Heiß wie die Naechte Siziliens
kleinsten Schnitzer erlaubt, wenn man davon absah, dass sie jeden Mann in ihrer Nähe mit einem einzigen Wimpernschlag in ihren Bann zog!
Wenn er versuchte, wie heute zu Hause zu arbeiten, war sie überall präsent. Angefangen bei dem dicken Strauß wilder Narzissen, der das gewohnte elegante Blumenarrangement in der Diele ersetzte, bis zu ihrem ganz speziellen Lachen … Rau und ein wenig atemlos bahnte es sich einen Weg in jede einzelne seiner Körperzellen.
Zu Gesicht bekam er sie so gut wie nie, und miteinander sprechen taten sie noch weniger. Trotzdem verfolgte ihn ihr Bild bis in die dunklen, einsamen Nächte, in denen er davon träumte, sie in seinem Bett zu verführen und nach allen Regeln der Liebeskunst zu verwöhnen.
Wenn er aufwachte, lag ihr süßer Geschmack auf seinen Lippen und den Laken, schien ihr exotischer Lilienduft anzuhaften. So sehr er sich auch bemühte, sie zu ignorieren, sie verfolgte ihn Tag und Nacht.
Wie sollte er nur weitere fünfundzwanzig Wochen ohne vernünftigen Schlaf auskommen? Ihm blieb nicht einmal die Option, sich woanders sexuelle Erleichterung zu verschaffen. Das verboten ihm sein Stolz und sein Ehrgefühl, selbst wenn es sich bei ihrer Ehe nur um eine Zweckgemeinschaft handelte.
Und mit seiner Frau konnte er nicht schlafen. Seiner quälenden Begierde nachzugeben würde bedeuten, sich von ihr völlig abhängig zu machen.
Ein gurgelndes Gelächter unterbrach seine Grübeleien.
Mit einer heftigen Bewegung schob Dario den Stuhl zurück und stand auf.
Alissas Lächeln wich einer seltsamen Anspannung. Es bedurfte nicht einmal Giorgios größer werdenden Augen oder dem Geräusch von Schritten auf dem Gartenpfad hinter ihr, um zu wissen, dass Dario im Anmarsch war.
Bisher hatte sie ihr Gefühl in dieser Hinsicht nie getäuscht, und auch das Kribbeln auf ihrer Haut war immer das gleiche, sobald er in ihre Nähe kam oder sie sich auch nur von ihm beobachtet fühlte.
Meist zog er sich gleich wieder ohne ein Wort zurück, während sie ihm mit hungrigen Blicken folgte. Diese alberne Schwäche frustrierte sie zutiefst, doch Alissa konnte nicht anders. Irgendetwas war an Dario – ihrem Mann – das ihn von allen anderen unterschied. Etwas Dunkles, Geheimnisvolles, Unwiderstehliches …
Und jetzt, da ihre Sorge um Donna sich allmählich einem glücklichen Ende zuneigte, gelang es ihr noch weniger, sich gegen Darios Anziehungskraft zu wehren.
Mit einem Lächeln und Nicken in Giorgios Richtung schlenderte Alissa anscheinend absichtslos in Richtung Strand weiter. Kurz hinter einer Piniengruppe stoppte sie Darios Stimme.
„Läufst du etwa vor mir weg, Alissa?“
Mit der Hand auf dem Geländer der Holztreppe, die zum Meer hinunterführte, blieb sie stehen. Er musste dicht hinter ihr sein, das sagten ihr seine warme dunkle Stimme und ihre eindeutige Reaktion darauf. Sie hasste es, wie ihr verräterischer Körper sie bei jeder Begegnung im Stich ließ, so sehr sie ihre Gedanken auch zu beherrschen versuchte. Langsam wandte sie sich um und verschränkte vorsichtshalber die Arme vor der Brust, da ihr leichtes Seidentop mehr zeigte, als es verbarg.
„Warum sollte ich das tun?“, fragte sie leichthin. „Ich habe doch nichts verbrochen.“
Der Anblick ihres Mannes, den sie fast ausschließlich in eleganten Businessanzügen kannte, warf sie fast um. In den verwaschenen engen Jeans zu dem weißen Leinenhemd, dessen aufgekrempelten Ärmel die braunen Unterarme zeigten, wirkte er ein wenig fremd und gleichzeitig so vertraut und herausfordernd sexy, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte.
Lieber Himmel! Sie müsste diesen Mann hassen, und stattdessen …
„Tja, warum also dann“, überlegte er anscheinend ernsthaft im Näherkommen. „Vielleicht, weil du dich des heißen Flirtens mit meinem Obergärtner schuldig gemacht hast?“
„Flirten?“, wiederholte Alissa mit erhobenen Brauen. „Unsinn, wir haben nur ein wenig geplaudert. Er hat mir von seinen Töchtern erzählt.“
Alissa mochte Darios Personal. Sie genoss dessen Freundlichkeit und die bereitwillige Gastfreundschaft, mit der es eine Fremde in ihrer Heimat willkommen hieß. Was sie allerdings immer noch irritierte, war die nahezu enthusiastische Ergebenheit der Angestellten gegenüber Dario. Ihre Loyalität und Bewunderung ging für Alissas Verständnis weit über ein normales Maß hinaus. Alle schienen ihren Boss nicht nur zu respektieren, sondern aufrichtig zu mögen.
Ganz besonders aber traf das auf Signora Bruzzone zu.
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