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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für Sie, Pjetkin: Arbeiten und die Karriere erklettern, die man mit Ihnen plant. Und nur medizinisch denken, nur absolut medizinisch … verstehen wir uns?«
    Pjetkin nickte.
    »Ich werde ein unbequemer Mensch sein«, sagte Pjetkin und gab die Wodkaflasche an Trebjoff zurück. »Ich habe einen anderen Begriff von Freiheit.«
    »Lassen wir doch die Zeit sprechen, Igor Antonowitsch. Zunächst werden Sie operieren, daß Ihnen die Mulltupfer aus den Ohren herauskommen! Auf der Warteliste stehen neununddreißig Krebsfälle, sieben Nieren, zwölf Gallen, fünf Magengeschwüre, zehn Zysten und Myome und dreizehn Struma.
    Die täglichen Unfälle rechnen wir gar nicht mit. Für diesen Berg an Operationen stehen Ihnen zur Verfügung: Vier Assistenzärzte, zwei Anästhesisten, zwei Instrumentenschwestern und ein Oberarzt. Den nenne ich zuletzt, weil er ein Rindvieh ist. Aber sein Vater bekleidet einen Posten in der Akademie der Wissenschaften von Kasakstan in Alma-Ata. Sie brauchen ihn nicht besonders zu behandeln … er hat gar nicht den Ehrgeiz zu operieren. Er trinkt und hurt lieber. So, und jetzt zeige ich Ihnen Ihr Zimmer, Igor Antonowitsch …«
    Irgend jemand hatte das Gepäck, das Marko im Flur hatte stehenlassen, schon ins Zimmer gebracht. Auch eine Überraschung erwartete Pjetkin: Auf dem Tisch neben dem Bett standen in einer Vase drei dicke rote Rosen.
    »Das fängt gut an, Igor Antonowitsch! Rote Rosen! Wen kennen Sie schon in Chelinograd?«
    »Niemanden.« Pjetkin lachte. Vielleicht war es Marko, dachte er. Von ihm wollte er später sprechen, wenn er Trebjoff besser kannte. »Lassen wir uns überraschen.«
    Am nächsten Morgen um acht Uhr versammelte Pjetkin alle Ärzte der chirurgischen Abteilung um sich. Trebjoff stellte ihn vor als den neuen Chef, Pjetkin hielt eine kurze Ansprache über gute Zusammenarbeit, begrüßte den nach Alkohol duftenden Oberarzt besonders freundlich, was dieser wohlwollend vermerkte, und übernahm dann die erste Operation des Tagesplanes, eine Nierenresektion.

A CHTZEHNTES K APITEL
    Eine Woche lang hörte und sah Pjetkin nichts von Marko Borissowitsch Godunow. Er schien verschollen, und Pjetkin machte sich Sorgen um ihn. Aber plötzlich war Marko da, lauerte ihm am Nachmittag im Garten des Krankenhauses auf, weil keiner auf normalem Weg ihn zu dem Chefchirurgen vorließ und niemand glaubte, daß er mit Pjetkin befreundet war. So wartete Marko also hinter breiten Rotdornbüschen, bis Pjetkin im Garten spazierenging. Er tat das jeden Mittag nach dem Essen … für einen wertvollen Rubel Bestechungsgeld hatte Marko das vom Gärtner erfahren.
    »Mein Marko!« rief Pjetkin und breitete die Arme aus, als Godunow aus seinem Versteck hüpfte und über den Rasen lief. »Noch ein paar Tage und ich hätte die Miliz gebeten, dich zu suchen. Wo steckst du? Was hast du bisher gemacht?«
    Sie setzten sich auf eine Bank, und Marko ergriff Pjetkins Hand und streichelte sie, als habe er einen Sohn wiedergefunden. Die Geschichte Markos ist schnell erzählt. Nachdem er Pjetkin im Krankenhaus abgeliefert hatte, war er sofort zur Stadtverwaltung gegangen und hatte sich bei den zuständigen Beamten vorgestellt. Er fing ganz unten bei der Müllabfuhr an, dann beim Gartenbauamt, beim Elektrizitätswerk, bei der Friedhofsverwaltung und schließlich beim Bauamt. Es war nichts zu machen. Godunow verließ jedes Zimmer mit einer feuchten Antwort, denn er spuckte die Beamten wortlos an, und nach zwei Tagen verbot man ihm das Betreten des Stadthauses und drohte mit der Miliz. Godunow wandte sich der Umgebung von Chelinograd zu. Und hier, in der Steppe am Fluß Ischim, glückte es. Eine staatliche Hühnerzucht suchte noch einen Betreuer für 7.000 Hennen. Das war – wenn man es als Laie betrachtete – eine schöne Aufgabe. Futter streuen, warten, bis die Eier gelegt sind, die Eier einsammeln, nach Größe ordnen, und schon hat man Feierabend, kann in der Sonne liegen und sich pflegen.
    Aber ein Haken war doch dabei, Genossen vom grünen Tisch hatten eine Norm festgelegt, die unbedingt erfüllt werden mußte. Pro Tag soundsoviel Eierchen, das war Pflicht. Wurde das Soll nicht erfüllt, verlangte man einen Bericht und zog dem armen Hühnerbetreuer einige Prozente vom Lohn ab. Marko erlebte es gleich in der ersten Woche … er fütterte die Hühner genau nach Plan, hielt den Stall sauber, kümmerte sich um die neueste Erkenntnis der Tierpsychologie, daß Musik anregend wirkt und spielte deshalb die bereitliegenden

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