Heiß wie die Naechte Siziliens
die klebrigen Tangsträhnen aus ihrem Haar. Erst jetzt wurde sie sich ihres knappen Badeanzugs bewusst und mit einem sehnsüchtigen Blick in Richtung Meer überlegte sie fieberhaft, wie sie sich am besten tarnen konnte.
„Du willst doch wohl nicht schwimmen gehen?“, fragte Dario, der offenbar ihre Gedanken gelesen hatte. „Hier gibt es gefährliche Unterströmungen.“
„Nein, nein“, versicherte sie rasch. „Davor bin ich bereits gewarnt worden, aber wenn ich mit den beiden Rangen am Strand bin, ist ein Badeanzug nun mal das praktischste Kleidungsstück, wie ich sehr schnell gelernt habe“, haspelte sie nervös.
Dabei waren es keineswegs Sand oder Wasser, von denen sie sich momentan bedroht fühlte. Unter Darios verlangendem Blick bückte sie sich etwas unbeholfen, griff nach ihrem Pareo, einem farblich zum Badeanzug passenden großen Tuch, und schlang es mit zitternden Fingern um sich. Entschlossen verknotete sie es oberhalb des Busens, sodass es wie ein knielanges Kleid wirkte.
Trotzdem löste Dario den Blick nicht von ihr. Das sollte sie eigentlich beunruhigen, doch was Alissa fühlte, glich eher Triumph und Aufregung.
Was war nur los mit ihr?
Er wusste es! Das sah sie an dem zufriedenen, leicht amüsierten Zug um seinen Mund. Aber das war unmöglich! Sie konnte sich doch nicht in einen egoistischen Chauvinisten verliebt haben, der zudem noch ihr aufgezwungener Ehemann war … oder?
Als sie ihn erneut verstohlen betrachtete, hatte er sich, immer noch in der Hocke sitzend, wieder den beiden Mädchen zugewandt. Seine Arme lagen wie beschützend auf den schmalen Schultern, während er aufmerksam ihrem Geschnatter lauschte.
Dies war ein völlig anderer Mann als der, den sie bisher kennengelernt hatte. Freundlich, humorvoll, zärtlich. Ein Mann, der trotz seines Millionenvermögens und seiner wichtigen Stellung noch Zeit und Muße fand, sich mit den Töchtern seines Gärtners zu beschäftigen.
Einer von der Sorte, die ihr eines Tages vielleicht sogar die Angst nehmen und sie dazu verführen könnte, einem Mann zu vertrauen.
„Na kommt, ich glaube Alissa wartet bereits auf euch“, forderte er die Mädchen auf und erhob sich vom Boden. Unwillkürlich lächelte sie ihm entgegen, als er mit je einem Zwilling an der Hand auf sie zukam. Bestes Vatermaterial, schoss es ihr durch den Kopf, während sie versuchte, nicht zu sehr auf den bronzebraunen, durchtrainierten Körper zu starren.
„Ja“, bestätigte sie rasch. „Das Frühstück ist sicher längst fertig.“
Dario runzelte die Stirn. „Du frühstückst zusammen mit Giorgio und seiner Frau?“
Augenblicklich zog Alissa sich in ihr Schneckenhaus zurück. „Etwas dagegen einzuwenden?“, fragte sie steif und schob das Kinn ein wenig vor.
Zumindest auf seinem Grundstück war Darios Wort Gesetz, das wusste Alissa inzwischen. Und dazu gehörte auch der kleine Hof, in dem Giorgio und seine Familie lebten.
„Wenn sie dich einladen, ist das allein ihre Sache.“
„Gut“, murmelte Alissa und weigerte sich, die leichte Missbilligung in seiner Stimme wahrzunehmen. „Dann lass dich von uns nicht weiter aufhalten. Vormittags hast du ja meist besonders viel zu tun.“
Dario stand einfach nur da und wirkte seltsam unentschlossen. Dann beugte er sich noch einmal zu den Mädchen hinunter, und sagte etwas im örtlichen Dialekt, das Alissa nicht verstand, den beiden aber ein Kichern entlockte.
„Genieß dein Frühstück, Alissa“, murmelte er rau und wandte sich ab.
Grimmig und voller Sehnsucht schaute sie ihm nach.
Okay, er mochte also Kinder. Und sein Lächeln war einfach herzerwärmend.
Allerdings hatte er sie noch nie so angelächelt. Und warum? Weil sie Feinde waren. Doch leider waren sie auch Mann und Frau …
8. KAPITEL
Mit einer ungeduldigen Bewegung riss Dario sich die elegante Krawatte vom Hals und warf sie auf den nächstbesten Stuhl. Es folgten die kostbaren Manschettenknöpfe und auf dem Weg zum Balkon auch das Hemd.
Die schwüle feuchte Luft kündigte den heraufziehenden Sturm an, aber es war nicht das Wetter, das ihm unter die Haut ging.
Den ganzen Tag über hatte er vergeblich versucht, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, und am frühen Nachmittag frustriert aufgegeben. Seine Gedanken waren derart gefangen genommen, dass er kaum ein Wort vom morgendlichen Meeting mitbekommen hatte. Und alles nur wegen der Frau, die ihn Nacht für Nacht um den Schlaf brachte!
Wegen Alissa … seiner Frau !
Es gelang ihm einfach nicht, die
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