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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie«, sagte sie. »Bald hätte ich es vergessen. Im Café unten wartet ein Mensch auf Sie. Godunow heißt er. Er sitzt dort seit drei Stunden, aber er hat gesagt, ich soll Sie schlafen lassen.«
    Pjetkin zog sich schnell an, machte einen Umweg zum Hotelfriseur, ließ sich glatt rasieren, die Haare gleichmäßig stutzen und genoß es, mit duftendem Wasser am Kinn eingerieben zu werden.
    »Noch einmal, Freund, für zehn Kopeken«, sagte er leise. Der Friseur rieb ihn noch einmal mit Duftwasser ab und trocknete ihm das Gesicht.
    »Sie kommen von weit her?« fragte er.
    »Ja. Aus der Hölle.«
    Der Friseur verstand und fragte nicht mehr. Nur, als Pjetkin hinausging, drückte er ihm die zehn Kopeken für die letzte Duftwaschung wieder in die Hand. »Ein Geschenk von mir, Brüderchen«, sagte er. »Aber reden Sie nicht darüber …«
    Im Café, einer Art Empore über der riesigen Halle des Hotels ›Peking‹, entdeckte Pjetkin ohne Schwierigkeiten Marko. Man brauchte nur lauten Tönen nachzugehen. Marko stak mitten in einer heißen Diskussion mit dem schlitzäugigen Kellner, einem Kirgisen, wie sich herausstellte.
    »Welch ein kastrierter Esel!« schrie Marko gerade. »Sitzt hier alles auf dem Gehirn? Seit zwei Stunden warte ich auf ein hartgekochtes Ei mit Brot, und was wird einem hier gesagt? Wir können nicht fliegen! Ich habe ja auch kein Ei von fliegenden Köchen bestellt, sondern ein ganz gewöhnliches Hühnerei.«
    Der Kellner wollte scharf antworten, aber da Pjetkin an den Tisch trat, schwieg er und musterte den neuen Gast mit kritischen Blicken.
    »Gehören Sie zu diesem wilden Genossen da?« fragte er.
    »Wir sind hier verabredet.« Pjetkin setzte sich Marko gegenüber und genoß es, als freier Mann etwas zu bestellen. »Ein Kännchen Tee, Schmalzgebäck mit Honig und –«
    »– ein hartes Ei mit Brot! Vielleicht gelingt's jetzt!« rief Marko dazwischen.
    »Der Tee kommt sofort«, sagte der kirgisische Kellner.
    »Aha!« schrie Marko sofort. »Paß auf, Igor Antonowitsch, das Schmalzgebäck gibt's erst zu Ostern!«
    Mit deutlichem Zähneknirschen entfernte sich der Kellner.
    Pjetkin beugte sich über den Tisch. Marko sah verändert aus, zivilisierter, menschlicher. Nur seinen unförmigen Kopf konnten weder Anzüge, moderne Hemden noch bunte Krawatten wegzaubern.
    »Ich denke, du bist schon unterwegs?« fragte Pjetkin.
    »Immer mit dem Kopf denken, Söhnchen. Noch weiß keiner, was nach deinem Weggang aus Workuta geschieht. Fahr du nach Deutschland … ich warte auf Dunja. Zuerst habe ich einen Menschen aus mir gemacht. War das eine Arbeit, ehe man mir einen Anzug verkaufte. Und in der Schuhabteilung liefen die Mädchen weg, als ich meine Füße freimachte. Überall erschien sogleich der Abteilungsleiter und staunte mich an.«
    »Woher weißt du, daß ich im ›Peking‹ wohne?«
    »Logik. Wohin steckt man die Touristen aus Deutschland? Ins ›Ukraina‹ oder ›Moskwa‹. Dahin bringt man mein Söhnchen bestimmt nicht, denke ich, also fragst du zuerst beim ›Peking‹ an. Und siehe da … die Mißgeburt von Portier sagt ja, er wird hier wohnen. Aber er sagte es erst, als ich mit dem Genossen Starobin drohte. Dann habe ich mich hierher gesetzt, die Nachricht gegeben, daß man dich verständigen soll, wenn du aufwachst, und seitdem warte ich auf mein hartes Ei mit Brot.« Die letzten vier Worte brüllte er in den Saal, daß die anderen Gäste erschrocken zusammenzuckten. Der kirgisische Kellner ließ sich nicht mehr sehen; dafür brachte ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren und Mandelaugen Pjetkins Tee und sogar das Schmalzgebäck.
    »Danke, mein Schwänchen«, sagte Pjetkin frohgestimmt. »Dieser geduldige Genosse hier hat ein Ei bestellt.«
    »Ich weiß.« Das süße Täubchen lächelte, daß es einem warm ums Herz wurde. »In der Küche diskutiert man darüber.«
    »Das ist schon ein Fortschritt.« Marko faltete ergeben die Hände.
    Pjetkin trank ein paar schnelle Schlucke des heißen, süßen Tees, biß in ein Schmalzhörnchen und kaute mit dem Genuß eines Gourmets. »Ich bin glücklich«, sagte er dabei.
    »Bei solch einem Gebäck, kein Wunder. Wenn ich mein Ei hätte –«, schrie Marko wieder herzerweichend zum Entsetzen aller. Dann beugte er sich zu Pjetkin vor. »Wann fährst du?«
    »Morgen. Heute kaufe ich ein. Und Dunja wird entlassen.«
    »Ich habe es geahnt. Ich habe es geahnt. Man versetzt sie nach Alma-Ata, was?«
    »Nein, nach Leningrad. An das neue Klinikum. Als

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