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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schrecklich gegen dich sein?« Sie reckte sich. Ihre Brüste, weiße, schimmernde Kugeln, sprengten die Jacke und schoben sie auseinander. »Haben alle gesagt: Die Dussowa ist ein Satan, was? Ein Teufelsdreck! Gewarnt hat man dich? Ich weiß es, ich weiß es … Blicke kann man lesen wie ein Buch, mein starkes Stierchen. Tausendfachen Tod wäre ich schon gestorben, wenn jeder mörderische Blick mich aufgeschlitzt hätte. Sie hassen mich alle hier, alle, ohne Ausnahme. Die Sträflinge, die Soldaten, der Kommandeur, der Lagerverwalter, die Offiziere, die Natschalniks, die Obmänner. Sogar die Hunde hassen mich … das will etwas heißen. Und du fragst nicht warum? Du hörst dir das an, mein Wölfchen, und hast vielleicht Angst vor mir? Sieh mich an – los – betrachte mich genau! Bin ich ein Kloß Dreck? Habe ich das Gesicht eines Schweins oder hängen mir Kuheuter von den Rippen? Sind meine Beine krumm wie ein Sarazenensäbel? Sind das die Hüften eines Hammels oder einer Frau? Habe ich einen Hintern wie eine Kalmückenstute? Nun, sag es schon, bleib nicht stumm!«
    »Sie sind eine Frau, Marianka Jefimowna, bei deren Schöpfung die Natur von vollkommener Schönheit träumte.«
    »Das hast du wundervoll gesagt, mein Kerlchen«, sagte die Dussowa dunkel.
    »Und doch sind Sie eine Frau, bei der man an das Spinnenweibchen denkt, das nach der Liebesnacht ihr Männchen tötet und auffrißt.«
    »So bin ich?« Sie lehnte den Kopf an Igors Hüfte, ihre Finger krallten sich noch immer in sein Fleisch. Wenn er sich bewegte, ganz vorsichtig, verstärkte sie den Druck, und ihre Nägel drangen wieder in seine Muskeln. »Niemand weiß, wie ich bin. Niemand. Es ist die Geschichte einer Umfunktionierung. Ich sollte sie dir erzählen, aber dazu braucht man Zeit, viel Zeit. Fünfzehn Jahre stecken in dieser Geschichte.« Der Scheinwerfer wanderte weiter, Dunkelheit glitt schwer ins Zimmer zurück. Vom Haupttor schallten laute Stimmen.
    »Sie haben doch einen Menschen erschossen!« sagte Igor heiser.
    »Einen Hasen. Sie streiten sich, wem er gehört.«
    »Wir sollten nachsehen.«
    »Nein!« Fast ein Aufschrei war das. Sie warf den Kopf in den Nacken, stemmte die Beine gegen die Dielen und starrte Igor an. Ihre Brüste zwischen der gespreizten chinesischen Jacke schienen zu wachsen. »Kein Lager … keine Gedanken an die Kerle da draußen … Ich will nichts hören von diesen Ratten, nichts hören und sehen … Igor, Igoruschka, verstehst du das nicht? Eine halbe Nacht lang will ich eine Frau sein, einfach eine Frau. Oh, wie ich sie beneide, die Bauerntröpfe, diese breithüftigen Kühe, die nichts im Kopf haben, sich ins Bett legen oder auf den Ofen und die Beine spreizen. Was bin ich gegen sie? Bin ich überhaupt noch eine Frau? Wann war das letztemal ein Mann bei mir? Vor Monaten oder vor Jahren? Ja – ich bin die gefürchtete Dussowa – aber ich will endlich auch eine Frau sein! Verstehst du das?«
    Igor schwieg. Was ist das für eine Frau, dachte er erschrocken. Ihre Leidenschaft macht sie unberechenbar. Wer in ihre Hände kommt, zerbricht.
    »Du sagst nichts?« fragte sie.
    »Was soll man dazu sagen, Marianka Jefimowna?«
    »Du könntest sagen: Ich verstehe dich. Leg dich hin, mein Liebling, und sei wie diese gackernden Bauernhuren …« Mit einem Ruck riß sie ihm die Schlafanzughose herunter. Pjetkin machte einen Sprung zurück, bevor sich ihre Nägel wieder in sein Fleisch schlagen konnten. Er taumelte gegen den Bettpfosten und zog schnell die Hose wieder hoch.
    »Sind Sie verrückt, Marianka?« rief er. »Eine herrliche Frau sind Sie, man braucht das Ihnen nicht zu sagen … aber wir sollten Kollegen sein, weiter nichts.«
    »Schämst du dich, weil ich dich jetzt nackt gesehen habe? O mein junges Wölfchen!« Sie lachte dunkel, warf sich rücklings auf das Bett und zog die Beine an. Ihre schweren Brüste rutschten zur Seite, ein Anblick, der das Blut in die Schläfen trieb. »Was ist ein nackter Mann? Jeden Morgen sehe ich sie … einen ganzen Haufen … da stehen sie herum, in langer Reihe, eine weiße, nach Schweiß stinkende, verkrümmte, knochige, schafsäugige Mauer, und ich gehe vorbei, tippe jeder dieser Riesenwanzen gegen die blöde Stirn und schreie sie an: Arbeitsfähig! Arbeitsfähig! Arbeitsfähig! Dann heulen sie wie Hunde, und man treibt sie in den Wald, zum Sägewerk, an den Fluß zum Dammbau. Damit ist meine Hauptarbeit beendet … und ich habe Zeit, viel Zeit, über mich selbst nachzudenken. Das ist

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