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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine schiefe Frage. Ich würde sie anders stellen.«
    »Gut! Stellen wir sie anders: Für Sie ist es sicher, daß Starobin gelogen hat. Dunja wird nie nach Deutschland entlassen?«
    »Nie!«
    Pjetkin erhob sich abrupt. »Was soll ich dann noch hier? Sie können mir nicht helfen, Starobin hilft mir nicht nach Ihrer Ansicht, niemand wird für mich auf die Barrikaden gehen, der Russe scheißt auf alles, wie Sie sagen, die Welt kümmert sich einen Dreck um mein Schicksal … also leben Sie wohl! Ich nehme den Kampf allein auf.«
    »Ich habe nie Verrückteres gehört.« Auch von Bargent sprang auf. »Arbeiten Sie für uns, Doktor.«
    »Gegen Rußland? Nein!«
    »Für Deutschland.«
    »Das sich für mich überhaupt nicht interessiert?«
    »Sie hassen doch Rußland –«
    »Nein! Ich liebe es!«
    »Sie Narr!«
    »Diesen Ausdruck habe ich oft genug gehört. Um in dieser Welt ein eigenes Leben zu leben, muß man ein Narr sein.«
    »Sie lehnen also eine Mitarbeit ab?«
    »Ja. Für jede Seite. Ich werde Dunja allein herüberholen. Ich habe alles, was ich dazu brauche. Ich bin im Westen. Ich lebe in der Freiheit. Hier ist doch Freiheit, nicht wahr?«
    Von Bargent sah an die Decke. »Freiheit ist relativ.«
    »Also auch hier nicht?« sagte Pjetkin. »Wo ist Freiheit?«
    »Im Grab, im Himmel, was weiß ich?«
    Pjetkin ging langsam zur Tür. Von Bargent hielt ihn nicht auf, er steckte sich eine neue Zigarette an. »Damit bin ich jetzt also ein freier Deutscher – so wie jeder andere«, sagte Pjetkin, ehe er die Klinke herunterdrückte.
    »Gewissermaßen. Wo wollen Sie denn jetzt hin?«
    »Mit dem nächsten Zug nach Lemgo. Zum Grab meiner deutschen Eltern.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß es nicht. Eine Stellung suchen …«
    »So einfach ist die Freiheit nicht, Dr. Kramer. Da Sie von drüben kommen, müßten Sie erst ein Flüchtlingslager durchlaufen, auf Ausstellung Ihres Passes warten, sich beim Arbeitsamt melden, dem Sozialamt, der Polizeibehörde, dem Meldeamt, und wenn Sie dann auch von uns als Deutscher anerkannt sind … dann erst können Sie sich eine Arbeit suchen. Solange werden Sie in einem Lager bleiben.«
    »Ein Lager!« Pjetkin lachte bitter. »Von Lager zu Lager. Von Rußland nach Deutschland. Was hindert Sie eigentlich an einer Brüderlichkeit?«
    »Sie sind Kommunist?«
    »Ja. Ich bin nie etwas anderes gewesen.«
    »Das ist hier das erste, was Sie ablegen müssen.«
    »Warum? Stinken Kommunisten?«
    Oberst von Bargent winkte ab. »Wozu diskutieren? Gewöhnen Sie sich erst einmal im Westen ein … dann geben Sie sich bald selbst eine Antwort auf Ihre Frage. Ein Beweis übrigens, daß wir gar nicht so sind, wie Sie denken mögen: Für Sie ist alles geregelt. Sie erhalten morgen Ihren deutschen Paß, alle Amtsstellen sind unterrichtet, Sie sind ab morgen ein blütenweißer Deutscher, mit sieben Weißmachern gewaschen. Sogar eine Stelle haben wir für Sie: Assistenzarzt im Klinikum ›Lindenburg‹ in Köln. Chirurgische Abteilung I. Chefarzt Prof. Dr. Weberfeld. Sie haben ein kleines Apartment im Ärztehaus, das Sie sofort beziehen können. – Na, wie arbeiten wir?«
    »Warum gerade Köln?«
    »Es ist eine hervorragende Klinik, wir haben ein Büro in Köln und außerdem sitzt in Köln die Sowjetische Handelsmission. Drei wichtige Punkte also.«
    »Sie vergessen: Ich spiele nicht mehr mit. Weder für Sie noch für die Sowjetunion.«
    »Wir nehmen das zur Kenntnis. Also kümmern Sie sich um Ihre Arztstelle. Alles andere wird sowieso an Sie herangetragen, ob Sie wollen oder nicht. Der erste Besuch wird von Ihren sowjetischen Verwandten kommen.«
    »Ich weiß, was ich zu sagen habe.«
    »Sie auch!« Von Bargent kam zu Pjetkin und drückte die Tür auf. »Ruhen Sie sich etwas aus, Doktor … dieser Vormittag war mörderisch für Sie. Daß Sie ihn durchgestanden haben, zeigt mir, wie ungeheuer zäh Sie sind. Schade, Sie hätten gut in unseren Verein gepaßt …«
    Zwei Tage später verließ Pjetkin mit einem Wagen völlig unauffällig den BND in München-Pullach und wurde zum Bahnhof nach München gebracht. Er hatte sich verändert. Ein neuer Anzug, neuer Haarschnitt, modernes Hemd und fröhlich gemusterte Krawatte. Auch die Koffer hatte er gewechselt … sie waren jetzt leicht, aus Perlonstoff mit Ledereinfassungen. Er sah aus wie jeder andere auf der Straße.
    »Er fährt jetzt nach Lemgo«, tickte irgendwo ein Kurzwellensender. Major Plochow in Ost-Berlin erhielt die Meldung drei Minuten später als Klartext. »G II

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