Heiß wie die Naechte Siziliens
Handtuch um die Schultern und massierte sie mit grimmiger Miene.
Langsam begann Alissas Blut wieder zu zirkulieren, und das haltlose Zittern ebbte ab.
„Tut mir wirklich leid“, versicherte sie noch einmal reuig. „Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen.“
„Mich!“ Die Massage geriet plötzlich so intensiv, dass Alissa ein kleiner Protestlaut entschlüpfte. Sofort wurden die Bewegungen wieder sanfter und behutsamer. „Du machst dir um mich Sorgen?“, fragte er ungläubig. „Nicht ich bin in Seenot geraten, sondern du. Und das, obwohl ich dich erst heute Morgen vor den gefährlichen Unterströmungen gewarnt habe! Und dann auch noch mitten in einem Sturm! Hast du die Wetteränderung denn gar nicht bemerkt?“
„Ich habe mich doch bereits entschuldigt!“, verteidigte sie sich.
„Entschuldigt! Du hättest ertrinken können! Weißt du überhaupt, wie knapp du eben dem Tod entkommen bist?“
Inzwischen fühlte Alissa sich gar nicht mehr sicher. Die Wut in seiner Stimme machte sie ganz starr. Lebenslange Lektionen männlicher Gewalt sorgten dafür, dass sich ihr Körper anspannte wie eine Stahlfeder. Blitzartig war sie auf den Beinen und zur Flucht bereit. Doch sie hatte sich überschätzt und taumelte gegen Darios Brust.
„Was ist nur los mit dir?“, fuhr er sie an. „Setz dich wieder, bevor du mir noch umkippst!“
Wie gefällt sank Alissa auf die Liege zurück. Verzweifelt über ihre Schwäche schüttelte sie dumpf den Kopf und ballte die Hände hilflos zu Fäusten. Als Dario sich zu ihr herabbeugte, zuckte sie so heftig zurück, dass er mitten in der Bewegung verharrte.
„Also, du bist wirklich die unmöglichste, widerspenstigste Frau, die ich je …“ Statt weiterzusprechen, hob er Alissa auf seine Arme und eroberte ihre bebenden Lippen mit einem harten Kuss, der keine Gegenwehr zuließ.
Und plötzlich hatte sie auch gar kein Verlangen mehr danach. Statt Panik erfasste sie sehnsüchtiges Begehren, und als sie sich wie eine Ertrinkende an seinen Hals klammerte, wurde sein Kuss noch intensiver und fordernder.
Irgendwann wandelte er sich dann zu einer zärtlichen Liebkosung, die Alissa unversehens Tränen in die Augen trieb. Nie zuvor hatte sie ein derart intensives und wechselhaftes Intermezzo der Gefühle erlebt. Von Todesangst zu kindlicher Geborgenheit … Von drohendem Horror zu lustvoller Begierde …
Was, zum Teufel, hatte ihn nur dazu getrieben, sich derart zu vergessen? Dario konnte es nicht fassen.
Alissa stand noch unter Schock und war fast ohnmächtig vor Erschöpfung. Sie hätte in der tosenden See ihr Leben verlieren können! In dem wütenden Meer, das sein schlimmster Feind war! Das ihm alles stahl, was ihm jemals etwas bedeutet hatte. Jede Menschenseele …
Instinktiv schlossen sich seine Arme noch fester um seine Frau.
War es da ein Wunder, dass er sich geschworen hatte, das Thema Liebe aus seinem Leben zu verbannen, um nie mehr so brutal verletzt zu werden? Der Anblick von Alissa, wie sie verzweifelt und voller Todesangst mit den Wellen kämpfte, brachte die grauenhaften Erinnerungen zurück, die er mit aller Macht verdrängt hatte. Sein Herz drohte auszusetzen bei dem Gedanken, dass er auch noch sie verlieren könnte.
Irgendwann fand er die Kraft, seinen Kopf zu heben und die Augen zu öffnen, und sah sich konfrontiert mit einem forschenden Blick aus azurblauen Augen. Ihre Lippen waren rubinrot und leicht angeschwollen von seinen Küssen. Auf ihren porzellanfarbenen Wangen blühten hektische rote Flecken – stumme Zeugen der plötzlich aufgeflammten Leidenschaft zwischen ihnen.
Was war er nur für ein Mann, dass er sich in einer Situation wie dieser derart gehen ließ? Seine heiße Wut war natürlich das Resultat der unerwarteten Nahtoderfahrung gewesen, aber das durfte nicht als Entschuldigung herhalten. Ob dieses kaum zu zügelnde Begehren, das ihn in den Fängen hielt, den gleichen Ursprung hatte? Und warum schlug sein Herz nur in diesem verrückten Stakkato?
Er fühlte … auf jeden Fall viel zu viel!
Eine Welle von Scham und Reue überflutete Dario. Seine Frau war traumatisiert, und er hatte nichts Besseres zu tun, als sie mit seinem Gefühlswirrwahr zu überfallen. Und was noch viel schlimmer war … Seit er Alissa ein wenig besser kannte, befürchtete er, seine bisherige Einstellung zu ihr revidieren zu müssen. Das, was er neu an ihr entdeckte, nötigte ihm Bewunderung ab und weckte seinen Beschützerinstinkt.
Wieder hob er Alissa hoch und registrierte mit
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