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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein Bekannter auf längeren Besuch. Sie können im Sarglager schlafen. Ich zeige Ihnen gleich, was Sie zu tun haben.«
    Es war eine verantwortungsvolle Arbeit. Vaiiko Halunääin fuhr mit Marko zum Friedhof, wo zwei Tote auf ihre Aufbahrung warteten. Sie sahen nicht sehr feierlich aus, wie sie da im Sarg lagen – ein runzeliger Mann und eine Frau mit dickem Oberkörper.
    »Aus ihnen machen wir Schönheiten«, sagte Halunääin begeistert. »Wenn die Hinterbliebenen an ihren Sarg treten, wird ihnen die Majestät des Todes entgegenleuchten –«
    An diesem Tage lernte Marko, wie man Tote aufbereitet. Bisher hatte er Tote nur zerschnitten gesehen, in Formalin schwimmend, mit abgetrennten Gliedern, Stück für Stück wegpräpariert, bis er den letzten wertlosen Rest in einem großen Ofen verbrennen konnte. Jetzt war das völlig anders. Halunääin ging mit sichtbarer Liebe ans Werk, kleidete die Toten in brokatene Hemden (die sich beim geübten Griff als Papierhemden herausstellten), rasierte das faltige Alterchen sogar, legte etwas Schminke auf das Gesicht der dicken Frau, kämmte ihr die Haare wie ein Friseur, garnierte die Körper rundherum mit Blumen und schob ein kleines Kreuz zwischen die gefalteten Finger. Nun lagen sie da, als seien sie mitten in einem Fest umgefallen.
    »Was sagen Sie dazu?« rief Vaiiko Halunääin. »So von ihnen Abschied zu nehmen, richtet die Seele auf. Dieser letzte Eindruck wird haften bleiben.«
    Marko lobte die Arbeit Halunääins, versprach, es ihm gleichzutun, ja eigene Ideen zu entwickeln und half dann mit, die Blumen und Kränze um die Särge zu arrangieren.
    »Sie haben Geschick, Godunow«, sagte nach drei Stunden Halunääin. »Sie sind fest eingestellt. Ich hoffe, daß Sie lange bei mir bleiben.«
    In der Nacht schlief Marko in einem bequemen, gepolsterten Eichensarg bester Qualität. Er schlief traumlos und glücklich. Der Brückenpfeiler zwischen Igor und Dunja war fest in die Erde gerammt. Jetzt wurde die Brücke gebaut.
    *
    Anatol Stepanowitsch Dobronin brachte Dunja an den Zug nach Leningrad. Sie hatte sich von allen Ärzten im Lager verabschiedet, die dralle Stepanowna hatte geweint, als wolle man sie an die Wand nageln, eine Abordnung der Strafgefangenen brachte Dunja ein aus Birkenholz geschnitztes Kruzifix, und als sie in Dobronins Wagen stieg, war es wie bei Igor Antonowitsch: Die Frauen, die Innendienst hatten, bildeten ein Spalier, nur bekreuzigten sie sich nicht bloß, sondern sie sanken in die Knie und beteten. Dobronin lachte nicht darüber, wie es Wyntok, der Ermordete, getan hätte … er fuhr schnell davon und entriß damit Dunja allem Abschied.
    »Man wird Sie als einen Engel in Erinnerung behalten«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe um Sie gekämpft in Moskau. Elfmal habe ich angerufen, habe diesen widerlichen Genossen Starobin angefleht, Sie im Lager zu lassen. Und was sagt er, dieser Kretin? ›Es ist eine politische Entscheidung. Also halten Sie endlich den Mund!‹ – Verstehen Sie das, Dunja Dimitrowna?«
    »Nein.« Sie blickte auf ihre Hände, die den Pelzmantel zusammenhielten. Hier in Workuta war es noch kalt, der Eiswind wehte, der zu tauen begonnene Schnee hatte sich in eine Eiskruste verwandelt. Streukommandos des Männerlagers hielten die Straßen nach Workuta-Stadt fahrsicher. Trotzdem fuhr Dobronin langsam, der Wagen rutschte hinten weg, wenn er mehr Gas gab. Das lag an den abgefahrenen Reifen … aber wo soll man in Workuta neue Reifen bekommen?
    »Leningrad.« Dobronin schlug auf das Lenkrad. »Welch eine Versetzung. Die schönste Stadt Rußlands, schöner als Moskau oder Nowgorod. Fast Pariser Leben. Sie müssen doch irr sein vor Freude.«
    »Es wird bestimmt eine interessante Aufgabe.«
    »Ohne Sie wird es wieder grausam werden in Workuta. Dunja Dimitrowna – ich liebe Sie.«
    »Sinnlos, Anatol Stepanowitsch.«
    »Ich weiß es, aber ich muß es Ihnen sagen, bevor Sie abfahren. Ich habe Dr. Wyntok gehaßt, weil er Sie so bedrängte, und wenn nicht dieser Unbekannte ihn erschlagen hätte … eines Tages hätte ich es getan. Das sollen Sie noch wissen, bevor wir uns nie wiedersehen.«
    »Ich danke Ihnen, Dobronin. Sie haben sich gewandelt. Als ich in Workuta ankam, waren Sie ein Schwein.«
    »Es beleidigt mich nicht, wenn Sie es sagen, Dunjuscha. Aber kann man in Workuta etwas anderes werden?« Dobronin winkte mit einer Hand ab, prompt schleuderte der Wagen und er hatte Mühe, nicht von der Straße zu rutschen. »Werden Sie uns

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