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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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‚Zu verkaufen‘-Schild im Fenster.
    Sie lächelte dem Gärtner zu, einem von vielen, die sie während ihrer Ehe mit Burke kennengelernt hatte. Die Fluktuation im Hause Eloise war hoch, und diesen Mann dort kannte sie noch nicht. Vermutlich dachte er, dass sie gekommen war, um sich auf eine Stelle zu bewerben – vielleicht als Hausmädchen, Sekretärin oder Assistentin.
    Oder als Eloises persönlicher Fußabtreter.
    Vor dem Haus angekommen, machte Lily den Motor aus und ließ das Lenkrad los, das sie verkrampft festgehalten hatte. Es war albern, sich so zu fürchten, hielt sie sich vor Augen. Sie war mit Burke zusammen sicher tausendmal in diesem Haus gewesen, und nach seinem Tod war sie regelmäßig hergekommen, um Tess abzusetzen und nach einem langen Wochenende wieder abzuholen.
    Aber natürlich ging es gar nicht um das Haus an sich. Lily war längst über das Gefühl hinweg, ein Landei zu sein, das man versehentlich zu einer Teeparty im Gartenclub eingeladen hatte. Es ging darum, dass ihr eine Auseinandersetzung mit Eloise bevorstand. Und die würde vermutlich nicht gut ausgehen.
    Sie stieg aus, atmete tief durch und ging die Stufen zur Haustür hinauf. Dieses Anwesen war Welten entfernt von dem Trailer, in dem sie und Tyler nach ihrer Hochzeit leben würden, daran gab es gar keinen Zweifel. Doch so seltsam es auch war: Diese Erkenntnis tröstete sie, und sie entspannte sich so sehr, dass sie die Türglocke drücken konnte.
    Ein erhabenes Läuten ertönte und wurde durch die heiligen Hallen getragen. Ein Flügel der Tür wurde geöffnet, dahinter stand eine blasse und verkrampft wirkende Eloise.
    Entweder hatte das Dienstmädchen seinen freien Tag, oder Eloise hatte hinter einem der hohen Fenster gestanden und beobachtet, wie Lily vorgefahren kam. Da sie eine Stunde zuvor angerufen hatte, um zu fragen, ob sie herkommen könne, war es denkbar, dass Eloise das Personal bis auf Weiteres weggeschickt hatte.
    „Komm rein“, forderte Eloise sie frostig auf und machte einen Schritt zur Seite, um Lily vorbeizulassen.
    In dem prachtvollen Haus war es so still wie in einem Mausoleum. Lilys Blick wanderte über das Fresko des sich bis in den ersten Stock erstreckenden Foyers mit den zwei geschwungenen Treppen hin zu der alten Standuhr, die einer von Eloises Vorfahren in der Schweiz hatte anfertigen lassen und die ganz ohne Quarz und Funksteuerung seit über hundert Jahren immer die exakte Zeit anzeigte.
    „Ich dachte, du bringst Tess mit“, sagte Eloise, die wieder hochhackige Schuhe und einen Hosenanzug trug, diesmal einen schwarzen.
    „Wir waren uns einig, dass ich das nicht tue“, erwiderte Lily. Ihre Schwiegermutter hatte zwar den Heimvorteil, doch sie würde sich von ihr trotzdem nicht in die Ecke drängen lassen.
    Eloise entgegnete darauf nichts, sondern führte sie in den „Salon“, der in einem normalen Haus als Wohnzimmer bezeichnet worden wäre. Ein silbernes Teeservice stand auf dem eleganten antiken Tisch zwischen zwei schneeweißen Wildledersofas, die quer zu einem beeindruckenden Kamin angeordnet waren.
    „Nimm doch bitte Platz“, forderte Eloise sie auf.
    Lily setzte sich dorthin, wo sie immer saß.
    Ihre Schwiegermutter nahm ihr gegenüber auf dem anderen Sofa Platz und beugte sich vor, um den Tee in die Tassen einzuschenken. Jemand hatte Sandwiches, Teebrötchen und kleine Schälchen mit gewürfelten Früchten vorbereitet, doch dieser Jemand war ganz bestimmt nicht Eloise gewesen.
    „Dein Tyler“, kam sie sofort zur Sache, „blickt auf eine interessante Familiengeschichte zurück.“
    Lily drückte unwillkürlich den Rücken durch. „Ja“, erwiderte sie. Wenn Eloise gehofft hatte, sie damit überraschen zu können, dann wartete eine Enttäuschung auf sie. „Hast du im Internet nach ihm gesucht, Eloise, oder hast du einfach einen Detektiv beauftragt?“
    Eloises Hand zitterte ein wenig, als sie die Teetasse zum Mund führte, doch das war die einzige erkennbare Reaktion. Sie gab auch keine Antwort. Möglicherweise hatte Lily sie ja in Verlegenheit gebracht, auch wenn davon eher nicht auszugehen war.
    Nicht zum ersten Mal, aber deutlicher als bislang, ging Lily durch den Kopf, wie einsam und verlassen Eloise sich in diesem riesigen Haus vorkommen musste. Kein Ehemann, kein Burke, und zumindest für den Augenblick auch keine Tess.
    „Ich liebe ihn, Eloise“, erklärte Lily. Wie eigenartig es doch war, das einer Frau anzuvertrauen, die sie kaum ausstehen konnte, während sie es zu Tyler noch

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