Heiss Glüht Mein Hass
Grau. »Ich gebe Ihnen Namen und Adresse des Zahnarztes.« Steif ging er auf die Küche zu.
Mia folgte ihm. »Sergeant, Sie humpeln?«
Er sah von dem kleinen Adressbuch auf. »Eine Muskelzerrung.«
»Im Job zugezogen?«, fragte Solliday hinter ihr.
»Ja. Ich war hinter einem Typen her, der …« Seine Stimme verebbte. »O, mein Gott. Ich bin der Grund!« Er ließ sich auf den Barhocker an der Theke sinken. »Jemand wollte sich an mir rächen.«
»Das wissen wir noch nicht, Sergeant«, murmelte Mia. »Wir müssen einfach Fragen stellen. Sie kennen das ja. Ich brauche die Namen aller, die Sie oder Ihre Familie je bedroht haben.«
Sein Lachen klang verbittert. »Dann brauchen Sie aber ein dickeres Notizbuch, Detective. Mein Gott. Das überlebt meine Frau nicht.«
Mia zögerte, gab dem Drang dann nach und legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielleicht liegt kein Motiv zugrunde. Wir werden gründlich ermitteln. Wenn Sie uns jetzt bitte den Zahnarzt nennen könnten, dann gehen wir.«
»Dr. Bloom. Hier in der Nähe.« Burnette sah Mia nun direkt in die Augen. »Sagen Sie es mir«, forderte er sie leise auf. »Hat er sie …?«
Mia zögerte wieder. »Wir wissen es nicht.«
Er sah zur Seite und schluckte. »Ich verstehe«, brachte er hervor.
Mia beugte sich vor, so dass er sich wieder ihr zuwandte. »Nein, Sir. Ich meinte, wir wissen es wirklich nicht. Ich würde Sie nicht belügen.«
»Danke.« Sie wandte sich zum Gehen, als er ihren Arm packte, und sie konnte sich nur mühsam beherrschen, nicht aufzustöhnen. »Finden Sie das Schwein, das meiner Tochter das angetan hat«, flüsterte er, dann ließ er sie los.
Mia straffte sich und bewegte zögernd die schmerzende Schulter.
»Das werden wir.« Sie schob ihm eine Visitenkarte über die Theke zu. »Wenn Sie mich brauchen, auf der Rückseite steht meine Handynummer. Es wäre gut, wenn Caitlins Freunde noch nichts hiervon erfahren.«
»Ich kenne das Vorgehen, Detective«, sagte er durch zusammengebissene Zähne. »Bitte sorgen Sie dafür, dass die Leiche freigegeben wird, damit wir …« Seine Stimme brach. »Damit wir unsere Kleine begraben können«, setzte er kaum hörbar hinzu.
»Wir tun, was wir können. Wir finden selbst hinaus.« Sie wartete, bis sie wieder in Sollidays Wagen saßen, dann stieß sie ein langes Stöhnen aus. »Verdammt noch mal. Das hat wehgetan.«
»Ich habe Advil im Handschuhfach.«
Mia bewegte den Arm und zuckte zusammen, als der brennende Schmerz sich verstärkte. »Ich denke, ich nehme eine.« Sie fand das Röhrchen und schluckte trocken zwei Tabletten. »Mein Magen wird mich nachher hassen, aber mein Arm lässt jetzt schon danken.«
Er hob einen Mundwinkel. »Gern geschehen.«
»Ich hasse Befragungen dieser Art. Ihre Kinder machen nie Mist, stecken nie in Schwierigkeiten.«
»Und wahrscheinlich ist es am schlimmsten, wenn sie selbst Polizisten sind.«
»O ja.« Die Worte kamen inbrünstiger heraus, als sie es beabsichtigt hatte.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er sich in den Verkehr einfädelte. »Sprechen Sie aus Erfahrung?«
Er würde es sowieso herausfinden. »Mein Vater war ein Cop.«
Er zog eine Braue hoch und sah wieder wie Satan aus. »Aha. Pensioniert?«
»Tot«, sagte Mia. »Und bevor Sie sich woanders erkundigen – er ist vor drei Wochen gestorben.«
Er nickte, den Blick auf die Straße gerichtet. »Ich verstehe.«
Nein, tust du nicht.
»Polizistenkinder geraten auch auf die schiefe Bahn – wie andere Kids.«
»Und? Sind Sie’s?«
»Was – auf die schiefe Bahn geraten? Nein.« Mehr brauchte er nicht zu wissen. Sie blickte auf ihre Notizen. »Es könnte wirklich nur Zufall gewesen sein. Jemand wollte das Dougherty-Haus ausrauben und ist dabei auf Caitlin gestoßen, die die Katze fütterte.«
»Sie hat gar nicht die Katze gefüttert.« Er warf ihr wieder einen kurzen Blick zu. »Ich wollte den Burnettes nichts sagen, aber ich habe in einem Zimmer Seiten aus einem Statistik-Buch gefunden. Ich denke, sie war zum Lernen hingekommen.«
Mia dachte an die mitfühlende Zurückhaltung, die er bei den Burnettes an den Tag gelegt hatte. »Sie haben recht: Das müssen die Eltern nicht wissen. Wenn sie sich wegen der Noten gestritten haben, wäre das wie Salz in der Wunde. Fahren wir jetzt zum Tatort. Die CSU müsste eigentlich fertig sein.«
Montag, 27. November, 11.45 Uhr
E in Mann von der Spurensicherung begrüßte sie am Straßenrand vor Doughertys Haus, und sein Gesicht strahlte, als er Mia sah.
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