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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieses Lebens versanken vor ihm – er war nur noch glücklich.
    »So ist Rußland zu Ihnen … und wie Sie zu ihm? Nehmen Sie unseren Vorschlag an?«
    »Ja!«
    »Dann steht Ihrer Ausreise nach Deutschland nichts mehr im Wege, Igor Antonowitsch. Holen Sie sich von Zimmer 67 alles ab. Sie wohnen bis zur Abfahrt im Hotel ›Peking‹. Ein Zimmer ist reserviert. Auf Pjetkin natürlich, nicht Kramer. Im ›Peking‹ haben Sie die Gewähr, daß Sie nicht mit deutschen Touristen zusammenkommen. Noch nicht. Gute Fahrt und auch viel Erfolg …«
    Der Mann mit dem Kneifer nahm sein altmodisches Instrument von der Nase und winkte Pjetkin damit zu. Er war ein fröhlicher Mensch, wie sich jetzt herausstellte, und er hatte auch keinen Dauerschnupfen, sondern es war nur Nervosität, die ihn bei heiklen Aufträgen überfiel. Eine Allergie.
    Wie ein Schlafwandler verließ Pjetkin das Ministerium. Er ging durch den Kreml, ohne die Schönheit der Kirchen mit den goldenen Kuppeln zu sehen, den Besucherstrom, den riesigen Zarenpalast. Er verließ den Kreml durch das Spaskitor, irrte wie ein Blinder über den Roten Platz, saß dann auf einer Bank an der Kremlmauer und starrte vor sich hin. Ein paar Leute sprachen ihn an, denn es ist ungewöhnlich, daß sich jemand in der Kälte auf eine Bank setzt … er gab keine Antwort, ließ sich bestaunen, bis ein Soldat der Kremlwache an ihn herantrat und ihn anstieß. Besorgte Genossen hatten ihn alarmiert.
    »Sind Sie krank?« fragte der junge Soldat.
    »Nein. Ich bin Arzt.«
    Das war eine Antwort, auf die es keine Gegenfrage mehr gab. Der junge Gardesoldat zwinkerte verwirrt mit den Augen, blickte die Passanten, die ihn geholt hatten, böse an und marschierte davon.
    Pjetkin fand endlich seine Gedanken wieder. Logische Zusammenhänge, reale Bewertungen. Er begriff nun, daß er, wo immer er auch sein mochte, stets ein Gefangener bleiben würde, allein oder mit Dunja.
    In Rußland oder in Deutschland – es gab keine absolute Freiheit für einen Igor Antonowitsch Pjetkin mehr.
    *
    Mit einem Taxi ließ sich Pjetkin zum Hotel »Peking« bringen. Im Zimmer 67 des Ministeriums hatte man ihm alles gegeben: Geld, das für die Reise bestimmt war, drei Monatsgehälter als Chefchirurg, Berechtigungsscheine für eine ganze Herrenausstattung im Kaufhaus GUM, die Fahrkarten, die beiden Ausweise … einer auf Pjetkin, einer auf Hans Kramer, Königsberg. Ruhe, dachte Pjetkin. Jetzt nur Ruhe. Hinlegen und die Augen schließen. Sich daran gewöhnen, frei zu sein. Man kann aufstehen, wann man will, man kann gehen, wohin man will, man kann sich im Speisesaal des Hotels ein Tscherkessen-Schaschlik oder einen Topf Nowgoroder Linsen bestellen, man kann Wein trinken und Kognak aus Kischinew. Du bist frei … frei … frei … Daran muß man sich erst gewöhnen, das ist nicht so einfach, wie jeder denkt … Freiheit ist nichts Selbstverständliches, wenn man Workuta kennengelernt hat.
    Im Hotel wußte der Chefportier schon Bescheid. Pjetkin erhielt seinen Zimmerschlüssel, mußte seinen Personalausweis nicht unten an der Rezeption abgeben, wie es den ausländischen Touristen vorgeschrieben war, die Beschließerin der zwölften Etage, in der sein Zimmer lag, empfing ihn wie einen Sohn, begleitete ihn bis ans Bett und zeigte aus dem Fenster. »Ein gutes Zimmer, Genosse. Ganz Moskau liegt zu Ihren Füßen.«
    Pjetkin nickte, hatte keinen Wunsch, nein, auch keinen Tee, kein Gebäck, kein Glas Wasser, nur Ruhe, Ruhe. Dann lag er auf dem Bett, den Kopf zur Seite gedreht, und starrte in den Moskauer Himmel.
    Morgen Einkauf im Kaufhaus GUM. Übermorgen Abfahrt nach Deutschland. Wohin nach Deutschland?
    Er suchte seine Papiere zusammen und las: Berlin. Das ist gut, dachte er. Berlin. Die vorderste Front … sagte das nicht Starobin? Berlin, wo er mit dem Kapitän Pjetkin in einem Keller hauste, bevor man ihn nach Moskau transportierte. Pjetkin schlief ein. Ein Rütteln weckte ihn … die Beschließerin stand vor seinem Bett und zeigte auf einen alten, dreckigen Reisesack.
    »Einer vom Ministerium hat's gebracht«, sagte sie. »Der Genosse hatte es dort vergessen.«
    »Verbrennt alles. Wirf es ins Feuer.« Pjetkin setzte sich auf. »Ich will es nicht mehr sehen.«
    »Darf ich es behalten? Ich habe einen Bruder in Aserbeidschan, dem könnten die Sachen passen.« Sie hatte also schon in dem Reisesack geschnüffelt. Pjetkin nickte, die Alte rannte selig mit dem Bündel aus dem Zimmer. An der Tür blieb sie stehen. »Gott segne

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