Heiß gekuesst
Haus zu scheuchen. »Nein, solange du dir die Hände gewaschen hast.«
»Das habe ich.«
Ich blickte auf seine Hände. »Sie sehen nicht besonders sauber aus. Was hast du damit gemacht? Hast du sie nur in die Nähe von Wasser gehalten?«
Er seufzte ungehalten. »Ich habe draußen Eulengewölle gefunden und musste sie aufsammeln, damit ich sie später sezieren kann. Davon wird man ein bisschen schmutzig, aber ich habe das Meiste am Wasserhahn draußen abgewaschen.«
Ich starrte entsetzt auf das Kind, dem ich das Leben geschenkt hatte. »Du hast … Nein, Brom, nein und nochmal nein! Es ist schon schlimm genug, dass du aus allen möglichen toten Tieren Mumien machst. Das hat wahrscheinlich noch einen wissenschaftlichen Sinn, auch wenn er sich mir im Moment gerade nicht so erschließt. Aber wenn du jetzt auch noch anfängst, Eulenkacke zu suchen, dann ist bei mir Schluss!«
»Eulengewölle, nicht Kacke«, sagte Brom, und ohne sich um meine Drohungen zu scheren, nahm er seinen Teller und begann, Eier in sich hineinzuschaufeln. Er nickte den beiden Männern zu, die gerade die Küche betraten. »Nico, Sullivan denkt, Eulengewölle wäre Kacke. Das ist es aber nicht.«
»Nein«, sagte Nico mit einem amüsierten Grinsen. Er nahm den Teller, den ich ihm reichte, dankbar entgegen. »Eulengewölle enthält die unverdaute Nahrung, die Eulen wieder auswürgen, wenn sie mit dem Verzehr ihrer Beute fertig sind. Brom wollte das schon seit Langem untersuchen, aber ich hielt es für besser, damit zu warten, bis sich eine Quelle vor Ort findet.«
»Aha.« Ich warf Holland einen prüfenden Blick zu, aber er schien völlig geheilt zu sein. Er dankte mir, als ich ihm seinen Teller reichte, und nahm neben den anderen am Tisch Platz.
»Glaub mir, Ysolde, das ist eine ganz spannende Angelegenheit, und es gibt sogar Firmen, die Gewölle-Seziersets für Kinder herstellen. Darf ich daraus schließen, dass Brom selbst Gewölle gefunden hat?«
»Ja, und sogar ein ziemlich großes. Das war bestimmt früher einmal eine Katze oder so.«
»Du bist ein ungewöhnliches Kind«, sagte ich zu Brom und setzte mich mit meinem eigenen Teller ans andere Ende des Tisches, wo ich meinen Gedanken nachhängen konnte, ohne der grausigen Unterhaltung lauschen zu müssen.
Kurz darauf fuhr Pavel mit einem großen Umzugswagen vor, und ich begrüßte ihn mit einem Freudenschrei. Es dauerte ein paar Stunden, bis wir all unsere Sachen ausgeladen und verstaut hatten, aber als das erledigt war und das Putzgeschwader die letzten Räume gesäubert hatte, begann ich mich langsam ein bisschen mehr zu Hause zu fühlen.
»Nun, ich möchte hier sicher nicht den Rest meines Lebens verbringen, aber es ist zumindest bewohnbar«, sagte ich laut zu niemand Bestimmtem, als ich in der leeren Eingangshalle stand und mich nach Spinnweben umsah, die die Putzfrauen vielleicht übersehen hatten. Aber die Reinigungskräfte beherrschten ihr Geschäft, und wenn das Haus auch nicht besonders schön war, so war es jetzt wenigstens sauber.
»Habe ich eben einen Umzugswagen auf der Straße gesehen?«
Ich drehte mich lächelnd um. Maura war hochrot im Gesicht, als sie und Savian das Haus betraten. Seine Haare waren zerzaust, und sein Hemd war schief zugeknöpft.
»Ja, Pavel hat unsere Sachen gebracht. Einschließlich …« Ich zog eine kleine Juwelierschachtel aus der Tasche. »Ta da! Der Ersatzschlüssel für eure Handschellen. Deine Vermieterin hat Pavel in deine Wohnung gelassen.«
»Äh«, sagte Savian und warf Maura einen Blick von der Seite zu. »Meine … äh … Vermieterin. Ja.«
»Ihr seid sicher erleichtert, dass ihr sie endlich abnehmen könnt, oder?«, sagte ich mit unschuldigem Gesichtsausdruck, als ich ihnen den Schlüssel reichte. »Es war bestimmt schrecklich anstrengend, Tag und Nacht aneinandergekettet zu sein, ohne Privatsphäre, ihr beiden ganz alleine. Wir haben euch ja in den letzten Tagen nicht viel zu Gesicht bekommen. Was habt ihr eigentlich die ganze Zeit gemacht?«
Maura warf mir einen erschrockenen Blick zu. »Savian hat für einen Auftrag, den du ihm gegeben hast, recherchiert, aber ich durfte nicht auf den Computerbildschirm gucken, deshalb weiß ich nicht, worum es ging. Ich musste einfach immer nur überall mit hingehen.«
Savian grinste sie an, dann räusperte er sich mit einem Blick auf mich und sagte: »Ich habe versucht, den Aufenthaltsort deines Exmannes herauszubekommen, aber ich habe seine Spur irgendwo in der Schweiz verloren und mich noch
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