Heiss wie die Naechte Granadas
Liebhaber verschlissen.“
Seine Worte wirkten auf sie wie das rote Tuch auf den Stier. „Du hast wirklich Nerven!“, fauchte sie. „Dein Adressbuch gleicht bestimmt einem Band der Encyclopaedia Britannica! Und nein, ich habe nicht etliche Liebhaber gehabt, wie du es nennst, sondern nur einen!“
„Und wer war das?“, fragte er zynisch. „Henry Brown?“
„Niemals! Bist du verrückt geworden? Henry ist mein Chef und zudem verheiratet!“ Erstens war sie beleidigt, dass er von ihr dachte, sie würde ohne Weiteres mit einem verheirateten Mann schlafen, und zweitens hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie ein harmloser Kommentar über ein Telefongespräch zu einer Debatte über ihr früheres Liebesleben – eher den Mangel desselben – führen konnte.
„Wer dann?“ Er war unendlich erleichtert. Sich Liza und Brown zusammen vorzustellen, war ihm ein Graus.
„Nicht dass es dich etwas anginge, aber … mein Verlobter.“ Still fragte sie sich, ob sie jetzt wirklich allen Ernstes meinte, es sei ein Zeichen für Nicks echtes Interesse, weil er sie nach ihren Liebhabern fragte.
„Du warst verlobt?“ Davon hatte seine Mutter nie etwas erwähnt! „Wie lange?“
„Volle drei Tage“, gab sie trocken zu. „Unsere erste Nacht zusammen war ein Desaster. Deshalb blieb es auch die einzige. Ich dachte immer, ich sei frigide.“ Liza sah seine völlig perplexe Miene und lief rot an.
Dann warf Nick den Kopf zurück und lachte laut heraus. „Schon wieder ein Witz.“
Natürlich, einem Mann mit seiner Erfahrung musste sie ja wie eine Idiotin erscheinen! Wut schoss in ihr hoch. „Wirklich lustig, ha ha! Nein, diesmal ist es kein Scherz. Eigentlich sollte ich dir dankbar sein, dass du mir das Gegenteil bewiesen hast. Immerhin werde ich von jetzt an keineAngst mehr haben, mich mit Dutzenden von Männern einzulassen, wenn ich von hier abfahre.“
Und mit diesem Seitenhieb machte sie sich daran, das Geschirr vom Tisch abzuräumen.
Jetzt ergibt ihre anfängliche Verlegenheit und ihr Zaudern beim ersten Mal auch Sinn, dachte Nick. So als sei sie schockiert über sich selbst. Er war also derjenige, der sie in die Wunderwelt der Sinnlichkeit eingeführt hatte, und er war sehr froh darüber. Sie hatte wirklich schnell gelernt. Aber er würde den Teufel tun und sie ihre neuen Erfahrungen mit anderen Männern teilen lassen. Allein die Vorstellung brachte ihn in Rage.
„Ich muss gehen. Ich will mir das Slalomrennen ansehen“, meinte er brüsk. „Wenn ich dich zur Skihütte mitnehmen soll, musst du dich beeilen.“ Er sah auf seine Uhr. „Ich gebe dir fünf Minuten. Du kannst natürlich auch hierbleiben und dich ausruhen, wenn dir das lieber ist.“
Wenn ihr das lieber war? Wann hätte er sich je dafür interessiert, was sie wollte? „Ich …“, setzte sie trotzig an, kam aber nicht weit.
„Fünf Minuten“, wiederholte er und ging hinaus.
Um den Zusammenprall mit einem Kind zu vermeiden, wich Liza mit einem scharfen Schwung aus und landete prompt auf dem Rücken im Schnee. Jetzt reichte es ihr, für heute hatte sie genug!
Sie rappelte sich auf, schnallte die Skier ab und machte sich auf den Weg zur Skihütte. Als sie zusammen auf der Piste angekommen waren, hatte Nick sich mit dem knappen Kommentar von ihr verabschiedet, er würde sich heute nach einer Abwechslung umsehen. Und allein machte es keinen Spaß, immer und immer wieder den gleichen Abhang hinunterzujagen.
Liza steckte ihre Skier vor dem Gebäude in den Schneeund ging weiter zur Aussichtsplattform. Vielleicht würde sie ja Nick irgendwo erspähen.
Überrascht stieß sie auf eine Menschenmenge, die sich dort versammelt hatte. Dennoch fand sie ein freies Fernrohr und suchte die Pisten nach Nick ab. Vergeblich.
Seltsam, all die Leute hatten die Fernrohre in die andere Richtung gedreht. Also drehte auch sie sich um, um herauszufinden, was da so interessant sein mochte.
„Um Himmels willen!“, entfuhr es ihr prompt. „Was machen die denn da?“
„Sie meinen die Verrückten da hinten? Paraskiing.“ Der Mann neben ihr half ihr freundlich, das Fernrohr in die richtige Stellung zu bringen. „Sehen Sie nach oben auf den Berggipfel, señorita. Von dort oben springen sie ab, und wenn sie Glück haben, kommen sie unten an, ohne sich den Hals zu brechen.“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Extremsport. Komplett loco.“
Entsetzt schnappte Liza nach Luft, als sie Nick in seinem schwarzen Skianzug dort oben erkannte. Ein schwarzer Fallschirm mit dem
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