Zeit verstrich, als die Sonne über ihm vorbeizog, die Flut zurückkehrte und das Wasser wieder stieg.
    Er hatte die Entscheidung hinausgeschoben, so lange er es wagte. Bankiers wollten ihn sprechen. Verwalter seiner Güter in Cambridgshire, Wicklow und Donegal schickten immer besorgtere Briefe. Mitinvestoren beschwerten sich. Verwandte biederten sich an oder machten ihm Vorhaltungen, je nach Höhe ihres Einkommens natürlich. Aber sie alle hatte er hintangestellt, während er nichts unversucht gelassen hatte, um das Leben seines Vaters zu verstehen. Seinen Tod. Seine Schuld. Als er versucht hatte, aus so vielen unterschiedlichen und gegensätzlichen Facetten einen ganzen Mann zusammenzusetzen.
    Inwiefern wäre sein Leben anders verlaufen, wenn der vierte Earl of Kilronan wirklich der Mann aus Aidans Erinnerungen gewesen wäre? Wäre er für immer ein leichtlebiger, vergnügungssüchtiger, von der Hand in den Mund lebender und von Bett zu Bett hüpfender Lebemann geblieben? Ein Salonlöwe, der dank der gesellschaftlichen Akzeptanz, die ihm sein Titel und sein gutes Aussehen sicherten, sorglos durch das Leben schwirrte, bis er sich durch die Ehe zu einer solideren Existenz gezwungen sähe?
    Wäre er Cat dann je begegnet?
    Hätte er sich dann je erlaubt, von einem Leben mit ihr zu träumen? Sie zu lieben?
    Diese Gedanken krampften ihm das ohnehin schon wild pochende Herz zusammen. Cat war geblieben, wie sie versprochen hatte, und trotzdem war noch immer eine Distanz zwischen ihnen, eine Furcht in ihnen beiden, die die Hoffnung nicht erblühen ließ.
    Er verstand ihr Zögern.
    Und verachtete sich für das seine.
    Der Wind frischte auf, pfiff durch die Seile und überzog seinen überhitzten Rücken mit einer Gänsehaut.
    Mühsam setzte er seinen Aufstieg fort und biss die Zähne zusammen gegen den Schmerz.
    Zehn Meter trennten ihn nur noch vom Rand des Kliffs.
    Er hatte es fast geschafft.
    Sein Vater hatte sich unzähliger Verbrechen schuldig gemacht. Hatte Tod und Verderben gebracht mit seinen Ambitionen, die andere dazu getrieben hatten, seine blutige und Furcht erregende Vision von einer neuen Welt zu teilen. Der Name Kilronan war gleichbedeutend geworden mit rücksichtsloser Macht, anmaßender Grausamkeit und beispiellosem Unglück.
    Was war Schlimmes daran, einfach nur jemanden zu lieben, verglichen mit solchen Sünden?
    Aidan beeilte sich auf den letzten Metern zum Rand des Kliffs und hörte hinter sich Geröll und Steinchen in den Abgrund fallen.
    Und da passierte es.
    Das Seil riss sich mit seiner letzten Verankerung los, und der so beschwerte Haken fiel herab, um nutzlos gegen den Fels zu baumeln. Aidan, der dadurch den Halt verlor, klammerte sich an den Felsvorsprung, aber seine Füße drohten abzurutschen, und seine Arme brannten von der Anstrengung, den Sturz noch zu verhindern.
    »Halt dich fest!« Ein Schatten verdeckte die Sonne, eine Hand ergriff sein Handgelenk. »Ich werde dich nicht fallen lassen.«
    Sekunden wurden zu einer Ewigkeit, als er nach einem Halt für seine Füße suchte und sich dann den letzten halben Meter über den Rand des Kliffs auf sicheren Boden zog. Schwer atmend

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