Heiss Glüht Mein Hass
versenkte er es im Bauch der Geigerin und schlitzte sie auf. Ihr Gesicht verzerrte sich, und sie sank zu Boden. Sein Herz hämmerte wild, sein Blut rauschte in den Ohren. Er fühlte sich wach und lebendig. Unbesiegbar. Er entzündete das Feuerzeug, hielt es an die Lunte zu Brookes Füßen und beugte sich noch einmal zu ihrem Ohr herab. »Zähle bis zehn, Brooke. Und fahr zur Hölle.«
Er nahm Rucksack, Messer und das andere Ei und rannte aus der Wohnung und die Stufen hinunter. Dann entzündete er die zweite Lunte und legte das Ei in einen Winkel der Eingangshalle. Der Teppich war fadenscheinig, würde aber wunderschön brennen. Und dann stürmte er zur Tür hinaus.
Und hätte beinahe einen Schlag bekommen. Zwei Streifenwagen fuhren mit Rotlicht und plärrenden Sirenen in die Einfahrt. Das Miststück hatte die Bullen gerufen! Er duckte sich und rannte zum Parkplatz hinter dem Gebäude. Wenigstens hatte er genug Verstand besessen, sich den Komplex genau anzusehen, bevor er zur Tat geschritten war. Im Schatten der Bäume knackte er den erstbesten Wagen. Eine Minute später fuhr er davon.
Er wäre beinahe gefasst worden. Er rang um Luft und roch das Blut der Geigerin. Es bedeckte seinen Mantel, seine Handschuhe. Sie war in seinem Plan nicht vorgesehen gewesen, aber …
wow.
Es war ein unglaubliches Gefühl, jemandem das Leben auf diese Art zu nehmen, ihm in die Augen zu sehen, während die Seele verpuffte. Er lachte leise. Das Vokabular der Englischlehrerin hatte auf ihn abgefärbt.
Dann wurde er wieder ernst. Und fragte sich, wie viel von ihm wohl auf die Englischlehrerin abgefärbt hatte. Das Feuer musste inzwischen lustig brennen, aber ohne das Gas vielleicht nicht stark genug, um jeden Beweis zu vernichten. Er hatte ein Kondom benutzt, Handschuhe getragen. Dennoch: Was, wenn ein Haar von ihm zurückgeblieben war? Aber um es gegen ihn zu verwenden, mussten sie ihn erst einmal fassen.
Er hatte nicht mehr viel Zeit. Er musste Laura Dougherty finden, dann noch vier andere. Und diese vier waren die Schlimmsten gewesen.
Sie haben Shane umgebracht.
Er musste sie aufspüren und erledigen. Dann war er fertig.
Anschließend würde er sich ein neues Leben suchen, so wie er sich dieses gesucht hatte, würde neue Freunde finden und eine neue Frau, die seine Bedürfnisse befriedigte. Außerdem musste er an eine neue Stelle denken. Er hätte nie geglaubt, dass er einmal einen Job wie diesen haben würde, aber er hatte zugegriffen, als die Gelegenheit kam, und er hatte es verdammt gut gemacht.
Wer brauchte schon einen Hochschulabschluss? Er war ein Chamäleon.
Donnerstag, 30. November, 3.50 Uhr
»Heilige Scheiße.« Mia zischte die Worte, als sie sich erschöpft und völlig zufrieden auf die Matratze sinken ließ.
Solliday lachte leise. »Ich liebe deine Ausdrucksweise.«
Sie stützte sich auf einen Ellbogen und lächelte ihn an. »Du weißt, dass wir beide morgen fix und fertig sein werden. Heute«, verbesserte sie sich, als sie auf die Uhr neben dem Bett sah.
»Ja, aber das war es wert. Mir war, glaube ich, nicht klar, wie sehr ich das gebraucht habe.«
Sie strich ihm über den harten Bauch und spürte die Muskeln beben. »Wie lange ist es her?«
Sein Blick suchte den ihren. »Sechs Jahre.«
Sie zog beide Brauen hoch. »Heilige Scheiße«, wiederholte sie, und er lachte. Dann zupfte sie sanft an den rauhen Haaren auf seiner Brust. »Ich hatte es aber auch nötig.«
Er betrachtete sie eine Weile stumm. »Ich möchte immer noch wissen, warum du es nicht wollen wolltest.«
»Und ich sag’s dir.«
»Nur nicht gerade jetzt.« Sie nickte ernst. »Heute Abend?«, drängte er, und wieder nickte sie wortlos. »Es wäre besser, wenn du zu mir kommen könntest, sobald Beth im Bett ist. Dann muss ich nicht Lauren bitten, rüberzukommen.«
»Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, als würde sie dir das verübeln«, sagte Mia trocken, und seine Miene veränderte sich. Er hatte Lauren nicht gesagt, wohin er fuhr. Seine Schwester glaubte, er sei zu einem Feuer gerufen worden. Die Erkenntnis versetzte ihr einen Stich. »Du willst nicht, dass sie es weiß.«
»Noch nicht.« Er setzte sich auf, und sie ließ sich auf den Rücken fallen. Die Nacht war offiziell vorbei.
»Morgen«, begann sie. »Heute, meine ich. Wir sind Kollegen, nichts weiter.«
Er bedachte sie mit einem ruhigen Blick. »Nichts weiter.« Dann überraschte er sie, indem er sich herabbeugte und sie so gierig küsste, dass es ihr den Atem verschlug.
Weitere Kostenlose Bücher