Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
dachte, vielleicht -nur vielleicht – würdest du verstehen ... Aber du bist genau wie alle anderen. Wie viele Frauen hast du schon mit schönen Worten in dein Bett gelockt und dann verlassen, wenn du genug von ihnen hattest? Wie viele deiner Kinder liegen in vergessenen Gräbern? Beantworte mir das!«
Für den Bruchteil einer Sekunde ging ihm eine Reihe namenloser, gesichtsloser Frauen durch den Kopf, deren einzige nennenswerte Eigenschaft ihre Willfährigkeit gegenüber seinen Verführungskünsten war. Dass irgendwo dort draußen ein Kind um einen Vater weinen könnte, den es nie gekannt hatte, so weit mochte er erst gar nicht denken.
Und so verbannte er den Gedanken schnell. »Nein. Das konnte nicht passieren. Und ich wüsste es, wenn es so gewesen wäre.«
Aber die Narbe in Cats Gesicht und ihre verwundete Seele sagten ihm, dass es geschehen konnte und auch nur allzu oft geschah.
Sie zog die Decke noch fester um sich, und er sah, dass ihre Hände genauso heftig zitterten wie ihre Stimme. »Ich habe zweimal die gleiche Dummheit begangen, und das macht das, was wir getan haben, allein zu meinem Fehler, nicht zu deinem. Dass du mich verführt hast, kann ich dir also verzeihen. Was ich dir jedoch nicht verzeihen kann, ist dein Verrat.«
Da er weder etwas sagen noch sich gegen die Wahrheit verteidigen konnte, lag er nur wie versteinert da, allein gelassen mit einem Wirbel von Fragen und einer schmerzhaften Leere, wo sein Herz sein müsste.
Cats Wut trieb sie zurück zu ihrem Zimmer, wo sie hastig in Unterrock und Kleid schlüpfte, dessen Knöpfe plötzlich zu groß erschienen und dessen Stoff sich unangenehm rau an ihrer vom Liebesspiel noch empfindlichen Haut anfühlte. Sie schlug ihr Haar über der Hand zusammen, steckte es mit ein paar Kämmen aus Elfenbein und Silber auf, die sie in einer der Truhen gefunden hatte, ließ sich zwischen den Kisten und Kästen zu Boden sinken und wünschte, sie könnte sich in gefühlloses Holz und Stein verwandeln wie die alten Schätze und Schmuckstücke um sie herum.
Sie presste ihre Handballen an die Augen, weil sie nicht dem Gefühl der Erniedrigung oder dem Zorn erliegen wollte, die ihr die Kehle zuschnürten und die Wangen verbrannten. Wenn sie weinte, würde sie nie mehr aufhören, sondern in einem Strom dummer Tränen ertrinken, der sie nirgendwohin brachte, wie sie aus bitterer Erfahrung wusste.
Die Welt ändert sich nicht, um deinen Träumen zu entsprechen. Es sind deine Träume, die sich ändern müssen, um der Welt zu entsprechen . Ein weiteres von Geordies Mottos. Der Gedanke an den kleinwüchsigen Dieb trieb ihr erneut die Tränen in die Augen und verschärfte ihren Schmerz.
»Cat, mach auf!« Ein leises Klopfen folgte. »Wir müssen miteinander reden.«
»Ich glaube, es ist alles gesagt, was gesagt werden muss.«
Die Tür öffnete sich einen Spalt, in dem Aidans Gesicht erschien. Er hatte sich angezogen. Sie sah ein Stückchen eines weißen Hemds und einen Stiefel in der Öffnung, der die Tür aufschob. »Jemand wird mich hören. Lass mich bitte herein.«
»Hast du Angst, Miss Osborne könnte von deinen Eskapaden erfahren und die Hochzeit absagen?« Ein ganz anderer Gedanke ließ sie zitternd aufspringen. »Oder denkst du, wenn du nicht nett zu mir bist, höre ich auf, für dich zu übersetzen?« Sie nickte. »Ja, das ist es, nicht?«
Seine versöhnliche Haltung aufgebend, betrat Aidan das Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen, als könnte sie auf die Idee kommen, zu fliehen. Seine Kleider sahen aus, als hätte er sie in aller Eile übergezogen, und sein ungekämmtes Haar stand nach allen Seiten ab. »Sei nicht albern, Cat.«
Doch sie schob streitlustig das Kinn vor, um der Verärgerung in seinen Augen zu begegnen. »Und nun? Wirst du mich jetzt wieder einschließen, Kilronan? Mich mit hübschen Kleidern und Kohle für mein Feuer verlocken, als wäre ich ein streunender Hund, dem du einen Knochen hinwirfst?«
»Ich bin also wieder Kilronan, ja?«
»Das ist immer noch ein besserer Titel als der, den ich benutzen könnte.«
Damit erzielte sie ein schroffes Lachen und ein bitteres Verziehen seiner Lippen. »Das ist wahr.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Cat, wenn du mich einfach nur ...«
Aber sie sollte nie erfahren, was er sagen wollte, denn sein Kopf fuhr so ruckartig in die Höhe, als würde er von unsichtbaren Fäden gezogen, seine Pupillen verengten sich zu schwarzen Pünktchen, und sein Gesicht war plötzlich
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