Heiss Glüht Mein Hass
nein.« Ihre Fassung geriet vorübergehend ins Wanken, und Reed konnte nicht verhindern, dass er an das dachte, was sie getan hatte, anstatt in den Akten zu schmökern. Aber jeder Mensch hatte ein Anrecht auf Pausen und Zeit für sich selbst, und deswegen dachte er ja gar nicht daran, sich schuldig zu fühlen. Und er hoffte, dass es ihr genauso ging. Sie räusperte sich. »Wir suchen noch. Haben die Nachrichten schon die Namen der neuen Opfer genannt?«
»Ich habe zwei Sendungen der Lokalsender gesehen«, sagte Aidan. »In beiden wurde gesagt, man halte die Namen der Opfer zurück, bis die Angehörigen informiert worden sind.«
»Auf Channel Nine dasselbe«, fügte Westphalen hinzu.
»Und das Haus hat erst nach Drucklegung der Zeitungen gebrannt«, sagte Mia.
»Das heißt, wir können annehmen, dass Bixby und Co. noch nichts von den Morden wissen, sofern sie nicht daran beteiligt sind.«
Sie nickte und zog die Brauen hoch. »Am besten fahren wir direkt nach dem Meeting ins Hope Center. Ich möchte herausfinden, ob die Achse des Bösen uns in die Augen sehen kann.«
Reeds Lippen zuckten. »Die Achse des Bösen? Bixby, Thompson, Secrest. Das passt.«
Sie erwiderte das Lächeln, dann wurde sie wieder ernst. »Und ich will Manny mitteilen, dass Brooke tot ist. Vielleicht verunsichert ihn das genug, dass er uns endlich sagt, was er weiß.«
»Warten Sie, bis ich mit ihm gesprochen habe«, bat Westphalen. »Ich möchte nicht, dass er vollkommen zusammenbricht und wir gar nichts mehr von ihm erfahren. Ich bin bis Mittag fertig.«
»Also gut. Aber nicht viel später. Ich will ihm keine Zeit lassen, sich eine gute Geschichte zu überlegen.«
»Haben wir was aus Adlers Wohnung?«, fragte Murphy. »Kameraaufzeichnungen?«
»Nein«, sagte Reed. »Ein Wohnhaus ohne Schnickschnack, und das, was da ist, ist nicht vernünftig gewartet worden. In einigen Wohnungen funktioniert nicht einmal der Rauchmelder. Wir werden alle Mieter ganz altmodisch befragen müssen.«
»Murphy und Aidan, Sie machen das«, ordnete Spinnelli an. »Sonst noch etwas Brauchbares?« Aber niemand hatte noch etwas zu sagen, und sie erhoben sich. »Wir treffen uns um fünf wieder hier. Ich will den Namen eines Verdächtigen, Mia.«
Sie seufzte. »Das will ich auch.«
Donnerstag, 30. November, 8.15 Uhr
Er blinzelte, um die Überschriften erkennen zu können. Er war so müde. Er hatte überlegt, sich krankzumelden, aber das hätte vielleicht Verdacht erregt. Unter diesen Umständen.
Und was für Umstände das gewesen waren! Er war gestern wirklich in Form gewesen. Vier. Beseitigt. Tot. Das war Rekord. Jedenfalls für ihn.
Meine persönliche Bestleistung.
Er gluckste und blätterte die Titelseite des
Bulletin
um. Dieses elende Klatschblatt schien immer die Nase vorn zu haben, also wollte er damit anfangen. Aber er las nichts Neues. Nur aufbereiteter Kram von der Pressekonferenz am Tag zuvor. Er setzte sich ein wenig aufrechter hin. Er war Thema einer Pressekonferenz gewesen. Cool.
Er überflog die anderen Nachrichten und hielt auf Seite drei inne, als ihm zwei bekannte Namen ins Auge sprangen. Joanna Carmichael und niemand anderes als Detective Mia Mitchell.
Auf Mitchell war am Dienstagabend geschossen worden. Quasi vor der eigenen Haustür. Sedgewick 1342. Nun, das war etwas, was man nicht alle Tage las. Die Adresse eines Cops in der Zeitung gedruckt. Musste das nicht gutes Karma oder so etwas sein? Langsam fing er an, ans Schicksal zu glauben. Der Schütze hegte, laut Bericht, irgendeinen persönlichen Groll gegen Mitchell, der wiederum auf eine andere Schießerei vor drei Wochen zurückzuführen war. Aber der Typ schien seine Waffe nicht zu beherrschen und hatte unverrichteter Dinge abtauchen müssen.
Er riss den Artikel aus und schnitt die Kanten penibel glatt. Mitchell hatte ziemlich viel zu tun. Und viele Feinde. Sie war ihm gestern zu nahe gekommen. Und nun, da Brooke Adler tot war, würde sie versuchen, noch näher an ihn heranzurücken. Wenn sie erschossen wurde, würde man sie natürlich ersetzen, aber man würde auch nach dem Schützen suchen. Er legte den Finger unter den Namen. Melvin Getts. Falls Mitchell zufällig starb, würden sie sich gewiss eine Weile auf diesen Idioten konzentrieren. Eine Ablenkung, und im Grunde war das alles, was er brauchte. Er musste Zeit gewinnen.
Er schob den Artikel zu den anderen in das Buch. Er konnte schlafen, wenn alles vorbei war. Nun hatte er zu tun und ein betroffenes Gesicht aufzusetzen. Die
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