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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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meldet, daß er eine Stelle als Arzt in Köln annehmen wird. Köln ist unterrichtet. Ende.«
    »Es scheint ein Erfolg zu werden«, sagt Plochow nachdenklich. »Aber, Sie können mich fressen, Genossen, ich werde das ungute Gefühl nicht los. Pjetkin ist kein Agent … aus seinem Holz schnitzt man Kreuze, aber keine Gewehrschäfte!«

S IEBENUNDVIERZIGSTES K APITEL
    Den einfachsten Weg legte Marko Borissowitsch Godunow zurück. Für ihn gab es keinerlei Schwierigkeiten, und wenn einer auf den Gedanken kam, ihm ein Knüppelchen zwischen die Knie zu halten, hüpfte er einfach drüber. So erschien er am Tage von Pjetkins Abfahrt in den Westen im Moskauer Zentralbüro des russischen Reiseunternehmens ›Intourist‹ und sagte zu dem Mädchen, das ihn über die Theke mit Abscheu musterte:
    »Mein Täubchen, du glotzäugiges Luderchen, schreib mir eine Karte aus nach Helsinki. Ich will in den finnischen Saunas die Weiberchen begeistern.«
    Das Mädchen, es hieß Natalja, holte tief Luft, verschwand im Hintergrund durch eine Tür und holte den stellvertretenden Leiter. Dieser Mensch, groß, hager, mit traurigen Augen, kam sofort in die Schalterhalle, betrachtete den Zwerg vor der Theke und räusperte sich.
    »Ausfuhr von Tieren genehmigt nur das Exportministerium«, sagte er.
    »Ich weiß es, Genosse.« Marko lehnte sich an den Schalter. »Sie tragen das Brandzeichen für Ochsen ja noch am Arsch. Darum spreche ich mit Ihnen wie ein Freund und spucke Ihnen nicht ins Gesicht. Wie ist es nun mit einer Fahrkarte nach Helsinki?«
    »Als Tourist?«
    »Was sonst? Ich will dort keine Flöhe fangen.«
    »Mit dem Flugzeug?«
    »Bin ich Stroganoff, der Große? Mit dem Zug, dann mit einem Boot übers Meer, wenn es keinen Landweg gibt. Die billigste Tour. Ich habe für diesen Ausflug ganze zehn Jahre lang gespart.«
    »Und warum gerade Finnland?«
    »Der Mädchen wegen, Genosse. Ich bin ein Ästhet. Ein blonder nordischer Körper entlockt mir Beglückungsschreie.«
    »O Himmel!« Der stellvertretende Leiter von »Intourist« verzichtete auf weitere Gespräche mit Marko. Er blätterte in einem dicken Buch, sah Listen durch und drückte dann das Kinn an den weichen Hemdkragen. »Sie haben unverschämtes Glück, Genosse. Es fährt eine Reisegruppe in vier Tagen nach Helsinki. Ein Platz ist noch frei. Vierzehn Tage Rundreise. Helsinki – Tampere – Turku – Pori – Rovaniemi … eine herrliche Fahrt.«
    »Ich buche.« Marko legte ein Paket Rubel auf die Theke. »Ist etwas Besonderes zu beachten?«
    »Ja, entfernen Sie sich nicht von der Reisegruppe. Die Finnen könnten Sie sonst als Urtier einfangen und in einen Zoo bringen.«
    »Genosse, ich lobe Ihre Freundlichkeit.« Marko faßte schnell in den Schlips des Genossen Tschembanskij, so hieß der lange Mensch, zog ihn mit einem Ruck über die Theke und küßte ihn auf die Nase. Das war schlimmer, als hätte er gespuckt … der Liebkoste schnellte zurück, warf die Arme hoch und rannte zurück in sein Büro.
    Nach einer Stunde erhielt Marko seine Fahrkarten, Zollscheine, Paßeintragungen und was man alles braucht, um in ein anderes Land zu reisen, bedankte sich bei Natalja, nannte sie ein rundärschiges Kälbchen und verließ frohen Mutes das Büro von ›Intourist‹.
    Überschlagen wir die Reise nach Helsinki – sie brachte keine Abenteuer für Marko. Während die anderen Genossen seiner Reisegruppe fotografierten und über alles diskutierten, was sie am Wege sahen, hockte Marko Borissowitsch Godunow still auf seinem Platz im Zug, stand auf dem Schiff an der Reling und starrte ins Wasser und wurde erst munter, als er den Boden von Helsinki betrat.
    Hier verschwand er auf eine einfache Art: Er betrat eine öffentliche Toilette, wartete, bis die anderen Genossen im Reisebus saßen und verließ den kleinen Urinpavillon auf der anderen Seite. Er setzte sich in einem Lagerhaus hinter eine Kiste, auf der in Englisch ›Schrauben‹ stand, wartete bis zum Abend und ließ sich dann mit einem Taxi in die Stadt fahren. Er fand ein kleines Hotel, mietete das billigste Zimmer mit einem Blick auf einen Hof, ließ sich ein einfaches Essen – eine Fischsuppe – aufs Zimmer bringen und lag dann auf dem Bett, dachte an Kischinew und Moskau, Issakowa und Chelinograd, Workuta und an die ganze Zeit mit Igor und Dunja und wußte, daß er Igor nie wiedersehen würde. Das Leben war zu Ende gegangen … nur noch die eine Aufgabe, Dunja in den Westen zu bringen, dann würde Marko Borissowitsch Godunow wieder

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