Heiss wie der Sommer
High Heels laufen können.“
„Das reicht“, erklärte Lily. „Das Kabelfernsehen wird abbestellt.“
„Ich habe kein Kabelfernsehen“, warf Hal ein. „Also kein Grund zur Sorge.“
„Du siehst wunderschön aus, Mom“, ließ Tess so ernsthaft und fasziniert verlauten, dass Lily ganz vergaß, darüber nachzudenken, was ihre Tochter sich womöglich alles im Fernsehen anschaute, wenn sie nicht aufpasste. „Wie eine Prinzessin.“
„Wie eine Prinzessin in sexy Schuhen“, ergänzte Eleanor.
Im Lauf eines langen, lässigen Nachmittags auf der Veranda hatte Lily erfahren, dass Eleanors Eltern sich einen hässlichen Scheidungskrieg lieferten. Da war es wichtig, dem Mädchen mit Toleranz und Verständnis zu begegnen, trotzdem gab es auch Grenzen.
„Darf Eleanor hier übernachten?“, fragte Tess. „Ihre Tante ist damit einverstanden.“
„Wenn dein Großvater damit einverstanden ist, ja“, antwortete Lily und drehte sich zu ihrem Dad um. „Kein Fernsehen“, warnte sie ihn. „Außer es ist Disney oder etwas Lehrreiches.“
Hal hob abwehrend beide Hände. „Ich hatte eine knallharte Partie Monopoly geplant. Ist das trostlos genug für dich?“
Sie warf ihm einen eindeutigen Blick zu.
„Fährst du selbst, oder holt Tyler dich ab?“, fragte Tess und klang nicht wie sechs, sondern wie vierzig.
Lilys Wangen begannen wieder zu glühen. Es war dumm von ihr gewesen, sich überhaupt auf diese Einladung einzulassen. Zu allem Überfluss hatte sie die ganze Angelegenheit so nervös gemacht, dass ihr gar nicht in den Sinn gekommen war, sich mit Tyler im Restaurant zu treffen.
Wollte sie es darauf ankommen lassen, von ihm verführt zu werden?
Wollte sie, dass Tyler so zum Zug kam, wie es ihm gefiel?
Es war eine Möglichkeit, mit der sie sich lieber nicht allzu intensiv auseinandersetzte.
„Tyler holt mich ab“, antwortete sie schließlich.
Eleanor und Tess klatschten sich ab.
Bevor Lily darauf reagieren konnte, klingelte es an der Haustür.
Lilys Herz begann zu rasen.
Noch konnte sie einen Rückzieher machen und behaupten, sie fühle sich nicht wohl. Vielleicht konnte sie sogar Hal dazu bringen, für sie zu lügen, auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich war.
Aber was für ein Vorbild würde sie damit für Tess sein?
Sie tastete über ihr Haar und steckte einen Knoten am Hinterkopf fest, der sich gelockert hatte. Hal lächelte, da er diese Geste völlig richtig deutete, während Tess und Eleanor laut kichernd zur Haustür liefen.
Lily war so übel, als müsse sie sich übergeben.
Vielleicht war es ja nicht gelogen, wenn sie erklärte, sie fühle sich nicht wohl.
Das Problem war nur, dass ihr niemand glauben würde. Weder ihr Dad noch die beiden Mädchen, die entschieden zu viel über sexy Schuhe wussten. Und Tyler schon gar nicht.
Sie würde das Ganze einfach irgendwie hinter sich bringen müssen – und darauf hoffen, dass sie einen angenehmen Abend mit einem alten Freund verbrachte, ohne sich auf ihn zu stürzen und ihm die Kleider vom Leib zu reißen.
Lily war noch immer mit diesem Gedanken befasst, als sie im Flur Tyler stehen sah. Er trug eine Jeans und ein frisch gebügeltes weißes Hemd. In einer Hand hielt er seinen Cowboyhut und machte auf sie einen schüchternen Eindruck.
Sie kam zu dem Schluss, dass heimlicher Sex etwas für sich hatte.
Es hatte vor allem etwas für sich, die Sache hinter sich zu bringen, damit sie wieder klar denken konnte und ihr Gleichgewicht zurückerlangte.
Tyler nickte Hal und den Mädchen zu, nahm Lily die dünne Stola aus der Hand und legte sie ihr über die Schultern. Dann beugte er sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, gerade als er mit einer Hand nach dem Türknauf griff: „Es ist sowieso unvermeidlich. Was hältst du davon, wenn wir das Abendessen ausfallen lassen und sofort zur Sache kommen?“
6. KAPITEL
L ogan Creed stand da, einen Fuß auf die unterste Sprosse des Weidezauns gestützt, die Arme vor der Brust verschränkt. Er beobachtete, wie der neueste aufgelesene Streuner – ein dunkelhaariger Junge mit Piercings, Tattoo und einer hochnäsigen Einstellung – ohne Sattel auf dem zahmsten Pferd im Stall ritt.
Dylan sah ebenfalls vom Zaun aus zu, während seine Frau Kristy sich auf der Weide in Greifweite zu den Zügeln aufhielt, um notfalls schnell einzugreifen. Kristy konnte so gut mit Pferden umgehen, dass man sie als überaus begabt bezeichnen durfte. Nachdem sie viele Jahre um ihren Wallach Sugarfoot getrauert hatte, fühlte sie
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