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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorsichtig werden ließ, als sie die Tür öffnete. Dann knipste sie das Licht an, blieb in der offenen Tür stehen und sah sich um. Auf den ersten Blick war das Zimmer leer … das Bett in der Nische beachtete sie nicht; wer kommt auch auf den Gedanken, Besucher im Bett zu suchen. Sie schloß die Tür, drehte den Schlüssel herum und zog den weißen Arztkittel aus. Darunter trug sie nur ein Höschen und einen knappen Büstenhalter, der die volle Brust kaum zu bändigen vermochte.
    »Soviel Entgegenkommen hätte ich nie erwartet«, sagte Tschepka, dieser Teufelssohn, aus dem Bett.
    Dunja fuhr herum und ergriff mit einer bewundernswerten Reaktionsschnelle die leere Limonadenflasche.
    »Zuerst die Tür verriegeln, dann das Entblößen eines Körpers, von dem die Dichter unsterbliche Verse singen würden … Dunja Dimitrowna, Sie überfallen mich mit Ihrer Wildheit …«
    »Stehen Sie auf!« sagte Dunja mit kalter Stimme. »Ich habe gewußt, daß es einmal so kommen würde. Seit drei Wochen schleichen Sie mir nach.«
    »Sie haben es bemerkt? Das ist der Funke, der zünden kann, Dunjenka. Ich verzehre mich vor Sehnsucht. Und Sie sind eine Frau, der die Liebe aus den Poren dringt. Ihre Haut atmet Lust. Welch eine Eruption, wenn Sie und ich zusammentreffen! Dunja … ich lese die Sehnsucht in Ihren Augen …«
    »Erwarten Sie nicht, daß ich um Hilfe rufe.« Dunja umfaßte die Flasche und wog sie in der Hand. Ganz ruhig sprach sie, wie bei einer angenehmen Unterhaltung, in der man vom Theater spricht, von einem neuen Buch oder von einem warmen Sonntag am Ufer des Baikalsees. »Wir haben es am Amur gelernt, mit den Gefahren zu leben. Ich habe die Wölfe mit einem Knüppel weggejagt, und einem Bären habe ich einen Hammer an den Kopf geworfen. Jetzt habe ich eine Flasche, um ein Schwein zu vertreiben. Das genügt mir. Stehen Sie sofort auf!«
    »Sie werden sich wundern, wenn ich aufstehe.« Tschepka lachte gemein. Er schlug die Bettdecke zurück und bot sich Dunja in voller Nacktheit dar. »Was nun?« fragte er und kreuzte die Arme hinter dem Nacken. »Wollen Sie mich aus dem Bett reißen? Ich wiege 189 Pfund und die sind schwer zu bewegen. Überlegen wir gemeinsam, Dunjenka: Mit Worten werden Sie mich nicht von der Matratze bringen, Gewalt würde Gegendruck erzeugen, und da ist eine Frau immer im Nachteil; rufen Sie um Hilfe, wird man Sie auslachen, denn ich werde so liegenbleiben und sagen: ›Genossen, geht wieder hinaus! Sie hat nur aufgeschrien, weil sie auf so viel Männlichkeit nicht vorbereitet war.‹ Man wird Ihnen zublinzeln und antworten: ›Es gibt Möglichkeiten, diesen Stolz zu brechen!‹ – und wieder werden Sie allein sein. Wir sollten gemeinsam über dieses Problem nachdenken: Kommen Sie her … das Leben ist so kurz und verteilt die Wonnen so ungerecht. Wir sollten weniger denken, als mit den Gefühlen genießen.«
    »Sie unterschätzen mich, Juri Dimitriwitsch«, sagte Dunja ruhig.
    »Wo sind Sie geboren?«
    »In Kiew.« Tschepka sah Dunja verblüfft an.
    »Dann wird Ihnen niemand übelnehmen, daß Sie die Mädchen von Amur nicht kennen. Stehen Sie jetzt auf und verlassen das Zimmer?«
    »Morgen, wenn die Sonne sich in der Angara spiegelt … eher nicht.«
    »Sie sind ein dämlicher Mensch, Tschepka. Auf diese Art haben Sie alle Ihre Frauen erobert?«
    »Ja. In jeder Frau versteckt sich ein ungeheuerlicher Paarungstrieb. Sie umkleiden ihn nur mit dem Mäntelchen der Scham. Aber das ist ein dünner Stoff … er zerreißt beim ersten festen Griff und zerfällt zu Staub. Dunjenka, befreien Sie sich vom Moder der Moral …«
    »Ich werde mich vom Gestank eines Bockes befreien. Am Amur genügt eine einfache Peitsche, und er läuft, als brenne ein Büschel Stroh auf seinen Rücken. Welch ein hirnloser Mensch sind Sie doch, Juri Dimitriwitsch!«
    Sie machte vier Schritte vorwärts, stand vor dem Bett und blickte mit kalten Augen auf Tschepka. Dann hob sie die Limonadenflasche, und ehe Tschepka sich wegrollen konnte, schlug sie ihm damit über den Kopf, das Glas zersplitterte und der Boden der Flasche stak plötzlich wie eine Krone in der Schädeldecke und leuchtete wie ein riesiger Diamant. Ein Blutschwall überflutete den nackten Körper. Tschepka streckte sich, stöhnte leise und verlor die Besinnung.
    Ohne Hast zog Dunja ihren Arztmantel wieder an, verließ ihr Zimmer und gab vom Flurtelefon aus Alarm für das Notoperations-Team, das immer bereitstand, in einem Raum neben den Operationssälen.
    »Eine

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