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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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öffnete gerade die Blase und griff den Stein mit der Pinzette, als die Dussowa in den OP platzte und an den Tisch trat.
    »Zurück!« fauchte Pjetkin sie an. »Sie sind nicht steril.«
    »Und wie steril ich bin! Kennen Sie etwas Sterileres als mich?« schrie die Dussowa heiser. »Einen neuen Kollegen haben wir bekommen! Brille und sonst nichts! Wenn ich tief atme, hängt er mir als Tropfen unter der Nase! So etwas wagt man uns zu schicken! Wissen Sie, was er im Gepäck mit sich herumschleppt? Fünf Bände ›Sagen der Völker‹! Ich habe ihn zum Leiter der Quarantänestation ernannt. Dort kann er auf den Paraschas sitzen und den Verlausten seine Märchen vorlesen.« Sie beugte sich vor, blickte in die geöffnete Blase und auf den großen grünweißen Stein. Der Operierte schnarchte. Marko kontrollierte die Narkose und den Puls. Sogar Russlan war da, stand in einem weißen Kittel neben Igor und assistierte. »Wie in einer Universitätsklinik«, sagte sie rauh. »Man wird es Ihnen kaum danken.«
    Sie trat zurück, lehnte sich an die Wand und beobachtete den Fortgang der Operation. Keinen Blick ließ sie von Pjetkin.
    Am Abend lieh sich Pjetkin von der Wache vor dem Tor ein Motorrad und fuhr nach Issakowa. Man gab ihm das Fahrzeug ohne Zögern, blinzelte ihm kameradschaftlich zu und sagte verschmitzt: »Seien Sie nicht zu wild zu ihr, Genosse Doktor …« So war es überall, wo Pjetkin sich sehen ließ, der Feind der Dussowa war der Freund aller.
    *
    Eine Stunde später war das Unglück da. Die Dussowa suchte Dr. Pjetkin. Sie trug einen gelben mongolischen Morgenmantel. Schamlos lief sie im Krankenhaus herum, ohrfeigte die glotzenden Kranken, jagte die Sanitäter durch alle Stationen und schrie mit ihrer metallenen Stimme: »Wo ist Pjetkin? Ist er Gas, das verfliegt? Sucht ihn, los, sucht ihn! Ein wichtiger Anruf für ihn ist gekommen!«
    Das war zwar eine Lüge, aber wer forscht so etwas in dieser Stunde nach? Es war Marko, der Klarheit in die Dinge brachte. Auch bei ihm erschien die Dussowa wie ein gelber Wüstensturm. Marko lag bereits im Bett und las ein Buch. Es behandelte sein Lieblingsthema: Anatomie.
    »Das Doktorchen ist fortgefahren«, sagte Marko und klappte den Band zu. Er steckte ihn hinter sich wie ein Kopfkissen und blinzelte den Morgenrock der Dussowa hinauf. Er klaffte vorn auf, weiß leuchteten die stämmigen geraden Beine.
    »Was heißt fortgefahren?« schrie der schwarze Satan.
    »Da gibt es verschiedene Auslegungen, Schwesterchen. Der eine fährt zu Großmütterchen, um ein Täßchen Tee zu schlürfen, der andere rund um die Welt. Dieser fährt zur Hölle, jener ins Glück. Das Doktorchen, so scheint's mir, ist geradewegs ins Glück gefahren.«
    Die Dussowa verzog den Mund, als schmerze etwas in ihrem Leib, und setzte sich auf das Bett. »Zu seinem Hürchen ist er, was?« fragte sie dumpf grollend.
    »Ein goldenes Täubchen ist's fürwahr.« Marko rollte schwärmerisch die Augen. »Man kann ihn beglückwünschen.« Er blinzelte die Dussowa an, ließ seinen frechen Blick über ihren Morgenmantel streifen, betrachtete eingehend die verführerische Wölbung ihrer Brüste, die nackten Beine und dann ihr in Wut zerflossenes, vulkanisches Gesicht. »Ich liebe Igor wie mein Söhnchen«, sagte er danach. In seiner Stimme klang Warnung auf. »Ein kluger Mensch ist er, begabt, ein Genie, möchte man fast sagen. Und nun versauert er in einem Arbeitslager! Mitleid sollten Sie haben, Schwesterchen.«
    »Nenn mich nicht immer Schwesterchen, du schielender Bock!« schrie die Dussowa. Sie schlug mit den Fäusten auf die Bettkante und zermarterte sich in Eifersucht. »Was hast du da gelesen?«
    »Anatomie. Die Lehre, wie man Menschen zerteilt.« Marko lachte verhalten. Er griff hinter seinen Kopf, holte das Buch hervor und schlug es in der Mitte auf. »Da ist das Kapitel von den Eingeweiden, Schwesterchen.«
    »Halt das Maul, aufgeblasener Frosch!« zischte die Dussowa. Sie schlug Marko das Buch aus der Hand. Es flog mitten ins Zimmer und blieb mit den Seiten nach unten liegen.
    Godunow strich sich mit beiden Händen über den kahlen Schädel. »Ein unfeiner Vergleich, Schwesterchen«, sagte er wie beleidigt. »Ein Frosch hat Ihnen nicht solche Dinge anzubieten wie ich.« Und ehe die Dussowa ihm eine neue Beleidigung an den Kopf werfen konnte, schlug er flugs seine Decke zurück und präsentierte sich ihr, wie man einen Säugling sieht, bevor er gewickelt wird.
    »Hat man schon solch ein Schwein gesehen?« Die

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