Heiss wie die Naechte Granadas
den Gedanken zurück und riss sich zusammen. Noch nicht.
Leise ging er in die Küche, holte sein Handy aus seiner Jacke hervor und wählte die vertraute Nummer. Fünf Minuten später unterbrach er mit grimmiger Miene die Verbindung. Carl hatte ihm nur mitteilen können, dass die beiden Ganoven noch immer auf freiem Fuß waren.
Ebenso leise ging er in den Wohnraum zurück und auf das Sofa zu. Und dieses Mal hielt er sich nicht zurück, sondern hob Liza hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
In schicker Wollhose und pinkfarbenem Kaschmirpullover wusch Liza sich einen Klecks Lippenstift vom Finger und trocknete sich die Hände ab. Sie war fertig, nur die Schuhe fehlten noch.
Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie strahlte regelrecht von innen heraus.
Die letzten fünf Tage waren einfach märchenhaft gewesen. Nick und sie waren Ski gefahren, hatten sich leidenschaftlichgeliebt und hatten einfach riesigen Spaß zusammen gehabt. Ihre ersten Versuche beim Snowboarding waren zwar nicht von Erfolg gekrönt, aber auf jeden Fall lustig gewesen. Und zum ersten Mal hatte sie Nick zusammen mit engen Freunden gesehen, zwei der Slalomfahrer mit ihren Frauen. Gestern Abend waren sie alle zusammen essen gegangen, Nick war entspannt gewesen, hatte viel gelacht und gescherzt. Diese Seite an ihm hatte sie bisher nicht gekannt, und sie war erfüllt von dem wunderbaren Gefühl, ihm endlich wirklich nahegekommen zu sein.
Auf bloßen Füßen kam Liza aus dem Bad heraus und ging in die Küche. Nick stand am Fenster und telefonierte mit dem Handy, und einen Moment lang erlaubte sie es sich, seine Statur in dem schwarzen Skianzug zu bewundern.
„Wirklich, Carl, es ist nicht nötig für dich, nach Spanien zu kommen. Ich meine es ernst, Carl. Nein.“ Nick unterbrach die Verbindung.
„Ah, der geheimnisvolle Carl Dalk.“ Belustigt vor sich hin lächelnd, ging Liza auf Nick zu.
Er schwang herum und sah ihr argwöhnisch entgegen. „Was hast du mitgehört?“
Seine harsche Frage überraschte sie. „Nicht viel“, erwiderte sie ehrlich, „nur, dass er nicht nach Spanien kommen soll. Wieso? Willst du nicht, dass ich deinen Freund kennenlerne?“ Sie lächelte verschmitzt. „Laut deiner Mutter ist er sehr attraktiv und sehr reich. Bist du etwa eifersüchtig?“
„Mach dich nicht lächerlich.“ Wieso war er so verärgert, wenn er doch eigentlich froh sein sollte? Carl hatte gute Neuigkeiten zu berichten gehabt: Die beiden Männer waren am Flughafen von der Polizei aufgegriffen worden, als sie in die Maschine nach Malaga steigen wollten, und saßen endlich hinter Gittern. Daidolas hatte wie bespro-chen seine Schätzung der Steine an den Mittelsmann in Marokko geleitet, der weiterhin von Nicks Leuten beschattet wurde. Jetzt mussten sie nur noch darauf warten, dass die Versicherung kontaktiert wurde und Henry Brown zurückkam, um das Geld in Empfang zu nehmen. Letzteres müsste in genau einer Woche geschehen.
Nick brauchte also nicht mehr ständig an Lizas Seite zu bleiben. Er konnte guten Gewissens am Paraskiing-Wettkampf teilnehmen. Warum also freute er sich nicht?
„Sollte nur ein Scherz sein“, versuchte Liza die grimmigen Falten auf seiner Stirn zu glätten. Wieso war die Stimmung so abrupt umgeschlagen? Wo war der leidenschaftliche Liebhaber geblieben, der sie noch vor einer Stunde zärtlich in den Armen gehalten hatte?
„Was ist daran lustig? Du kennst Carl gar nicht. Und wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, vergisst du seinen Namen ganz schnell wieder.“ Sie war noch lange nicht aus der Sache heraus. Man würde sie verhören wollen, und je weniger sie wusste, desto besser.
Sie verstand sein Verhalten nicht. Dennoch legte sie sanft die Hand auf seinen Arm und sah mit strahlend blauen Augen zu ihm auf. „Du bist so aufgeregt“, sagte sie leise. „Du solltest dich entspannen.“
„Diese Art von Entspannung suche ich jetzt nicht“, wies er sie brüsk zurück.
Entsetzt sah sie ihn an. Schmerzhaft wurde sie daran erinnert, was Nick von ihr wollte: Sex, mehr nicht. Und es machte sie wütend, dass er offensichtlich davon ausging, jede Berührung würde automatisch dazu führen.
„Das überrascht mich.“ Es hatte einen Moment gedauert, aber sie hatte ihre Selbstbeherrschung wiedergefunden. Kalte Rage brodelte in ihr. „Ich hätte gedacht, ein Mann wie du, bei deinem unersättlichen Appetit …“
„Ein Mann wie ich?“, fiel er ihr ins Wort. „Unersättlich?Da spricht gerade die Richtige. Du hast doch etliche
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