Heiss wie eine Sommernacht
eines Tieres unter dem Schlafzimmerfenster aus dem von Jasminduft erfüllten Garten in das Zimmer. Leise nur, doch es reichte, um Lucas aus dem Schlaf zu reißen.
In der Dunkelheit runzelte er die Stirn. In welchem Bett lag er hier? Und in welchem Zimmer? Einen Moment glaubte er, in seinem Penthouse in New York zu sein.
Bis er das zarte Gewicht in seinem Arm spürte.
Alyssa.
Sie lag halb auf ihm, ein Bein über seinem Schenkel, eine Hand auf seiner Brust. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, seidige Haarsträhnen streichelten über seine Lippen.
Lucas schloss die Augen. Sie fühlte sich so gut an. Warm. Weich.
Perfekt.
Aber wieso lag er in ihrem Bett? Er erinnerte sich daran, wie er aus der Klinik zurückgekommen war. Spät, voller Sorge und ausgelaugt. Alle im Haus schliefen längst, selbst Dolores. In seiner Jugendzeit war sie oft lange aufgeblieben, um zu sehen, ob er nicht noch etwas brauchte, auch wenn sie das nie zugab.
Lucas erleichtert es, dass sie heute nicht auf ihn gewartet hatte – was sie manchmal immer noch tat. Denn er war zu müde und aufgewühlt, um mit jemandem zu reden.
Also ging er zu seinem Zimmer, blieb jedoch vor Alyssas Tür stehen. Ob sie noch wach war? Ob sie daran dachte, was passiert wäre, wenn das Klopfen an der Tür sie nicht unterbrochen hätte? Er dachte unentwegt daran, selbst vorhin, während er bei seinem Großvater am Bett saß und dessen eiskalte Hand hielt.
Warum, in aller Welt, sollte sie noch wach sein? Und wieso interessierte ihn das?
Geh weiter, ermahnte er sich streng.
Und noch während er das dachte, drehten seine Finger am Türknauf, und er ging leise in das Gästezimmer.
Alyssa lag schlafend auf dem Himmelbett, Mondschein beleuchtete sanft ihr Gesicht. Ein Gesicht, auf dem der Ausdruck absoluter Erschöpfung lag.
Dafür war er verantwortlich. Seinetwegen hatte sie heute die Hölle durchlitten. Und doch sah sie unglaublich schön aus.
Lucas’ Herz floss über. Er wollte sie wecken und ihr sagen, dass es ihm leidtat. Wollte sich entschuldigen, weil er sie verängstigt und gezwungen hatte, mit ihm zu kommen.
Einzig ihren Kuss, der fast in einem Liebesakt gegipfelt hätte, bereute er nicht.
Er wollte sie. Und sie wollte ihn. Ihre ungekünstelte Leidenschaft und ihr Feuer raubten ihm den Atem. Diese Frau konnte schnurren wie ein Kätzchen und fauchen wie ein Tiger.
Hatte Felix sie deshalb für ihn ausgesucht? Es gab Dutzende von Frauen, die zur Auswahl standen. Zu einer sehr viel logischeren Auswahl. Europa wimmelte von Prinzessinnen und Gräfinnen, deren Familien sich vor Freude überschlagen hätten, wenn sie Lucas’ Liste von Titeln zu den ihren hinzufügen könnten. Und in Amerika fanden sich genügend junge Frauen, deren Väter ihn mit Kusshand als Schwiegersohn akzeptiert hätten, um ihrem Vermögen durch den Adelstitel etwas von dem Glanz des alten Europas zu verleihen.
Er kannte viele solcher Frauen, Europäerinnen, Amerikanerinnen – alle schön und sehr verwöhnt. Und sie alle beherrschten die Kunst, einem Mann zu gefallen.
So müde Lucas auch war, er musste doch schmunzeln. Denn davon wusste Alyssa nun wirklich nichts, dafür war sie zu stark, zu unabhängig und zu stolz. Er kannte keine andere Frau, die sich ihm so vehement entgegengestellt hätte.
Meinte Felix, dass diese Eigenschaften seinen Enkel bezauberten?
Neben ihrer Jungfräulichkeit?
An Letztere glaubte Lucas noch immer nicht. Jungfrauen gab es heutzutage so selten wie eine Henne mit Zähnen. Außerdem hielt er das Thema Unberührtheit für eindeutig überbewertet.
Er gehörte nicht der alten Schule an. Wenn man Männer nicht an ihrer Unschuld maß, warum dann Frauen?
Und plötzlich fragte Lucas sich, was er in diesem Zimmer tat. Ein Eindringling in Alyssas Zimmer. Es war nur – er war so schrecklich müde.
Und in diesem Augenblick flüsterte er ihren Namen.
Sie wachte sofort auf. Er rechnete damit, dass sie losschrie. Oder ihn zumindest lautstark aus dem Zimmer warf. Stattdessen erkundigte sie sich mit besorgter Stimme nach Felix.
Und als sie die Arme ausgebreitet hatte, da schien es wie das Natürlichste auf der Welt, sich neben sie zu legen, sie an sich zu ziehen und zusammen mit ihr einzuschlafen.
Inzwischen ganz wach, verlagerte Lucas sein Gewicht. Hellwach. Und sich der Frau, die praktisch auf ihm schlief, extrem bewusst. Ihrer Wärme, ihres Dufts …
Begehren rührte sich in ihm.
Jetzt wollte er keinen Trost mehr von ihr, sondern etwas ganz anderes. Innerhalb von
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