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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gelbbraun gefärbt.
    »Moskau wünscht etwas von mir? Es befiehlt nicht mehr?«
    »So ist es. Noch mehr: Wir bauen Ihnen eine goldene Brücke, und wenn Sie darüber gehen, bestäuben wir Sie sogar mit Goldstaub. Igor Antonowitsch Pjetkin – wir haben Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
    »Sagten Sie eben Igor Antonowitsch Pjetkin? Ich heiße Hans Kramer.«
    »Wenn wir von Vorschlägen sprechen, sind Sie Pjetkin. Ihre ganze Misere entstand aus Ihrer Liebe zu Dunja Dimitrowna. Bis zur höchsten Stelle hat man den Kopf geschüttelt. Na ja, es ist Ihre Sache, wenn Sie alle Mädchen dieser Welt nur in Dunja sehen. Man hat versucht, Sie abzulenken … es gelang nicht. Man hat Ihr Verhältnis zu Marianka Dussowa geduldet … glauben Sie nicht, alle seien blinde Maulwürfe … in Chelinograd verliebte sich Sinaida in Sie; leider starb sie, bevor sie Sie erobern konnte. Wie kann ein Mann nur an so viel Schönheit vorbeigehen? Aber nein, nein … es muß Dunja Dimitrowna sein!«
    »Immer und ewig.«
    »Ein Schwur, der Himmel einreißt. Wir haben das alles begriffen. Ihr Problem wurde unser Problem … und siehe da, es fiel uns etwas ein. Wir bieten Dunja eine freie Ausreise nach Deutschland und eine Heiratserlaubnis –«
    Pjetkin sprang auf. Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar. »Ist das hier ein Irrenhaus? Ich verstehe gar nichts mehr.«
    Der Mann mit dem Kneifer schnaufte auf und lächelte dann freundlich wie ein Vater, der seinen Sohn im Sand spielen sieht. »Nur eine kleine Gegenleistung, Igor Antonowitsch. Man muß dazu die politischen Verhältnisse kennen. Der Krieg ist lange vorbei, die Völker haben sich verwandelt, vom vergangenen Krieg reden nur noch vorgestrige Politiker oder Schriftsteller, die damit immer noch Geld verdienen, vom kommenden Krieg spricht nur eine Gruppe von Revanchisten und Phantasten. Das alles aber ändert nichts an der Tatsache, daß die Völker trotz Friedenssehnsucht sich heute böser bespitzeln als je zuvor. Jeder mißtraut jedem. Warum – das fragen Sie mal diese Mißtrauischen. Sie haben tausend Worte Erklärungen, aber keine einzige Idee. Die Welt ist unruhiger als je zuvor. Und nun stellen Sie sich vor: Sie kommen nach Deutschland! Ein Deutscher, der als Kind von einem sowjetischen Kapitän mitgenommen wurde und als Russe aufwuchs. Ein russischer Arzt, der Deutscher ist. Himmel, welch eine Geschichte! Man wird Sie mit großen Gesten aufnehmen, die Presse wird Ihren Fall hochspielen, Radio, Fernsehen werden Sie interviewen, man wird Ihnen Zucker in den Hintern blasen, Sie werden das tragische Söhnchen der Nation sein. Die Revanchisten werden Sie zum Helden machen, die Rußlandkenner zu einem lebenden Beweis von der Unmenschlichkeit unseres Systems, die Politiker werden ihr Image an Ihnen aufpolieren, wie ein Banner wird man Sie herumtragen und vaterländische Lieder singen. Kurzum – Sie werden eine Zeitlang sehr bekannt sein.«
    »Damit rechne ich. Damit werde ich mein Recht auf Dunja erkämpfen.«
    »Brav, brav, mein lieber Igor Antonowitsch. Das haben wir uns alles auch gedacht. Wir sind nicht triefäugige Idioten. Aber wozu kämpfen? Wir bringen Ihnen Dunja im schönsten Pelzmäntelchen. Hören Sie nur. – Also: Man wird Ihnen zeigen, wie vorsorglich man Heimkehrer behandelt, wenn sie ein solches Plakat für Menschlichkeit abgeben wie Sie. Man wird Ihnen eine gute Stellung anbieten, eine Wohnung einrichten, die Parteien werden sich bemühen, daß Sie ihr Mitglied werden, Sie werden allen von Rußland genau das erzählen, was sie hören wollen, nämlich die Geschichte von dem bösen Bären mit den eiskalten Augen und mit den Flöhen im Fell … Genosse, man wird in Deutschland jubeln, Sie zu haben. Das sollten Sie ausnutzen. Unser Vorschlag: Bemühen Sie sich, irgendwie in die deutsche Abwehr hineinzukommen.«
    »Sie wollen mich zu einem sowjetischen Agenten umfunktionieren?« sagte Pjetkin leise.
    »Wir wissen: In München-Pullach, bei der Hauptabteilung Ost, sucht man Männer, die Rußland so kennen wie Sie, die perfekt Russisch sprechen, sogar Dialekte – und Sie können fünf Dialekte, ist uns bekannt – die noch Verbindungen nach Rußland haben und die Rußland aus persönlichen Gründen hassen …«
    »Ich liebe Rußland –«, sagte Pjetkin schwer atmend.
    Der Mann mit dem Kneifer winkte ab. »Sie werden Rußland hassen wie eine Wanze zwischen Ihren Beinen. Das erwarten wir von Ihnen. Es wird Ihnen nicht schwerfallen, das glaubhaft zu machen, denn die Leute in

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